Micky Maus schnappt sich den Fuchs

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Kampf der Giganten: Walt Disney wird Teile von 21st Century Fox übernehmen – um sich breiter aufzustellen, auch gegen Netflix.

Walt Disney wird Teile von 21st Century Fox übernehmen. Der Medienkonzern will sich damit gegen die zunehmende Konkurrenz von Internetmedien wie Netflix wappnen. Fox konzentriert sich hingegen auf Nachrichten- und Sportkanäle. Doch die Genehmigung steht noch aus.

Von John Dyer

Die Walt Disney Company übernimmt einen Großteil von 21st Century Fox für 52,4 Milliarden Dollar (44,4 Milliarden Euro) – und löst damit eine Konfrontation zwischen Hollywood und dem Silicon Valley aus. Die Übernahme würde eine veränderte Medienlandschaft widerspiegeln, sagte Disney-Chef Bob Iger. Neuartige Technologien und sich verändernde Konsumentenerwartungen nannte er dafür als Grund.

Disney greift Netflix an

Disney möchte mehr Gewinne über Streaming-Portale generieren, da immer mehr Zuschauer ins Internet abwandern. „Disney wird zum Walmart von Hollywood – riesig und dominant“, drückt es Barton Crockett vom Finanzberater B. Riley FBR gegenüber Bloomberg aus. Er erwartet einen großen Einfluss der Übernahme auf die gesamte Branche. Disney hat kürzlich bereits angekündigt, 2019 alle Inhalte von Netflix zu entfernen, da das Unternehmen einen eigenen Streaming-Dienst lancieren möchte. Dafür hat es beispielsweise Micky-Maus-Filme im eigenen Portfolio. Doch die Übernahme von Fox vergrößert die Möglichkeiten deutlich.

So ist Disney nun an Hulu beteiligt, einem Wettbewerber von Netflix. Und auch an der Sky-Senderfamilie, die in Großbritannien und Australien prominent vertreten ist. Der Konzern hält zudem die Rechte an den sehr erfolgreichen X-Men-Filmen. Die Übernahme kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Netflix seine weltweiten Abonnentenzahlen auf 104 Millionen erweitert hat und plant, Milliarden in Eigenproduktionen zu investieren. Die Übernahme würde es Disney erlauben, sie mit dem „Biest Netflix“ anzulegen, glaubt Eric Schiffer, Geschäftsführer der Beteiligungsfirma Patriarch Organization. „Das ist ein großer Krieg, Netflix hat die Nase vorn, doch Disney verfügt nun über die Mittel, nämlich Inhalte.“

Fox behält profitable Sportsender

Fox-Chef Rupert Murdoch hat sich hingegen mit einer Orientierung Richtung digitaler Kanäle schwergetan. Er hat über Jahrzehnte ein Imperium aus Kabelfernsehsendern und Zeitungen aufgebaut. „Ziehen wir uns zurück?“, fragte er in einer Medienmitteilung. „Absolut nicht“, gab er gleich die Antwort. So trennt sich Fox zwar von der Filmproduktion und seinen Inhalten, behält aber seine Nachrichten- und die meisten Sportkanäle. Letztere sind nach wie vor sehr profitabel und erreichen ihre Zuschauer über traditionelle Wege wie das Kabelfernsehen.

Fusion muss noch genehmigt werden

Nun fragen sich Beobachter, ob auch andere Anbieter von Inhalten wie AMC Networks, CBS und Viacom auf die Suche nach Partnern gehen werden. Zumal auch AT&T und Time Warner zusammengehen wollen und die Telekommunikationsbehörde FCC gerade die Netzneutralität abgeschafft hat. „Abgesehen von Disney, die groß genug sind, können Medienunternehmen eventuell nicht mehr alleine klar kommen“, meint Jonathan Miller, Partner bei der Digitalfirma Advancit Capital. „Telekommunikations- und Technologiefirmen haben größere Anwendungsgebiete und wirtschaftliche Möglichkeiten als die jetzigen Medienunternehmen.“

Doch der Abgesang könnte verfrüht sein. So hat das US-Justizministerium den Zusammenschluss von AT&T und Time Warner erstmal gestoppt. Und auch die Übernahme von Fox durch Disney muss noch genehmigt werden. Das Weiße Haus hat zwar bereits bestätigt, dass Präsident Donald Trump Murdoch bereits zu dem Abschluss gratuliert hätte. Doch ob die Kartellbehörden grünes Licht geben, ist ungewiss. Denn durch die Übernahme wären einige der größten Filmstudios in einer Hand, Wettbewerber könnten so verdrängt werden. Der Wirtschaftswissenschaftler John Kwoka von der Northeastern University verweist jedenfalls auf eine eher kritische Haltung des Justizministeriums bei ähnlichen Fusionsversuchen in der Vergangenheit.