Einkommen sehr ungleich verteilt

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Das Bruttoinlandsprodukt oder dessen Wachstum zu messen, ist zwar wichtig, sagt aber noch nichts darüber aus, ob und wie der erwirtschaftete Reichtum bei den arbeitenden Menschen ankommt. Das Lebensqualitäts-BIP ist ein wichtiger Schritt, um auch die soziale Dimension der Wirtschaft zu messen.

In Luxemburg steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf zwar an, gleichzeitig fällt aber das verfügbare Haushaltseinkommen. Wie ist das möglich? Eine Erklärung dafür bietet der sogenannte Gini-Koeffizient. Dieser gibt an, wie gleich oder ungleich Einkommen und Vermögen in einem Land verteilt sind. Der Gini-Koeffizient in Luxemburg liegt bei 0,28 und ist damit sogar etwas schlechter als der in Deutschland (0,27) oder in Belgien (0,26).

Und der Gini-Koeffizient im Großherzogtum hat sich in den vergangenen Jahren nicht verbessert. Das geht aus dem neuen Bericht zum Lebensqualitäts-BIP („PIBien-être“) des Luxemburger Statistikinstituts Statec hervor.

Das bedeutet, dass die Einkommens- und Vermögensverteilung weiterhin sehr ungleich ist. Während die Unternehmensgewinne kräftig sprudeln, steigen die Reallöhne weit weniger stark, hinken oft sogar deutlich hinter den Produktivitätszuwächsen her, was auch zu einem Absinken der Lohnquote geführt hat.

Haushaltseinkommen fällt um 3.600 Euro

Dadurch, dass das Einkommen der Kapitaleigner und Spitzenverdiener stärker steigt als das der Bezieher unterer und mittlerer Einkommen, wächst auch das  Durchschnittseinkommen – das verfügbare Einkommen vieler Privathaushalte in Luxemburg stagniert hingegen oder fällt teilweise sogar.

Das dürfte auch eine der Erklärungen sein, warum die Konsumausgaben der privaten Haushalte nach den neuesten Statec-Zahlen rückläufig sind. Zwischen 2009 und 2015 fiel das verfügbare Haushaltseinkommen um durchschnittlich 3.600 Euro. Eine positive Entwicklung gab es allerdings beim Armutsrisiko. Dieses ist nach Transferleistungen zurückgegangen. Die Zahl der Personen, die in Luxemburg mit einem Armutsrisiko leben, ist zwischen 2014 und 2015 von 16,4 auf 15,3 Prozent gefallen, liegt aber noch deutlich über dem langfristigen Trend.

So lag der Prozentsatz des Armutsrisikos 2003 noch bei 11,9 und 2004 bei 12,7 Prozent, also wesentlich geringer als in den Jahren nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise, welche durch die Austeritätspolitik der Regierung noch weiter verschärft wurde. Seither liegt der Prozentsatz derer, die mit einem Armutsrisiko leben, fast konstant über 14, teilweise über 15 Prozent – also zwei bis drei Prozentpunkte mehr als noch vor 2008.

Bei dem leichten Rückgang des Armutsrisikos dürfte die sinkende Arbeitslosenquote eine Rolle gespielt haben. Diese lag im September dieses Jahres bei 6,0 Prozent, noch im September 2015 waren es 6,7 Prozent gewesen.

Armutsrisiko sinkt, bleibt aber auf hohem Niveau

Um das Armutsrisiko weiter zu senken, wären deutliche Erhöhungen der Reallöhne im Niedriglohnsektor notwendig, ebenso wie eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns.
Die Arbeitslosenquote ging zwar zurück, aber das hatte keine Auswirkungen auf das Gefühl der Arbeitsplatzsicherheit, das konstant geblieben ist.

Bezahlbarer Wohnraum ist auch weiterhin ein großes Problem für die Menschen im Großherzogtum. Kein Einziger der Indikatoren in der Kategorie „Logement“ hat sich verbessert, zwei haben sich sogar verschlechtert. Es wird trotz steigender Bevölkerungszahlen nicht ausreichend neuer Wohnraum gebaut.

Zwar finden viele Menschen in Luxemburg, dass sie Berufs- und Privatleben besser vereinbaren können als noch vor ein paar Jahren, allerdings steht das Großherzogtum im Vergleich mit anderen westeuropäischen Staaten in diesem Bereich eher schlecht da und kann hier noch deutlich aufholen. Im Bereich Staatswesen und Bürger und im Umweltschutz zeigt sich eher ein gemischtes Bild.

So sinkt zwar das Vertrauen in staatliche Institutionen, ist aber im westeuropäischen Vergleich noch immer unter den Top 25. Beim Kampf gegen Diskriminierungen sehen die Menschen in Luxemburg in den vergangenen Jahren keine Fortschritte. Die generelle Lebenszufriedenheit im Großherzogtum ist zwischen 2009 und 1015 konstant geblieben.

Von unserem Redakteur Stefan Osorio-König