Euro auf Gipfelkurs

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Die politische Einigung in Deutschland, aber auch eine absehbare Veränderung der Politik der Europäischen Zentralbank haben den Euro auf Gipfelkurs geschickt.

Seit Beginn des Jahres hat der Euro gegenüber dem Dollar gute 14 Prozent zugelegt. Am Freitag legte er zeitweise einen Höchstkurs von 1,2137 hin, um am Ende mit 1,2133 Dollar zu schließen. Der Euro hat damit zum Ende der zweiten Woche des neuen Jahres seine Position oberhalb der 1,20 Euro verteidigt. Damit nicht genug. Denn Währungshändler gehen nun davon aus, dass der Euro sich bis auf die Höhe von 1,25 Euro schwingen kann. Er hat mit seinem Kurs am Freitag bereits den höchsten Kurs gegenüber dem Dollar seit drei Jahren erreicht.

Am Freitag erzielte der Euro nicht nur gegenüber dem Dollar deutliche Zuwächse, sondern auch 0,4 Prozent gegenüber dem Schweizer Franken und 0,6 Prozent gegenüber dem japanischen Yen. Mitte 2014 lag der Kurs bei 1,40 Dollar. Er fiel schlagartig auf 1,03, als die europäische Zentralbank ihr Programm der Geldschwemme verkündete und der Euro zu einer weichen Währung machte.
Woher kommt nun der plötzliche Optimismus?

Sondierungsgespräche schieben die Währung an

Am Freitag gab es einen Schub, weil in Deutschland CDU, CSU, und die SPD ihre Sondierungsgespräche zur Bildung einer Regierung positiv abgeschlossen haben. Die wichtigste Volkswirtschaft der Europäischen Union strebt eine neue politische Stabilität an. Sie zeigt sich überdies bereit, mehr Geld in Richtung Europa zu geben. Die Finanzmärkte hoffen, dass Deutschland zum Finanzierer der Eurozone werden wird, was zweifellos überzogen ist. In Berlin geschah aber in einem ersten Schritt genau das, was sich die Märkte erhofft hatten.

Die Frankfurter Börse reagierte ebenfalls positiv auf die Ereignisse in Berlin. Der Dax – Index der Deutschen Börse – legte um 42,13 Punkte (+ 0,32 %) auf 13.245,03 Punkte zu. Für die Börsianer scheint das Risiko eines Zerfalls der Eurozone deutlich gesunken zu sein.

Wird die Geldschwemme eingestellt?

Andererseits wurde das Diskussionsprotokoll der jüngsten Sitzung des Rates der europäischen Zentralbank bekannt. Aus dem Protokoll geht hervor – interpretieren die Märkte – dass die Befürworter einer stabileren Geldpolitik nun die Oberhand bekommen und die Geldschwemme der Zentralbank eingestellt wird. Der Euro würde damit wieder zu einer Geldpolitik der Stabilität zurückkehren.

Diese Diskussion in der Zentralbank hat ihren Grund. Die Konjunktur in der Eurozone hat angezogen. Nachzügler wie Frankreich weisen für 2017 ein Wirtschaftswachstum von möglicherweise 1,7 bis 1,8 Prozent auf. Die Inflation steckt ebenfalls ihre Nase wieder in frische Luft. Alles Anzeichen für eine stabilere Wirtschaftslage, die die Geldpolitik der Zentralbank verändern kann.
Allerdings dürfte gerade Frankreich darüber nicht glücklich sein. Die Franzosen hatten 2014 angesichts eines Kurses von 1,40 Dollar darauf gedrängt, dass sich die Geldpolitik lockert und der Euro schwächer würde. Ihre Hoffnung: der traditionelle schwache Export würde sich mit einem schwächeren Euro verbessern. Dem war nicht so.

Für 2017 wird das Handelsdefizit auf 60 Milliarden Euro geschätzt. Mit anderen Worten: Trotz der Geldschwemme Politik der europäischen Zentralbank importierte Frankreich für 60 Milliarden Euro mehr Güter als es exportierte. Dass sich der Euro andererseits in der internationalen Währungswelt etabliert hatte, zeigt die Kursentwicklung, die ihn von 1,03 auf 1,2133 am Freitag in den vergangenen drei Jahren wieder steigen ließ.