Carlo Thelen warnt

Carlo Thelen warnt
(TV-Foto: Friedemann Vetter)

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Ein Plädoyer vom Direktor der Handelskammer für offene Grenzen in Europa.

Es sehe aus als ob die Europäische Union nicht mehr dabei sei sich aufzubauen, sondern sich abzubauen, schreibt Carlo Thelen, Direktor der Luxemburger Handelskammer, in seinem Blog. Es gebe immer mehr Ängste und weniger Solidarität.

Europa müsse aufpassen, warnt Thelen. Es dürfe keinesfalls den Fehler machen, das Schengen-Abkommen zum Sündenbock zu erklären. Seit letztem Sommer hatten bereits eine ganze Reihe Schengen-Länder, darunter Frankreich, Belgien, Ungarn und die Schweiz, ihre Grenzen provisorisch geschlossen.

Gerade für eine offene Wirtschaft wie Luxemburg sei die Reisefreiheit für Personen und Waren von überaus grosser Bedeutung, schreibt er weiter. Immerhin exportiere Luxemburg 80 Prozent seiner Waren und Dienstleistungen. Und 84 Prozent davon gehen in EU-Länder.

Warteschlangen an den Grenzen

Laut „France Strategie“ sei die Einführung von Grenzkontrollen mit hohen Kosten verbunden. Sie seien wie eine Steuer von drei Prozent auf dem innereuropäischen Handel.

Zudem wolle Luxemburg sich zur Logistikplattform entwicklen, erinnert Thelen. Das sei jedoch nur schwer möglich, wenn Laster lange und kostspielige Warteschlangen an den Grenzen hinnehmen müssten.

Auch bei der wichtigen Einnahmenquelle Tanktourismus spiele Schengen eine Rolle. Rund 60 Prozent des Verkaufs sei auf Transit-Fahrer zurückzuführen, so Thelen.

„Schengen kann gerettet werden“

Des Weiteren erinnert er an die 160.000 Grenzgänger, die täglich nach Luxemburg zum Arbeiten kommen. Wenn jeder täglich nur 15 Minuten an den Grenzen warten müsste, dann hätte das theoretische Kosten von 225 Millionen Euro. Zudem würden die Grenzgänger (mit 4,2 Milliarden Euro) deutlich mehr Geld in Luxemburg ausgeben als die Luxemburger in der Grossregion (1,2 Milliarden).

Carlo Thelen bleibt aber optimistisch. „Schengen kann gerettet werden“, schreibt er. Immerhin hätten eine Mehrheit der 26 Schengen-Länder entschieden, ihre Grenzen trotz der aktuellen Situation nicht zu schliessen. Es mache zudem keinen Sinn, mehr Sicherheitskräfte an den Grenzen einzusetzen. Es wäre besser, sie würden im Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität eingesetzt.