Der Kampf um das Make-up

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Am 21. März 2018 stellt sich die Frage nach der Zukunft des weltgrößten Kosmetik-Konzerns: L’Oréal.

Am 21. März 2018 stellt sich die Frage nach der Zukunft des weltgrößten Kosmetik-Konzerns: L’Oréal.

Von Helmut Wyrwich

Große Firmengeschichten ähneln sich häufig. So, wie mancher Industrie- oder Internetgigant in einer Garage oder als Start-Up begann, um dann die Industriegeschichte zu prägen, ging es auch Eugène Schueller. Der Chemiker begann mit einer kleinen Produktion von Haarfärbemitteln. Eines davon nannte er Auréole. Der Sage nach soll aus der deformierten Aussprache der Name L’Oréal entstanden sein. Aus dem kleinen Haarfärbe-Labor entstand das heute weltgrößte Kosmetik-Unternehmen. Am Ausbau des Unternehmens arbeitete seine Tochter Liliane nach dem Tod von Eugène Schueller aktiv mit. Die Hauptaktionärin des Unternehmens beobachte scharf, wie Frauen sich beim Frisör benahmen und entwickelte daraus Produkte. Liliane Bettencourt hatte dabei Glück mit dem Management, das Gespür Erfolg entwickelte.

L’Oréal ist heute ein Konzern mit 28 internationalen Marken und über 1.000 Einzelprodukten. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen 26 Milliarden Euro Umsatz, der gegenüber 2016 überall anstieg, mit Ausnahme der USA. Der operative Gewinn lag bei 4,6 Milliarden Euro. Den Gewinn pro Aktie steigerte das Unternehmen auf 6,65 Euro pro Aktie, von denen 3,55 Euro – mehr als die Hälfte – auf jede der 560.519.088 Aktien ausgeschüttet wurde.

Im Alter machte die Milliardärin, die ihren Reichtum einem Anteil von etwas mehr als 30 Prozent am Kapital des Schönheitskonzerns unvermutet Schlagzeilen. Ihre Tochter wollte sie unter Vormundschaft stellen lassen, weil sie vermutete, dass ihre Mutter ihr Vermögen an eine Person in ihrem Umfeld verschleuderte.

Stabilität in Gefahr

L’Oréal hat ein sehr stabiles Aktionariat. Liliane Bettencourt besaß 33 Prozent, die an ihre Tochter übergegangen sind. Nestlé verfügt über 23 Prozent: Erben und der Schweizer Lebensmittelkonzern haben einen Nicht-Angriffspakt geschlossen. Mit 56 Prozent verbundenem Kapitalhat besitzt L’Oréal über ein so festes Mehrheitsaktionariat, dass kein Interessent eine Chance hätte, den Konzern in Gefahr zu bringen. Der Rest von 44 Prozent wird frei an der Börse gehandelt. Der Aktienkurs bewegt sich um 180 Euro herum.

Sechs Monate nach dem Tod von Liliane Bettencourt ändert sich die Situation nun. Nestlé ist an der Aufrechterhaltung des Aktionärspaktes nicht mehr interessiert. Am 21. März 2018 läuft er aus. Was dann geschieht, ist mehr als unsicher. Der Schweizer Konzern steht unter dem Druck des Aktivisten Dan Loeb. Der US Investor besitzt 1,256 Prozent der Nestlé Aktien. Loeb verlangt, dass Nestlé sein Aktienpaket an L’Oréal verkauft und den Erlös in die Hauptsparten des Lebensmittekonzern investiert. Dabei handelt es sich um etwa 22 Milliarden Euro. Ob Nestlé dazu bereit ist, ist nicht bekannt. Nestlé Chef Mark Schneider Mark Schneider hatte vor sech Monaten noch erklärt, dass L’Oréal „eine fabelhafte Investition“ sei. Nicht ohne Grund. In den vergangenen zehn Jahren, rechnet ein Analyst vor, haben L’Oréal pro Jahr neun Prozent zum Gewinn pro Aktie beigesteuert.

Jean Paul Agon, Vorstandsvorsitzender von L’Oréal, hat anlässlich der Präsentation der ausgezeichneten Zahlen des Konzerns, dass er die 23 prozentige Kapitalbeteiligung von Nestlé wohl zurückkaufen würde, falls sich der Nahrungsmittelkonzern von L’Oréal lösen würde. Die Franzosen verfügen nach eigenen Angaben über Bar Reserven in Höhe von 1,8 Milliarden Euro und würden sich von einem Anteil von neun Prozent am Pharmakonzern Sanofi trennen, um das nötige Geld aufzutreiben. Bankkredite würde man ohne Probleme auftreiben können. Das zeigt, dass das Management beginnt, sich sorgen zu machen. Agon gab gleichzeitig zu, mit Nestlé noch keinen Kontakt gehabt zu haben.

Frankreich will „seine“ Firma schützen

Nicht nur Agon lässt Sorgen erkennen. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno le Maire hat offen betont, dass man L’Oréal nicht in fremde Hände geraten ließe. Der Konzern würde tatsächlich mit einem Aktionariat der Familie immer noch einen starken Hauptaktionär haben, aber eben doch angreifbar sein. Und die von Agon angesprochene Finanzierungsmittel sind angesichts der aufzubringenden 22 Milliarden Euro schwach.

Die französische Regierung, die keine Aktie von L’Oréal besitzt, denkt hingegen darüber nach, wie man französische Unternehmen vor ausländischem Aufkauf schützen kann. Die „goldene Aktie“ ist im Gespräch oder die Erweiterung des französischen Schutzprogrammes. Der Vor- Vorgänger von Le Maire, Arnaud Montebourg, hatte eine Liste von Branchen und Unternehmen erstellt, die nicht in ausländische Hände fallen dürfen. Luxus und Kosmetik gehören nicht dazu. Nicht auszuschließen, dass Frankreich L’Oréal auf die Liste setzt, weil sich daran plötzlich nationales Interesse bildet.