Trotz allem: Besser als gedacht

Trotz allem: Besser als gedacht
(Reuters/Toby Melville)

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Trotz des Brexit-Beschlusses wächst die britische Wirtschaft weiter - sogar stärker als erwartet.

Großbritanniens Wirtschaft hat die Folgen des Brexit-Votums bisher insgesamt besser verkraftet als erwartet. Die Wachstumsrate ging im dritten Quartal zwar zurück – aber weniger stark, als Experten nach dem Referendum zum Austritt aus der Europäischen Union Ende Juni befürchtet hatten.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Juli und September um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie aus einer ersten Schätzung der Statistikbehörde ONS (Office for National Statistics) in London vom Donnerstag hervorgeht. Volkswirte hatten nur ein Wachstum um 0,3 Prozent erwartet. Im zweiten Quartal hatte die Steigerung noch 0,7 Prozent betragen.

Nach der knappen Entscheidung der Briten zum Austritt aus der EU am 23. Juni hatten einigen Indikatoren einen Konjunkturdämpfer angedeutet. Die britische Notenbank hatte noch im August mit einem weit drastischeren Rückgang bis auf ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet. Doch diese Befürchtungen bestätigten sich nicht.

Wachstum weiterhin unbeeinflusst

„Das Wachstum zeigt sich bislang weitgehend unbeeinflusst nach dem EU-Referendum“, hieß es beim ONS. Es gebe keine Hinweise auf ausgeprägte kurzfristige Effekte durch das Votum.

Verantwortlich für das relativ gute Abschneiden ist demnach vor allem der Dienstleistungssektor, der zuletzt um 0,8 Prozent zulegte. Einen besonders starken Zuwachs gab es laut der Behörde in den drei Monaten bis September im Sektor Transport und Kommunikation. Andere Bereiche wie Bau, Agrar und Industrie schnitten schlechter ab.

Auch die anhaltend hohe Nachfrage trug Experten zufolge zu dem verhältnismäßig guten Ergebnis bei. «Es scheint sicher zu sein, dass das Wachstum im dritten Quartal auch zu einem großen Teil auf der Bereitschaft der Verbraucher basiert, weiterhin Geld auszugeben», sagte Howard Archer von der Denkfabrik IHS Global Insight der BBC. Verantwortlich dafür seien eine weiterhin starke Kaufkraft und eine hohe Beschäftigung.

„Starkes Fundament“

Finanzminister Philip Hammond zeigte sich erfreut über die Zahlen. „Die Fundamente der britischen Wirtschaft sind stark, und die heutigen Daten zeigen, dass die Wirtschaft widerstandsfähig ist“, sagte er der BBC.

Im Jahresvergleich legte das britische BIP in den Monaten Juli bis September um 2,3 Prozent zu. Hier war ein Wachstum um 2,1 Prozent erwartet worden. Der Kurs des britischen Pfundes profitierte nur zeitweise von den Daten und erreichte ein Tageshoch von 1,2272 US-Dollar. Am späten Vormittag hielt sich das Pfund wieder nahezu unverändert. Der Kurs der britischen Währung war seit dem Referendum Ende Juni im Vergleich zum Dollar drastisch gefallen.