Was macht eigentlich ein ITF-Supervisor beim Tennisturnier?

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Seit Anfang dieser Woche schlagen bei den „Nature Element Luxembourg Indoor Junior Open“ in Esch/Alzette junge Tennistalente auf. Ein Mann ist dafür verantwortlich, dass bei diesem Jugendturnier alles mit rechten Dingen zugeht. Christian Pepin, der ITF-Supervisor dieses Turniers, erklärt im Tageblatt-Interview u.a., welche Punkte in seinen Aufgabenbereich fallen und was genau die Rolle seiner Tätigkeit ist.

Von Laurent Neiertz

Christian Pepin

Tageblatt: Welche Aufgaben fallen in den Bereich eines ITF-Supervisors?
Christian Pepin: Meine Hauptfunktion liegt darin, dass ich dafür verantwortlich bin, dass alles regelkonform abläuft. Das betrifft die ganze Organisation. Der Organisator muss die Kriterien des „cahier des charges“ erfüllen. Aber auch der Ablauf des gesamten Turniers steht unter meiner Verantwortung. Außerdem ist es an mir, die Ziehung der einzelnen Tableaus vorzunehmen und die Spielpläne festzulegen.

 

Sie haben dieses „cahier des charges“ angesprochen. Welche Punkte sind darin verankert?
In diesem „Pflichtenheft“ werden verschiedene Punkte festgehalten, die der Organisator während des Turniers erfüllen muss. Der Zugang zur Anlage muss für die Spieler gewährleistet sein. Außerdem muss für Essen und Trinken am Mittag gesorgt sein. Beim Essen wird darauf geachtet, dass die Spieler auch die Nahrungsmittel bekommen, die von der ITF (International Tennis Federation) vorgegeben sind. Obst und Gemüse sowie Fisch, Hähnchenfleisch und Nudeln müssen angeboten werden. Das Turnier darf also z.B. nicht nur Hamburger mit Pommes zur Verfügung stellen. Außerdem wird verlangt, dass stets ein Physiotherapeut abrufbereit ist. Die medizinische Betreuung muss ebenfalls vor, nach und während einer Begegnung für den Spieler möglich sein. Natürlich kommt noch hinzu, dass die ganze Logistik den Normen entspricht. Die Maßen des Tennisplatzes müssen natürlich den Anforderungen entsprechen. Es fällt also unter meine Obhut, dass dies alles den Vorschriften entspricht. Während der Partien kontrolliere ich, ob sich keiner der Spieler auf irgendeine Weise unfair benimmt. Wäre dies der Fall, müsste ich einschreiten. Des Weiteren trage ich nach den Begegnungen die Ergebnisse ein und schicke diese weiter an die ITF. Außerdem müssen die Ergebnisse sowie das Programm in Papierform für jedermann – sprich für den Zuschauer – sichtbar sein.

Mit welchen nicht immer alltäglichen Problemen haben Sie zu kämpfen?
Früher war ich als Stuhlschiedsrichter im Einsatz. Damit bekommt man schon für so manches Problem ein Auge. Ist eine Werbewand zum Beispiel noch ganz weiß, muss die entsprechende Werbung angebracht werden. Fallen Sonnenstrahlen in die Halle hinein, muss dafür gesorgt werden, dass die Gardinen hier den nötigen Schatten spenden, damit keiner der Spieler geblendet wird. Das sind die organisatorischen Dinge, die z.B. auf mich zukommen.

Ist es für einen luxemburgischen Organisator von Vorteil, wenn der ITF-Supervisor ein Landsmann ist?
Die ganze Planung wird immer zusammen mit der Turnierdirektion entschieden. So wird natürlich versucht, auch auf die Wünsche verschiedener Spieler einzugehen. Wenn z.B. die Luxemburgerin Eléonora Molinaro bei mir vorbeikommt, um zu fragen, ob sie morgens auf dem Center Court spielen darf, so gebe ich dieses Anliegen an den Organisator weiter. Dann ist es an ihm, eine Entscheidung zu fällen. Es kann auch vorkommen, dass er – wie in diesem Fall – nicht mit dieser Bitte einverstanden ist, weil die Turnierdirektion ihre Sponsoren erst am Nachmittag eingeladen hat. Dann muss ein Kompromiss gefunden werden. Ich bin in dieser Situation eher in der Rolle des Vermittlers zwischen dem Spieler und dem Organisator.

Müssen Sie sich auch um die Anmeldungen der Spieler kümmern?
Nein, der Spieler meldet sich im Voraus über ein spezielles Programm im Turnier an. Es gibt hier eine sogenannte „deadline“, bis zu welchem Zeitpunkt die Spieler sich noch für ein jeweiliges Turnier einschreiben können. Nach dieser Frist kann sich niemand mehr registrieren. Die Spieler können sich aber noch bis zu einem späteren Zwischendatum abmelden. Meistens drei oder vier Tage vor dem Turnierbeginn erhalten die Spieler noch einmal die Chance, sich abzumelden, ansonsten sind sie für das Turnier registriert. Reist ein Spieler nach dieser „ultime deadline“ nicht zum Wettbewerb, bekommt er eine Strafe. Im Juniorenbereich gibt es dafür Strafpunkte, im Profibereich hat dies finanzielle Konsequenzen. Ich habe somit eigentlich nur die Übersicht über die jeweiligen Spieler, die am Ende noch auf dieser Einschreibungsliste geblieben sind. Vor Ort brauche ich dann nur noch eine Unterschrift des Spielers selbst. Somit habe ich dann die Bestätigung, dass dieser auch letztendlich anwesend ist. Danach muss er nur noch die Anmeldegebühr beim Organisator bezahlen.

Sie sprechen das Thema Geld an. Werden die Spieler bei Juniorenturnieren dieser Kategorie finanziell entlohnt?
Nein. Aber dies ist auch bei jedem anderen Turnier auf dem Juniorencircuit der Fall. Es ist reiner Amateursport. Der Organisator darf keinem Spieler hier einen Scheck aushändigen. Das ist schlichtweg nicht erlaubt. Man kann ihnen ein kleines Geschenk überreichen, aber es darf kein Geld fließen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sie in dieser Funktion bei Turnieren in der Verantwortung stehen. Im letzten Jahr waren Sie bei den Sermelux Open in Petingen z.B. in der gleichen Rolle aktiv. Gibt es hier Unterschiede zwischen einem Junioren- und einem professionellen Turnier?
Bei den Junioren-Turnieren spiele ich auch eine erzieherische Rolle. Die Spieler sollen sich bei solchen Wettbewerben darauf vorbereiten, wie es nachher bei den Profis zugeht. Sie müssen sich schon mit gewissen Regeln vertraut machen und an einen gewissen Ablauf gewöhnen. Für die jungen Spieler könnte das eine Herausforderung sein, schließlich muss man sich mit anderen Gegebenheiten vertraut machen. Man spielt nämlich nicht zu Hause in seiner gewohnten Umgebung. Im Profibereich läuft aber generell alles noch viel reglementierter ab.

 

Auf diesem Papier wird deutlich, welche Anforderungen an die Spieler in Sachen Kleiderordnung von der ITF gestellt werden

Wo geht die ITF besonders streng vor?
Bei der Kleiderordnung ist die ITF sehr streng. Es ist genau vorgegeben, wie groß z.B. die Aufschrift des Herstellers auf einem Kleidungsutensil sein darf. So erhalten die jungen Spieler schon einen Überblick, auf welche Punkte sie in Zukunft aufpassen müssen. Ebenfalls muss der „code de conduite“ eingehalten werden. Im Juniorenbereich gibt es eine Strafpunkte-Skala. Überschreiten die Spieler hier eine gewisse Punktzahl, werden sie für die Wettkämpfe gesperrt. Bei den professionellen Spielern kennt die ITF aber dann kein Pardon. Eine Verwarnung kostet den jeweiligen Sünder gleich einen Batzen Geld.