„Wir haben einen schlechten Job gemacht“

„Wir haben einen schlechten Job gemacht“
(AFP/Fabrice Coffrini)

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Larry Fink, der CEO des weltweit grössten Vermögensverwalter schrieb ein Brief an die Chefs der Unternehmen, die im Besitz von Blackrock sind.

Der Brief beginnt mit der Nennung der Blackrock-Kunden. Fink schreibt, dass dies Personen wären, die mit ihren Investitionen an „ihre Rente oder die Ausbildung ihrer Kinder“ denken. „Dies sind die wahren Besitzer der Unternehmen“ an deren Chefs sich Larry Fink wendet. Des Weiteren schreibt er, dass es Blackrock nicht an den schnellen Profit ginge, sondern um „die langfristige Vermögenserstellung.“

4,9 Billionen Dollar

BlackRock wurde im Jahr 1988 von Laurence D. Fink gegründet und ist, mit einem verwalteten Vermögen von knapp 4,9 Billionen Dollar, der weltweit grösster Vermögensverwalter. Zu den Kunden gehören, laut eigenen Angaben Rentenfonds, Regierungen, Versicherungen, Stiftungen,Unternehmen und Banken. BlackRock handelt ausschließlich im Auftrag seiner Kunden und führt keine eigenen Wertpapier-Positionen. Der Konzern betreibt Tochtergesellschaften und damit verbundene Niederlassungen in vielen Bundesstaaten der USA sowie in Europa, darunter auch Luxemburg und Asien.

Er wies die Unternehmenschefs darauf hin, dass durch unterschiedliche Faktoren eine wachsende Gegenbewegung gegen die Globalisierung am Entstehen sei und, dass der technologische Fortschritt – die zunehmende Robotisierung – viele Arbeiter treffen würde. Er erinnerte die Unternehmenschefs an ihre wichtige Rolle in der Schaffung von Wachstum und Wohlstand für alle. Er glaubt, dass die „allgemeinen Vorteile der Globalisierung“ signifikant wären, trotzdem bestehe kein Zweifel, dass diese „ungerecht verteilt“ seien. „Die Globalisierung nutzt überproportional den hochqualifizierten Arbeitnehmer“, so Fink.

Ungerechte Verteilung

Diese Entwicklung würde sich in den kommenden Jahren verstärken. „Zusätzlich zu den ungleichen Lohnsteigerungen ist der technologische Fortschritt dabei den Arbeitsmarkt zu verwandeln.“ Millionen Jobs für geringqualifizierte Arbeitnehmer würden so verschwinden und neue für hochqualifizierte schaffen. Die Arbeitnehmer, die ihre Jobs verlieren, würden mit unzureichenden Ersparnissen in die Rente gehen. Dies sei teilweise auch dadurch geschuldet, dass immer mehr die Verantwortung der Zukunftsvorsorge von den Arbeitgebern auf die Arbeitnehmer abgewälzt würde.

„Wir sind der Meinung, dass es unbedingt erforderlich ist, dass die Unternehmen diese Entwicklung verstehen“, schreibt der Blackrock-CEO an die Unternehmenschefs. „Welchen Einfluss auf Ihre Strategie haben diese Veränderungen? Was planen Sie zu tun?“ Er erinnerte die Chefs, dass Blackrock ein Langzeitinvestor in diesen Unternehmen sei und dass das Unternehmen die Unternehmensführung sehr ernst nehmen würde. „Mit unserer Stimme und unseren Stimmrechten setzen wir uns für die langfristige Entwicklung der Firmen ein“, so Fink. Es ginge Blackrock darum, die langfristigen wirtschaftlichen Interessen ihrer Kunden zu schützen und der Vermögensverwalter würde nicht davor zurückschrecken sein Stimmrecht gegen die Direktoren und falsche, d.H. zu hohe Managmentvergütungen einzusetzen. (Larry Fink selbst hatte im Jahr 2015 rund 26 Millionen Dollar verdient und besitzt, laut mehreren Quellen knappe 340 Millionen Dollar.)

Gegen zu hohe Managmentgehälter

Die Unternehmen, die im Besitz der Kunden von Blackrock sind, sollten die Rolle ihrer Unternehmen in den Gesellschaften, in denen sie sich bewegen bewusst sein. „Eine globale Firma muss in jedem ihrer Märkte lokal denken“, so Fink. Er prangert in dem Brief die hohen Dividendenzahlungen an. Dies erstaunt, da der Gewinn von Blackrock eben gerade aus diesen Zahlungen stammt. „Wir glauben, dass die Unternehmen die Gewinnausschüttungen gegen Investitionen in das zukünftige Wachstum aufwiegen müssen.“

Auch wenn die Privatunternehmen die Herausforderungen der Zukunft nicht alleine meistern können hätten ihre Entscheidungen sehr wohl einen Einfluss auf die Gesellschaft. „Wir brauchen eine Regierungspolitik, die durch Steuerreformen und gestärkte Rentensysteme die Herausforderungen angeht.“ Die Unternehmen sollten sich auch mehr für die Renten ihrer Angestellten sorgen. „Die Rentenkrise ist kein unlösbares Problem“, so Fink. Auch die Finanzkompetenz der Arbeitnehmer müsse gestärkt werden, hier sieht er auch Vermögensverwalter wie sein eigenes Unternehmen in der Pflicht. „Als Industrie haben wir bisher einen schlechten Job gemacht“, schrieb Fink. Nun sei es an der Zeit, dass auch Vermögensverwalter ihrer Verantwortung bewusst werden und mit dazu beitragen die Rentenkrise zu lösen.