Ebola erstickt BIP Guineas

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Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist noch nicht vorbei. Bislang haben sich über 20.000 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 8.000 von ihnen sind anden Folgen gestorben.

Die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie führen zu einer weiteren Verarmung einer ohnehin schon sehr armen Weltregion.

Der 30. „Midi de la microfinance“ in der Banque du Luxembourg beschäftigte sich mit den Auswirkungen der Ebola-Epidemie auf die wirtschaftliche Situation in einem der am stärksten betroffenen Länder: Guinea.

Das westafrikanische Land hat mit bislang 2.073 Todesopfern eine Hauptlast des Ebola-Ausbruchs im vergangenen Jahr zu tragen. Rund zwei Drittel aller mit dem Virus infizierten Menschen überlebten nicht. Auch 103 Menschen aus den Gesundheitsberufen erlagen bislang der Seuche in Guinea.

Das Land gehört mit einem Durchschnittseinkommen von knapp 40 US-Dollar im Monat zu einem der ärmsten der Welt.

Ein Weg aus der Armut ist der Gang in die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Das Instrument des Mikrokredits ist dabei oft sehr hilfreich.

Steuereinnahmen sinken kräftig

Zwar ist die Methode nicht für jeden geeignet, dennoch hat der Crédit Rural de Guinée (CRG) knapp 300.000 Kreditnehmer, die gleichzeitig auch Teilhaber des Instituts für Mikrokredite sind.

Umgerechnet insgesamt zwölf Millionen Euro an Krediten hat der CRG gegenwärtig vergeben. Der CRG ist mit einem Marktanteil von 60 Prozent in Guinea gleichzeitig das größte Mikrofinanzinstitut.

„Die Ebola-Epidemie hat das Land auch wirtschaftlich schwer getroffen“, erklärt Lamarana Sadio Diallo, Generaldirektor des CRG. So seien die Wochenmärkte geschlossen und die Grenzen dichtgemacht worden.

„Das ist besonders problematisch, weil die Waren liegen bleiben“, so Diallo weiter. „Immerhin werden 60 Prozent unserer Produkte ins Ausland verkauft.“ Der Einbruch der Exporte ist deswegen enorm. „Das führt aber auch dazu, dass Kreditnehmer Probleme haben, ihren Kredit zurückzuzahlen.“

Und solange die Außenstände nicht zurückbezahlt sind, kann das Geld nicht an andere Kreditnehmer vergeben werden. Das ist eine zusätzliche Bremse für die wirtschaftliche Aktivität in Guinea.

Schwere Konsequenzen

„Im vergangenen Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt in Guinea um 4,5 Prozent eingebrochen“, erklärt Diallo. Das stellt auch die Staatsfinanzen des armen Landes auf eine harte Probe. Das Steueraufkommen ist im vergangenen Jahr um rund 116 Millionen Euro zurückgegangen – das entspricht mehr als zehn Prozent der gesamten Staatseinnahmen.

Auch für den Crédit Rural de Guinée hat die Ebola-Epidemie schwere Konsequenzen. „Unsere Kreditnehmer haben wirtschaftliche Schwierigkeiten, unser Risikoportfolio hat sich erhöht“, so Diallo.

Und im vergangenen Jahr hat der CRG einen Verlust von 1,7 Millionen Euro verzeichnen müssen – für das kleine Institut eine gewaltige Summe.

(Stefan Osorio-König/Tageblatt.lu)