/ Katastrophe vor den Augen der Welt
Noch ein Vierteljahrhundert später stehen die Bilder der Explosion aus heiterem Himmel dafür, was trotz modernster Technik und größter Klugheit alles schiefgehen kann. Das Desaster der NASA war zudem die erste High-Tech-Katastrophe, die live und in Farbe im Fernsehen zu besichtigen war. Besonders schrecklich: Überall in den USA saßen Kinder vor dem Bildschirm, die den Weltraumflug der ersten Lehrerin im All bestaunen wollten. Christa McAuliffe, 37-jährige Sozialkundelehrerin aus Concord im US-Staat New Hampshire, sollte sogar eine Unterrichtsstunde aus dem Weltraum geben. Die NASA erhoffte sich davon, das nach den spektakulären Mondflügen erlahmte öffentliche Interesse an der Raumfahrt wiederzubeleben – nicht zuletzt angesichts drohender Etatkürzungen.
Das Space Shuttle Challenger explodiert kurz nach dem Start zu Mission STS-51-L vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida.
Die Katastrophe erschütterte das glänzende Image der NASA und den Glauben daran, dass Raumflüge so alltäglich wie Flugreisen werden könnten. Die Untersuchung des bis dahin schwersten Unglücks in der Geschichte der bemannten Raumfahrt offenbarte eine Raumfahrtbehörde, der mehr an der Einhaltung von Zeitplänen und der Öffentlichkeitsarbeit gelegen war als an Sicherheit und einwandfreien Entscheidungen.
Columbia
Fast genau 17 Jahre später, am 1. Februar 2003, verlor die NASA beim Absturz der „Columbia“ erneut sieben Astronauten – und viele stellten danach ernüchtert fest, dass sie aus dem „Challenger“-Unglück nichts gelernt habe. Der frühere Shuttle-Astronaut und spätere Politiker Bill Nelson machte „die Arroganz des NASA-Managements“ für beide Katastrophen verantwortlich. Die spätere Führung der Behörde habe aber ihre Lektion gelernt.
Ursache des „Challenger“-Unglücks waren schadhafte Dichtungsringe an einer der beiden wiederverwendbaren Feststoffraketen. Die Ringe waren durch die Kälte in der Nacht vor dem Start brüchig geworden. Warnungen von Ingenieuren des Herstellers Morton Thiokol, die sich wegen der eisigen Temperaturen gegen einen Start aussprachen, hatte die NASA-Führung in den Wind geschlagen. Wie die vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan einsetzte Untersuchungskommission feststellte, setzte sich schließlich auch das Management von Morton Thiokol unter dem Druck der NASA über die Empfehlung der eigenen Ingenieure hinweg und zog die Bedenken gegen einen Start zurück.
Shuttle-Ära geht zu Ende
So hob die „Challenger“ am 28. Januar 1986 um 11.38 Uhr Ortszeit (17.38 Uhr MEZ) von der Startrampe in Cape Canaveral ab. Es war der 25. Flug eines Shuttles und der zehnte der „Challenger“. Alles schien normal zu verlaufen. Doch 73 Sekunden nach dem Start explodierte plötzlich der Außentank mit den beiden Feststoffraketen, mit dem das Shuttle in der ersten Flugphase verbunden ist, in einem Feuerball und zerriss die Fähre. Die Trümmerteile stürzten einen Feuer- und Rauchschweif hinter sich herziehend in den Atlantik vor der Küste Floridas.
Die sieben Astronauten an Bord waren sofort tot: Kommandant Dick Scobee, Mike Smith, Judy Resnik, Ron McNair, Ellison Onizuka und Greg Jarvis – und die Lehrerin McAuliffe. Präsident Reagan sprach damals von einem „nationalen Verlust“. „Wir trauern um sieben Helden“, sagte er in einer Rede an die Nation.
Nach der „Challenger“-Katastrophe setzte die NASA alle weiteren Flüge von Raumfähren bis 1988 aus; die Shuttles wurden technisch überholt. Auch nach dem Absturz der „Columbia“ wurden der verbliebenen Flotte Zwangspausen verordnet, die auch den Ausbau der Internationalen Raumstation (ISS) verzögerten. Die letzten drei Raumfähren – die „Discovery“, die „Endeavour“ und die „Atlantis“ – sollen bis Ende Juni je noch einmal starten. Dann geht die 1981 begonnene Shuttle-Ära endgültig zu Ende.
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