Wo andere jammern, will Join profitieren

Wo andere jammern, will Join profitieren
(Tageblatt/François Aussems)

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Vor sechs Monaten startete der Telekommunikationsanbieter Join in Luxemburg. Jetzt will das junge Unternehmen den Markt mit einer neuen Prepaid-Karte aufmischen.

Die Telekommunikationsunternehmen in Luxemburg und in anderen Ländern geraten unter Druck. Unter Druck, weil es Veränderungen im Gesetz gibt. In Europa gibt es Bestrebungen, einen einheitlichen Markt, was die Telefonanbieter angeht, zu schaffen“, sagt Join-Managing Director Pascal Koster. Europa hat derzeit dem Roaming den Kampf angesagt. Auch Zahlungen, die Anbieter erhalten, wenn Kunden anderer Anbieter ihre Kunden anrufen, wurden bereits abgeschafft.

„Die etablierten Anbieter klagen über Umsatzverluste von 10 bis 20 Prozent“, so Koster. „Wir bei Join sehen darin eine Gelegenheit und haben etwas geschaffen, das diese neuen Regeln ausnutzt“, sagt der Manager. „Es müssen neue Dienstleistungen her“, so Koster weiter. „Aber die existierenden Anbieter haben sichtlich Probleme damit, sich diesen neuen Modellen anzupassen.“

Er gibt ein Beispiel: „Die alten Anbieter versuchen Trends wie Skype, Facetime und WhatsApp eher zu bekämpfen. Wir als neuer Anbieter versuchen mit diesen neuen Akteuren auf dem Markt zu spielen.“

WhatsApp auch ohne Guthaben

Wie das aussehen kann, zeigt ein neues Produkt, mit dem Join sich derzeit auf den Markt wagt. Bei der „Banana-Sim“ handelt sich um eine Prepaid-Karte, die es dem Kunden erlaubt, im Internet zu surfen, zu telefonieren und SMS zu schicken. Ist das aufgeladene Guthaben aufgebraucht, funktioniert das – besonders bei Jugendlichen beliebte – Chat-Programm WhatsApp dennoch weiter.

Der Kunde kann dann zwar nicht mehr mit seinen Kontakten telefonieren, ist aber immer noch für seine Freunde erreichbar und kann weiter kommunizieren. Zwischen 30 und 35 Prozent der Handys in Luxemburg funktionierten mit Prepaid-Karten. „Die letzte Neuerung auf dem Gebiet der Prepaid-Karten gab es 2006 bei Vox“, so Koster. In Anbetracht der großen Anzahl an Prepaid-Karten in der Großregion könne man diese allerdings nicht ignorieren. Trotzdem: Eine Prepaid-Karte zu machen, gehörte eigentlich nicht zu den kurzfristigen Zielen des Unternehmens. Vielmehr sei die Idee entstanden, weil sich Kosters Bruder über die bestehenden Angebote am Markt beschwert habe.

Die damals von Join anvisierten Ziele für die ersten sechs Monate habe man alle erreicht, so Koster. Zum einen sei Join erfolgreich gestartet. Mit bislang 5.500 Abonnenten habe man, was die Anzahl der Kunden angeht, das Ziel überschritten. Der Umsatz pro Kunde liege mit 40 Euro im Monat weit über den 34 Euro, die angestrebt worden waren.

Auch bei der geografischen Expansion komme Join gut voran. Der Eintritt in den belgischen Markt scheint nur noch eine Frage der Zeit. Das Unternehmen rechnet damit, noch in diesem Jahr in Belgien seine Dienste anbieten zu können. Auch in Deutschland versucht Join Fuß zu fassen. Dort gab es auf dem Telefonmarkt zuletzt Fusionen. Die EU hatte verlangt, dass die in ihren Augen zu großen Telefonanbieter Kapazitäten an dritte Abgeben. Join hofft, davon profitieren zu können.

In Frankreich habe es zuletzt viele Turbulenzen gegeben. „Der Markt dort befindet sich in einer schweren Phase. Die französischen Anbieter könnten nicht genau abschätzen, was die Zukunft ihnen bringt. „Zu diesem Zeitpunkt will sich dort keiner zu weit aus dem Fenster lehnen und einen neuen Telefonanbieter schaffen“, so Koster.

Mitarbeiter händeringend gesucht

Derzeit beschäftigt Join 61 Menschen mit unbefristeten Verträgen und dazu ca. 40 Arbeitskräfte mit befristeten Verträgen. „Wir versuchen ständig, Mitarbeiter zu finden“, sagt Koster. „Das ist ein ehrgeiziges Projekt und es ist schwer, gute Leute zu finden.“