Luxemburg ist das Labor

Luxemburg ist das Labor
(Reuters/Yuya Shino)

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Die französische Großbank BNP Paribas hat ihr Unglück mit den USA verdaut und ist wieder auf altem Kurs. Auf ihrer Presskonferenz am Freitag in Paris kündigte ein völlig entspannt wirkender Vorstand eine Vielzahl neuer Entwicklungen an, die die Bank auf die Zukunft vorbereiten sollen.

Mit einem Gewinn von 6,7 Milliarden Euro ist der Finanzkonzern zwar noch nicht wieder auf seinem Niveau von vor der Finanzkrise angelangt, aber er nähert sich wieder den Erfolgen der Jahre 2010 und 2011. Er wird eine Dividende von 2,31 Euro ausschütten, was etwa 45 Prozent des Gewinnes entspricht. Das liegt deutlich über den normalerweise üblichen 30 Prozent der Gewinnausschüttungen. Der luxemburgische Staat wird mit 14 Millionen Aktien – einem Anteil von etwa einem Prozent am Aktienkapital – daraus etwa 32 Millionen Euro Brutto Dividende erhalten.

Nach der Überwindung des Abenteuers in den USA, das ein Vorstandsmitglied und den Vorsitzenden des Aufsichtsrates das Amt gekostet hatte, stellt sich die Bank den Herausforderungen der Zukunft. Die BNP Paribas ist sowohl sowohl in Frankreich, in Italien, in Belgien als auch in Luxemburg mit Schalterbanken, mit Unternehmens und Institutionen Finanzierung und mit internationalen Finanzdienstleistungen mit den zu ihrem Reich gehörenden Banken zuständig.

Neue Formen der Kooperation

Sie wird daher in Europa bei den Unternehmens und Finanzinsitutionen neue Formen der Kooperation einführen. Da hier in der Regel mit Zwischeninstitutionen gearbeitet wird, soll die Brückenfunktion der Bank als Finanzdienstleister ausgebaut werden.

Die große Evolution aber steht im Bereich der Schalterbank an, sagt Thierry Labarde, Vorstandsmitglied für die Kundenbanken im Konzern und so auch für die Banken in den vier „Heimatländern“ der Pariser Bank zuständig. Gerade im Schalterbereich kündigen sich gravierende Veränderungen im Umgang von Kunden und ihren Banken an.

„Die Bank der Zukunft“

„Die Bank der Zukunft“, so Laborde, „wird dem Kunden einen Multikanal Zugang zu seiner Bank erlauben“. Der kann sowohl digital über das Smartphone oder das Webbanking als auch über den direkten persönlichen Kontakt gehen. „Der Kunde“, sagt Laborde, wird in der Zukunft ganzheitlich betrachtet. Wenn ein Kunde einen Immobilienkredit bei der BGL verhandeln will, soll er zukünftig nicht nur mit dem Immobilienkredit betrachtet werden, sondern mit seiner gesamten Finanzsitution. Der Immobilienkredit wird so nur noch zu einem Teil des Verhältnisses des Kunden zu seiner Bank.

Die Bank will zukünftig maßgeschneidert betrachten und behandeln. Alles, was se kann und anbieten kann, soll auf die persönliche Situation zugeschnitten werden. Dazu sollen diekommunikationskanäle, die Organisationskanäle der Zweigstellen und auch die rodukte überprüft werden. Die Bank will ihren Kunden digistalisierte Kommunikationsmodelle zur Verfügung stellen. Wer zum Beispiel Applikationen seiner Bank auf sein Smartphone herunterlädt, kann mit der Bank direkt kommunizieren. Im Idealfall sollen sogar Kredite über diesen Kommunikationsweg oder über das web Banking so bewilligt werden können, stellt sich Laborde vor. Die BNP Paribas kommt hier nahe an eine Situation wie in der Türkei heran, wo kredite bereits per Smartphome verhandelt und über Plattformen bei jeder Bank abgerufen werden können.

„Luxemburg ist das ideale Labor“

BNP Paribas wird in den kommen Monaten Experten nach Luxemburg schicken, die mit der BGL diese neue Betrachtung des Kunden, aber auch die dazu nötige interne Neu-Ordnung der Bank bearbeiten sollen. „Carlo Thill (der Vorstandsvorsitzende) ist auf diesem Weg schon sehr weit“, freut sich Laborde. „Luxemburg ist das ideale Labor mit seinen 42 Zweigestellen und so wie die Bank aufgestellt ist.“ Laborde glaubt, dass die Entwicklung Schritt für Schritt erfolgen wird und die ersten Schritte schon zwischen Juni und September erfolgen werden. Nicht auszuschließen, dass die BGL auch zum Vorbild für die anderen Banken des BNP Paribas Reiches avanciert.

Die Pariser Bank, die derzeit einen Börsenwert von 54 Milliarden Euro aufweist, sagt von sich, dass sie vier „Heimatländer“ habe. Tatsächlich bezieht sie sich in ihren Veröffentlichungen immer auf drei. Luxemburg weist im europäischen Reiche der BNP Paribas einen Sonderstatus auf. Der französische Finanzkonzern hat neben der BGL hierzulande auch die Wertpapierverwahrung und -Verwaltung angesiedelt, hat sein Autoleasing Arval in Luxemburg angesiedelt wie auch die Leasing Finanzierung die Versicherung Cardif Luxvie und die Immobilienagentur. Arval hat gerade die Flottenverwaltung des Mischkonzerns General Electric mit einem Bestand von 164.000 Sautos gekauft und geht jetzt, so Vorstandsvorsitzender Bonnafé, mit neuen Angeboten auf die Unternehmen zu. Arval sein in Europa zur Nummer eins aufgestiegen.

Zunahme der Kredite

Den Besitz der BGL, die dem Finanzkonzern zu 65,96 Prozent gehört, hat die Gruppe zugleich mit Konzernaufgaben verbunden. So ist das factoring bei der BGL angegliedert, wie auch die Leasing Finanzierung. Die BGL selbst bezeichnet Laborde als ein „Uhrwerk“, das zuverlässig läuft. Bei der BGL können man eine Zunahme der Kredite, insbesondere der Immobilienkredite und auch der Enlagen feststellen.

Dass addierte Konzern-Ergebnis vor Steuern aus den verschiedenen Tätigkeiten der BNP Paribas in Luxemburg für das vergangene Jahr liegt nach Angaben der Bank bei 1,067 Milliarden Euro, eine Steigerung von 24 Prozent . Daraus lässt sich nicht ablesen, wie gut etwa die BGL oder das Wealth Management oder andere Teilbereiche abgeschnitten haben. Für den Finanzkonzern läuft nicht nur die Bank wie ein Uhrwerk. Luxemburg ist für die BNP Paribas ein Hort der Zufriedenheit, des Wachstums und eben auch ein Labor.