Keine Wolken am Himmel

Keine Wolken am Himmel

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Fluggesellschaften ziehen einen Nutzen aus der aktuellen globalen wirtschaftlichen Lage, die Passagiernachfrage übersteigt das Wachstumdes Sitzplatzangebotes. Dies hat das Ratingunternehmen Moody’s in einer Studie festgestellt.

„Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Passagiere schneller wachsen wird als das Angebot an Sitzplätzen“, vermutet das Ratingunternehmen. 2018 sollen weltweit rund acht Prozent mehr Passagiere per Flugzeug befördert werden, die Gesamtzahl der Sitzplätze soll jedoch nur um sechs Prozent zunehmen. Ob dies zu steigenden Ticketpreisen führen wird, hängt vom jeweiligen Konkurrenzumfeld ab, schreibt Moody’s.

Dieser Trend wird vor allem mit der weltweit prosperierenden Wirtschaft erklärt, vor allem die in Schwellenländern. So entsteht beispielsweise in China, Indien oder in südamerikanischen Ländern eine neue Mittelschicht, die auch gerne per Flugzeug verreist. In Asien würde bis auf Weiteres die Zahl der Passagierkilometer sogar schneller wachsten als das allgemeine Wirtschaftswachstum.

Der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) rechnet damit, dass der Gewinn der Airlines weltweit in diesem Jahr um sieben Prozent auf 66,4 Milliarden Dollar steigen wird. Dies gilt ebenfalls für Europa, wenn auch mit Einschränkungen.

„Low-cost carrier“

Moody’s geht davon aus, dass der europäische Markt kompetitiv bleiben wird, auch wenn im vergangenen Jahr mehrere Fluggesellschaften (Air Berlin, Monarch Airlines, Alitalia) Insolvenz angemeldet haben. Diese Pleiten würden dazu führen, dass das Geschäft – vor allem der innereuropäische Verkehr – gewinnbringender sein würde.

Der aktuell starke Euro würde auch positive Folgen für die europäischen Gesellschaften mit sich bringen. „Der Wechselkurs zum Dollar hilft, die Kosten für Kerosin und Flugzeugteile zu senken, da diese traditionell in Dollar beglichen werden“, heißt es weiter in der Studie von Moody’s.

Billigfluggesellschaften bleiben auch im Jahr 2018 die größte Herausforderung für die traditionellen europäischen Airlines. Ryanair oder Easyjet stellen weiterhin eine ungeliebte Konkurrenz für die Großen dar. Diese reagieren auf den Preisdruck mit der Erhöhung der Sitzplätze in bestehenden Flugzeugen und der Anschaffung von neuen effizienteren Flugzeugen.

Aber auch die Schaffung von eigenen Billig-Airlines (z.B. Eurowings für Lufthansa, Vueling für IAG, Joon für Airfrance) hilft, sich gegen die Low-cost-Unternehmen zu behaupten.

Brexit-Folgen

Der Austritt Großbritanniens aus der EU und die Unsicherheiten, die mit dem Brexit einhergehen, könnten sich zu einem Risiko für die Fluggesellschaften entwickeln. „Vor allem bei Langstrecken planen die Airlines schon Jahre im Voraus“, schreibt Moody’s. „Diese Aufgabe wird ohne bestehendes Luftverkehrsabkommen schwierig.“ Der Brexit könnte zusätzlich dazu führen, dass neue gesetzliche Beschränkungen eingeführt werden und dass die Passagierzahlen nach Großbritannien abnehmen werden.

Alles in allem rechnet Moody’s damit, dass die Gewinnmarge in diesem Jahr im Durchschnitt bei 10,3 Prozent des Umsatzes der Fluggesellschaften liegen wird. Die Kosten würden zwar steigen, aber nicht dazu führen, dass die Ticketpreise erhöht werden müssen. Stattdessen würden sie von steigenden Passagierzahlen ausgeglichen werden.

Das größte Risiko für die Profitabilität besteht laut Moody’s in einem Anstieg der Erdölpreise. „Dennoch sind die Airlines gut aufgestellt, um höhere Kraftstoffpreise zu verkraften, ohne an der Preisschraube drehen zu müssen“, so das Unternehmen.


Personal- und Kerosinkosten

Neben den Personalkosten gehören die Ausgaben für Kerosin zu den größten Posten der Fluggesellschaften. Mit erwarteten Preisen von 40 bis 60 Dollar pro Barrel sieht die aktuelle Lage für die Einkäufer der Gesellschaften sehr gut aus. Erst wenn ein Fass des schwarzen Goldes über 60 Dollar kosten würde, müssten die Ticketpreise angehoben oder die Profitabilität gesenkt werden, so Moody’s. Alternativ könnten die Airlines Treibstoffzulagen von ihren Kunden verlangen.

Rund ein Drittel der Kosten sind Personalkosten. Moody’s glaubt auch nicht, dass sich die steigenden Löhne zu einem Problem für die Unternehmen entwickeln könnten.

Auch wenn vermehrt Piloten in Rente gehen und nicht genügend Nachwuchs nachrücke, um die steigende Nachfrage zu bedienen, bezweifelt das Ratingsunternehmen, dass dies zu stark steigenden Löhnen führen würde. „Es werden vermehrt erfahrene und hoch bezahlte Piloten in Rente gehen. Dies hilft, die Kosten unter Kontrolle zu behalten“, meint Moody’s. Dies gilt jedoch nicht für Ryanair. „Diese irische Gesellschaft ist mit höheren Gehaltsforderungen ihrer Piloten konfrontiert, seit diese sich gewerkschaftlich organisieren“, schreibt das Unternehmen.


CO2-Kosten

Die Luftfahrt trägt ihren Teil zur Erderwärmung bei. Aus diesem Grund sollen die Kosten der Luftverschmutzung auch von den Akteuren in diesem Bereich getragen werden.

Moody’s hat diese Kosten jedoch nicht berücksichtigt. „Zu viele Regulierungssysteme spielen hier eine Rolle.“ Das Ratingunternehmen geht davon aus, dass diese Kosten – wenn es sie denn gibt – auf die Passagiere abgewälzt werden. Erst 2024 könnten sich die CO2-Kosten konkretisieren.