Luxemburgs Versicherer ziehen Bilanz

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Der Versicherungssektor zählt zu den wichtigsten Pfeilern des Finanzplatzes. Im Rahmen einer Pressekonferenz äußerte sich der Versicherungsverband ACA am Montag zu den Herausforderungen der Zukunft.

Nicht nur Luxemburgs Privatbanken – auch die Versicherungsunternehmen des Landes – stehen vor tiefgreifenden Umänderungen. Beide müssen sich auf den künftigen automatischen Informationsaustausch (AIA) vorbereiten. Doch im Gegensatz zu den Banken haben die Versicherer noch keine Erfahrung mit einem Informationsaustausch gesammelt. Sie warten noch auf die Vorgaben, wie der AIA funktionieren wird.

Nur über die Höhe der Kosten, die der AIA für die Branche haben wird, gibt es bereits eine Schätzung. Laut dem Beratungsunternehmen KPMG sollen sich diese Kosten für die Luxemburger Versicherungsbranche in den ersten zwei Jahren auf satte 45 Millionen Euro belaufen.

Ungewissheit der letzten Jahre

„Da müssen wir viel investieren“, unterstrich Marc Lauer, Präsident der ACA. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 hatte der gesamte Luxemburger Versicherungssektor einen Gewinn von 346,11 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Gewinn im Bereich Lebensversicherungen belief sich auf 215,8 Millionen Euro.

Dennoch bleibt die Branche optimistisch gestimmt für die Zukunft. Nach einem mauen Zuwachs im Jahr 2013, was die eingesammelten Prämien angeht, hat die Branche im ersten Halbjahr 2014 wieder stolze Wachstumsraten verbucht.

Die Ungewissheit der letzten Jahre sowie die Ankündigung des AIA hat jedoch ihre Spuren bei den Versicherern – wie auch bei den Privatbanken – hinterlassen. „In den letzten 20 Jahren sind die meisten Kunden wegen des Berufsgeheimnisses nach Luxemburg gekommen“, so Lauer. „Die suchen nun nach Alternativen.“ Eine ganze Reihe Kunden habe den Platz verlassen. Die Tendenz „ist bei uns ähnlich wie das, was bei den Banken passiert“. Genaue Angaben zu den Abflüssen haben beide Branchen nicht gemacht. Dass jedoch allein der Bereich Lebensversicherungen im ersten Halbjahr 2014 um fast 30 Prozent gewachsen ist, zeige, dass „wir wieder eine gewisse Dynamik geschaffen haben“, so Lauer. Versicherungsprodukte hätten ja auch mehr zu bieten als beispielsweise ein Sparbuch. Auch könne der Versicherungsplatz nun voll „davon profitieren, dass Lebensversicherungen im Ausland oft steuerlich gefördert werden“. Zudem habe Luxemburg sein Fachwissen, seine Flexibilität und eine „große Sicherheit der Investitionen“ zu bieten.

Nach wie vor „gibt es eine große Zukunft für Lebensversicherer in Luxemburg“, so Lauer. Dabei wollen die Versicherer – wie auch die Privatbanken – künftig eher weniger Kunden haben, dafür aber Kunden mit einem höheren Prämienaufkommen.

Dabei wehrt sich der „neue gute Schüler“ bereits gegen protektionistische Tendenzen in manchen europäischen Ländern. So müssten beispielsweise belgische Staatsbürger in ihrer Steuererklärung angeben, wenn sie eine Lebensversicherung im Ausland abschließen – nicht jedoch, wenn sie das im Inland tun. An einem Mangel an Informationen könne das nicht mehr liegen, so Lauer. Es sei einfach eine Behinderung des Kunden.

Erhöhung der Mehrwertsteuer

Was sich Marc Lauer für die Zukunft jedoch noch wünscht, ist eine Verbesserung bei der Vermarktung der „Marke Luxemburg“.

Des Weiteren erklärte der Versicherungsverband, dass er die Initiative der Regierung, die Staatsschuld zu verringern, voll unterstütze. Als Branche werde man nächstes Jahr jedoch, allein wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer, zusätzliche Ausgaben in Höhe von zehn Millionen Euro zu verkraften haben, so Pit Hentgen, Vizepräsident der ACA. Hintergrund sei unter anderem, dass sich die Steuererhöhung bei den Entschädigungszahlungen bemerkbar machen werde.

Zusätzliche Kosten wird der Sektor auch bei der Umsetzung der Direktive Solvency II zu tragen haben. „Fünf Prozent unserer Resultate gehen pro Jahr drauf, um die für Solvency II notwendigen Rechnungen zu erstellen“, so Marc Lauer. Das sei viel Geld – und vor allem für kleinere Betriebe schwer zu meistern, so der Verband. Insgesamt bestehe Solvency I aus rund 600 Seiten, so Lauer. „Solvency II hingegen kommt auf 12 bis 15.000 Seiten.“