Die Zukunft des Geldes

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Die Zukunft der Kryptowährungen hängt davon ab, ob die Aufsichtsbehörden Regulierungen erstellen oder nicht, meint das Rating-Unternehmen S&P.

Es gibt Staaten, die Kryptowährungen positiv gegenüber eingestellt sind. So hat Japan etwa den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkannt und die Steuern auf den Handel mit der digitalen Währung abgeschafft. In Venezuela wurde gestern der Petro, die erste staatliche Cyber-Devise, herausgegeben.

Es gibt jedoch auch Länder, denen es am liebsten wäre, wenn die Kryptowährungen von der Bühne verschwinden würden. Südkorea will die Kryptobörsen an die kurze Leine nehmen. Ein ursprünglich angedachtes Verbot des Handels mit Kryptowährungen und die Schließung aller Handelsplattformen des Landes ist dem Finanzminister zufolge aber vom Tisch. Ab Ende Januar dürfen anonym geführte Bankkonten nicht mehr für den Handel mit virtuellen Devisen genutzt werden.

Boom oder Blase?

US-Kongress bemüht sich um Regeln

Der Hype um Bitcoin & Co. ruft auch in den USA den Gesetzgeber auf den Plan. „Es steht außer Frage, dass ein regulatorischer Rahmen notwendig ist“, sagt der republikanische Senator Mike Rounds, Mitglied im Bankenausschuss.

Der republikanische Parlamentarier Bill Huizenga plädiert für eine Einstufung der Kryptowährungen als Wertpapier. Damit unterlägen sie der Börsenaufsicht SEC mit ihren Regeln zum Anlegerschutz. „Viele Leute sind sich nicht bewusst, dass virtuelle Währungen durch nichts abgesichert sind“, betont seine demokratische Kollegin Carolyn Maloney, die im Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses sitzt.

Selbst konservative Republikaner sehen Handlungsbedarf. „Ich bin ein Verfechter des freien Marktes, daher will ich keine Regulierung“, sagt Dave Brat, Mitglied der konservativen Parlamentariergruppe House Freedom Caucus im Repräsentantenhaus. „Aber wenn es sich um eine Währung handelt, die die gesamte Wirtschaft destabilisieren könnte, müssen wir darüber reden.“ Vor einigen Wochen hatten sich die Chefs der SEC und der Derivateaufsicht CFTC bei einer Anhörung für strengere Regeln ausgesprochen.

China will den Internetnutzern des Landes den Zugang zu Kryptobörsen blockieren. Im Herbst 2017 verbot die Regierung Initial Coin Offerings (ICOs), bei denen Firmen im Tausch gegen digitale Münzen („Coins“) oder Anteile („Token“) Geld bei Investoren einsammeln. Vor diesem Hintergrund gaben mehrere chinesische Kryptobörsen auf.
Eines wird dadurch klar: In Sachen Digitalwährungen ist man entweder Anhänger oder Feind – es gibt keine Graustufen. Die einen sehen darin die Zukunft des Geldwesens, die anderen glauben an einen nahenden Crash, den die Kryptowährungen nicht überleben werden.

Das Rating-Unternehmen S&P hat sich diese Devisen näher angeschaut, um herauszufinden, ob „die Begeisterung der Finanzmärkte“ gerechtfertigt ist. Eine Schlussfolgerung schickten die Analysten vorneweg: Die Kryptowährungen sind viel zu klein, um ein Risiko für die Banken und Finanzwirtschaft zu werden. Wenn die Blase platzen sollte, verlieren Privatanleger viel Geld, ein systemisches Risiko stellen diese virtuellen Währungen aber nicht dar, meint S&P.

„Am 10. Februar 2018 hatten die 1.523 verschiedenen Kryptowährungen eine Marktkapitalisierung von rund 394 Milliarden Dollar, das ist bedeutend weniger als die Kapitalisierung von Apple, die 794 Milliarden Dollar beträgt“, erklärt S&P. Die digitalen Währungen seien immer noch „ein marginales Instrument“.

Reine Spekulation

Was genau diese digitalen Währungen darstellen, versuchten die Analysten auch herauszufinden. „Aus unserer Sicht erfüllen diese Devisen nicht die Anforderungen an eine Währung“, so das Papier. Da Kryptowährungen vom Großteil der Geschäfte und Händler nicht angenommen werden, zählt S&P diese nicht zu den Zahlungsmitteln.
Das sei jedoch nicht immer der Fall gewesen. „Die älteste Kryptowährung, der Bitcoin, entstand in der Folge der globalen Finanzkrise“, so S&P. Sie sollte die Glaubwürdigkeit der Bezahlsysteme wiederherstellen. Doch die eigene Glaubwürdigkeit sei in Mitleidenschaft gezogen worden, als immer mehr kriminelle Geschäfte in Bitcoins geregelt wurden. Erst im Jahr 2017 seien die Bitcoins wieder in die Schlagzeilen gekommen, als die Kurse durch die Decke gingen.

Die Bitcoins seien auch kein Wertaufbewahrungsmittel, eine weitere Funktion des Geldes. Die Wertschwankungen seien dafür einfach zu hoch. „Wir sind der Meinung, dass Kryptowährungen – so wie sie sich momentan darstellen – viele Eigenschaften eines spekulativen Instrumentes besitzen. Wir sehen in Bitcoins ein reines spekulatives Instrument.“

Wenig Risiken

Eine Anlagekategorie seien diese Währungen dann auch nicht, dazu seien die Marktkapitalisierungen dann doch viel zu klein. (Zum Vergleich: Weltweit gibt es Aktien im Wert von 80.000 Milliarden Dollar.) Die virtuellen Währungen könnten sich aber zu einer Anlageklasse entwickeln, meint S&P.

Alles hängt davon ab, wie die Aufsichtsbehörden auf diesen neuen Trend reagieren. Falls klare Regeln erstellt würden, etwa in den Bereichen Anti-Geldwäsche, hätten die Banken Rechtssicherheit, wenn die Börsenaufsicht Wertpapiere auf Bitcoin-Basis erlauben würde, könnten Anleger die Kryptowährungen als Anlageklasse entdecken.

Die Kryptowährungen hätten es fast schon geschafft, sich zu etablieren. „Wenn Kryptowährungen abheben und zu einer richtigen Währung werden, sind die Auswirkungen auf die Geldpolitik sehr tief“, so S&P. „Die Zentralbanken würden das Geldangebot nicht mehr kontrollieren.“ Die Gewinner wären Fintechs, die sich mit diesem Thema beschäftigen, da sie flexibler auf neue Gegebenheiten reagieren können.

„Viele Zentralbanken beobachten die virtuellen Währungen und erkunden das Potenzial für eigene Kryptowährungen“, so S&P. Dies wäre dann „eine bahnbrechende Änderung“, und die Banken würden nicht mehr so funktionieren, „wie wir es heute kennen“. Bei den virtuellen Währungen gibt es also nur Schwarz und Weiß. Entweder setzen sie sich durch und revolutionieren die Geldwirtschaft, oder die Blase platzt und der Bitcoin verschwindet wieder in den Tiefen des Internets.