Luxemburg: Europas Weltraum-Hub

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Die erste „New Space“-Konferenz Europas findet derzeit auf Kirchberg statt. Mehr als 200 Experten aus der Weltraumwirtschaft haben ihren Weg nach Luxemburg gefunden.

Die erste „New Space“-Konferenz Europas findet derzeit auf Kirchberg statt. Mehr als 200 Experten aus der Weltraumwirtschaft haben ihren Weg nach Luxemburg gefunden.  Diskutiert wird während zwei Tagen über eine ganze Reihe von Themen: über Gesetze, über Technologie, über Finanzierungen, über Pläne für den Mond … bis hin zur menschlichen Besiedlung des Planeten Mars.

Wer nun denkt, es handle sich um eine Ansammlung von Science-Fiction-Liebhabern, der hat wohl recht – aber doch nicht wirklich. Zu den Rednern zählten Karim Michel Sabbagh (Geschäftsführer der SES), Johann-Dietrich Wörner (Generaldirektor der europäischen Weltraumagentur ESA) sowie Gwynne Shotwell (Präsidentin von SpaceX).

Organisiert wurde die Konferenz vom Luxemburger Wirtschaftsministerium und der US-Stiftung „Space Frontier Foundation“, die zum Ziel hat, der Menschheit das Leben im All zu ermöglichen. Zu diesem Zweck organisiere man Veranstaltungen und finanziere Projekte, wie Jeff Biden von der Foundation erklärte, und dies sei das erste Mal, dass eine solche Veranstaltung in der kommerziellen Raumfahrtindustrie in Europa organisiert werde.

Privatunternehmen im Fokus 

„New Space“ ist dabei ein Sammelbegriff für im Weltraum aktive Privatunternehmen – im Gegensatz zur traditionellen Raumfahrt, die staatlich finanziert ist. Es geht also darum, das wirtschaftliche Potenzial des Weltraums zu erkennen und dann auch nutzen zu können. „Zu den Konferenzen kommen Unternehmen, die das Potenzial zu großen Veränderungen haben“, so Biden weiter. Die nächste „New Space“-Konferenz wird in Seattle stattfinden. „Aber ich bin ziemlich sicher, dass wir auch diese Konferenz (in Luxemburg) wiederholen werden.“

Im Rahmen der Eröffnungsrede nutzte Wirtschaftsminister Etienne Schneider die Gelegenheit, um Luxemburg bei dem Fachpublikum zu positionieren. Das Großherzogtum hat eine tausendjährige Geschichte und musste sich immer wieder neu erfinden, so der Minister. Und schon oft habe man Initiativen gestartet, mit denen niemand gerechnet habe. Das Land sei „extrem geschäftsfreundlich“ und biete doch starke staatliche Unterstützung im Bereich Innovation. Er erzählte von der Gründung des Satellitenbetreibers SES und vom neuen Luxemburger Weltraum-Gesetz, das Unternehmen Rechte an im Weltraum gesammelten Ressourcen bietet. Zudem erklärte er den Zuhörern, dass das Land sogar bereit sei, sich an interessanten Weltraum-Unternehmen zu beteiligen. Er wies darauf hin, dass gerade eine öffentlich-private Finanzierungsstruktur für eben diesen Sektor entstehe.

Mond-Rover

Auch viele der sieben neuen Luxemburger Weltraum-Firmen waren gestern präsent. Mit dabei war beispielsweise das neue japanisch-luxemburgische Unternehmen iSpace, das als aussichtsreichster Kandidat gilt, um noch in diesem Jahr den 2007 von Google ausgeschriebenen „Lunar X Prize“ zu gewinnen. Das Preisgeld in Höhe von 20 Millionen Dollar erhält das private Unternehmen, das als erstes einen Rover zum Mond bringt, dort mindestens eine Strecke von 500 Metern zurücklegt und ein Video zur Erde zurückschickt. Auf der gestrigen Konferenz zeigte das Unternehmen ein Modell des Rovers und verteilte Informationszettel, um Kandidaten für seine zu besetzenden Jobs in Luxemburg zu finden.
Zu den Sponsoren der Konferenz zählt – neben der britischen Financial Times – auch das Satelliten-Unternehmen Spire, das am Mittwoch angekündigt hat, in den nächsten fünf Jahren 250 neue Jobs im Großherzogtum zu schaffen. Auch Erbgroßherzog Guillaume zeigte Interesse am Thema Weltraum und an den vorgestellten Zukunftsvisionen. Er hörte sich gestern einige der Reden an.

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SpaceX-Vision: „Der Mars ist das Ziel – in unserer Lebenszeit“

Das wohl bekannteste „New Space“-Unternehmen der Welt ist SpaceX von Elon Musk. Der Firma ist es gelungen, Raketen wiederzuverwenden. Für beispielsweise Satellitenbetreiber ist dies ein riesiger Fortschritt. Die Kosten eines Starts sinken, da nicht für jeden Start eine neue Rakete gebaut werden muss.

Der Visionär selbst war gestern zwar nicht in Luxemburg – dafür aber seine Nummer zwei, Gwynne Shotwell. „Unser Ziel ist es, Menschen zu anderen Planeten – und wieder zurück – zu bringen“, erzählte sie dem Publikum in Luxemburg. Im Visier habe man dabei den Mars. „Das ist der Grund, warum Elon Musk SpaceX aufgebaut hat.“ Und man wolle dieses Ziel „noch zu unserer Lebenszeit erreichen“, so Shotwell weiter.

Bis es so weit sei, sei noch viel Arbeit notwendig, „aber vieles, was benötigt wird, benutzt SpaceX bereits heute“, erklärt Shotwell. So etwa die Wiederverwendbarkeit von Raketen: „Ohne das wird es nicht möglich sein, Menschen vom Mars zurückzubringen.“ Was noch fehle, sei beispielsweise eine Möglichkeit, um im Weltraum Treibstoff zu tanken oder um vor Ort Reparaturen durchzuführen.

SpaceX beschäftige sich dabei vor allem mit Transport und Energie. Um das Ziel zu erreichen und eine echte Basis auf dem Mars aufzubauen, brauche es jedoch viel Kooperation – auch zwischen Staaten und Unternehmen. An Tausende Sachen müsste gedacht werden. „Ich hoffe, dass dies passiert, sobald unser Raumschiff bereit ist“, so Shotwell.

Anhand von Videos zeigt sie dem Publikum jedoch auch, wie „wild“ ein Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wirklich ist – es sieht aus wie ein Feuerball. „Wer will nun noch zum Mars?“, fragt sie auffordernd das Publikum. Die wichtigste Qualität dieser Pioniere – sie nannte sie „Helden“ – sei Geduld. „Die werden praktisch einige Monate in einem Bus sitzen. Hoffentlich kommen die miteinander aus.“ Gleichzeitig sagt sie: „Es wird sehr hart und schwierig werden – im besten Fall.“

Die wichtigste Qualität dieser Pioniere ist Geduld

Um das ferne Ziel zu erreichen, benötigt man viel Geld. Das wolle man nun mit Raketenstarts verdienen. Das mit den Starts verdiente Geld investiert SpaceX dann in dem Umbau der Dragon-Weltraumkapsel, damit diese künftig auch Menschen in den Weltraum befördern kann. Die Gesellschaft beschäftigt bereits heute mehrere tausend Mitarbeiter. Gwynne Shotwell war die siebte.

Zu den Kunden von SpaceX zählt die SES aus Betzdorf. Die Luxemburger Satellitenbetreiber waren die ersten Kunden, für die SpaceX einen kommerziellen Satelliten mit einer schon gebrauchten Rakete in den Weltraum befördert hat. Luxemburg bezeichnet Shotwell als „einen sehr besonderen Ort für SpaceX“.

Und ehe die Reise in Richtung Mars geht, müssten eine Reihe Versuche gemacht werden, die für 2018 geplant sind. Erst soll die neue Dragon-Kapsel (ohne Menschen) die Weltraumstation anfliegen; dann finde ein Test mit zwei NASA-Astronauten statt. Und danach möglicherweise kommerzielle Flüge um den Mond. Man könne sich gar nicht vorstellen, „wie viele Privatleute bereit sind, den saftigen Preis dafür zu bezahlen.“

 

Weitere Informationen:

Wer mehr über die zweitägige Konferenz erfahren will, der Kann sich die Internetseite www.newspace-europe.lu anschauen.

Wer mehr über die Luxemburger Weltraum-Initiative erfahren will, der kann sich die Webseite www.spaceresources.public.lu anschauen.

 

Muller Guy
17. November 2017 - 10.27

Wann an dem Mound-Rover genug Platz dran as fir déi Hären Schneider an Asselborn gönnen ech der Japanesch/Lëtzebuerger Firma den "Lunar X Prize" Wirklech!