Amazon fährt weiterhin teuren Expansionskurs

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Der weltgrößte Onlinehändler Amazon hält an seiner riskanten Wachstumsstrategie fest: Mit hohen Investitionen in neue Produkte und Versandzentren sowie mit aggressiven Preisen sollen die Kunden zufriedengestellt werden. Die Gewinne bleiben dabei auf der Strecke.

Amazon hält sein Wachstumstempo mit Kampfpreisen und neuen Produkten hoch. Dabei nimmt der weltgrößte Online-Händler wie in der Vergangenheit in Kauf, dass er vergleichsweise wenig verdient. Im ersten Quartal sank der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf unterm Strich 82 Millionen Dollar (63 Mio Euro), wie Amazon am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Seattle mitteilte.

Dabei liegt der Umsatz mittlerweile bei 16,1 Milliarden Dollar und damit 22 Prozent höher als im Vorjahr. Amazon hatte zu Jahresbeginn unter anderem das große Modell seines Tabletcomputers Kindle Fire HD nach Europa und Japan gebracht und parallel den Preis in den USA gesenkt.

Kein Gewinn durch Tablets

Am Tabletcomputer selbst dürfte Amazon kaum etwas verdienen, doch über das Gerät werden Musik, Filme und Bücher verkauft, so dass es sich am Ende für den Konzern irgendwann rechnen soll. „Digitale Inhalte wachsen sehr schnell“, erklärte Finanzchef Tom Szkutak in einer Analystenkonferenz mit Analysten.

Leicht abgebremst war hingegen das Wachstum im internationalen Geschäft mit einem Umsatzplus von 16 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar. Das im Vergleich zum US-Geschäft schlechtere Abschneiden war zum Großteil ungünstigen Wechselkursen geschuldet. Operativ schrieb Amazon sogar Verlust auf seinen Auslandsmärkten.

Für das laufende zweite Quartal sagt Amazon ein konzernweites Wachstum voraus von 13 bis 26 Prozent. Gleichzeitig rechnet der Konzern fast sicher mit einem operativen Verlust. Damit setzt Chef und Gründer Jeff Bezos seine riskante Strategie fort. Sein Ziel ist es, langfristig einen größeren Anteil am Onlinegeschäft zu erobern und stationären Läden den Rang abzulaufen.

Neue Versandzentren

Amazon eröffnet in kurzen Abständen immer neue Versandzentren, was ebenfalls am Gewinn nagt, aber eine schnellere Lieferung für die Kunden sichert. Zu Jahresbeginn war Amazon in Deutschland wegen der Behandlung von Leiharbeitern in einem dieser Lager in die Kritik geraten. Auslöser der Debatte war eine ARD-Dokumentation. Nach dem kritischen Fernsehbericht hatte Amazon die Zusammenarbeit mit zwei Zeitarbeitsfirmen beendet.

Mittlerweile arbeiten 91 300 Menschen fest für Amazon. Vor einem Jahr waren es noch 65 600. Neben dem Versandhandel sowie dem digitalen Unterhaltungsgeschäft ist Amazon auch einer der größten Dienstleister im Internet. Der Konzern betreibt große Rechenzentren, die unter der Marke AWS Cloud Computing anbieten. Zu Amazon gehören auch zahlreiche Tochterfirmen wie der Streaming-Dienst Lovefilm in Deutschland. Amazon steht damit im Wettbewerb mit Konzernen wie Apple und Google sowie der Handelsplattform Ebay.

Die Geschäftszahlen sorgten bei den Börsianern für gemischte Gefühle. Zuerst stieg die Aktie nachbörslich, um dann zu fallen. Das Papier notierte immer noch nahe dem Allzeithoch von 284,72 Dollar.