Muller: „So macht es nicht so viel Spaß“

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Die Saison von Gilles Muller läuft bisher noch nicht ganz nach Wunsch des Luxemburgers. Der 34-Jährige war sich dessen bewusst, dass er nach seiner Verletzungspause noch nicht gleich wieder der Alte sein würde, trotzdem stellen ihn seine momentane Resultate alles andere als zufrieden. Im Tageblatt-Interview findet die Nummer 28 der Welt ehrliche Worte und geht auf die aktuelle Situation ein.

Tageblatt: Gilles, du hast in dieser Saison bisher an sechs Turnieren teilgenommen. Du stehst bei einer Bilanz von fünf Siegen und sechs Niederlagen. Wie würdest du selbst dein bisheriges Jahr beschreiben?
Gilles Muller: Ich durchlebe momentan eine schwierige Saison, weil bisher die erhofften Resultate ausblieben. Natürlich wusste ich, dass es alles andere als einfach nach meiner Verletzungspause werden würde. Trotzdem gehen mir viele Fragen durch den Kopf. Manchmal bin ich vielleicht auch etwas zu streng zu mir. Aber es stimmt schon, dass ich mich momentan in einer schwierigen Phase befinde. Da brauche ich mich nicht anzulügen. Natürlich hoffe ich, so schnell wie möglich wieder in die richtige Spur zu finden. Ich konnte mein Spielniveau während der drei Turniere (Sofia, Rotterdam und Marseille) in Europa auch schon ein wenig steigern, aber ich habe noch lange nicht mein Maximum erreicht.

Wo siehst du denn die Hauptgründe dafür, dass es bisher noch nicht ganz so rund läuft?
Meine Unbeständigkeit ist wohl momentan das größte Problem. Mein Spiel ist einfach durch zu viele Aufs und Abs geprägt. Es unterlaufen mir des Öfteren zwei oder drei katastrophale Fehler in einem Spiel, die mich dann das Break kosten. Es sind dann diese kleinen Aussetzer, die letztendlich auch spielentscheidend sind. Wenn ich über meine letzte Begegnung nachdenke, hatte ich schon das Gefühl, dass ich der bessere Spieler auf dem Platz war. Gegen Nicolas Mahut in Marseille war ich eigentlich bis Mitte des zweiten Satz der dominierende Spieler. Dann lief während ein paar Minuten in einem Aufschlagspiel aber rein gar nichts zusammen. Das brachte mich schon ein wenig aus dem Konzept. Das ist schon frustrierend und enttäuschend zugleich. So macht es nicht so viel Spaß.

Oft sind es ja auch nur Kleinigkeiten, die eine Partie entscheiden können. In diesem Jahr hast du schon so einige enge Matches verloren …
Das stimmt. In den letzten Jahren lief irgendwie alles von selbst. In wichtigen Spielsituationen hatte ich dann vielleicht einige Male das nötige Glück auf meiner Seite. Das ist diese Saison irgendwie genau umgekehrt.

Tennis ist eine Sportart, die an Resultaten gemessen wird. Ich bin mir bewusst, dass die Ergebnisse bisher alles andere als berauschend sind, aber meine Saison hätte auch schlimmer verlaufen können.

Trotz aller Schwierigkeiten konntest du bei den Australian Open dir dritte Runde erreichen und standest schon zweimal im Viertelfinale …
Tennis ist eine Sportart, die an Resultaten gemessen wird. Ich bin mir bewusst, dass die Ergebnisse bisher alles andere als berauschend sind, aber meine Saison hätte auch schlimmer verlaufen können. Andere Topspieler hatten einen noch komplizierteren Saisonbeginn als ich. Ich befinde mich momentan auf dem 52. Rang im „Race to London“. Das ist unter diesen Umständen an sich noch ganz okay. Trotzdem habe ich mit der momentanen Phase doch etwas zu kämpfen.

Muller’s bisherige Saison

Brisbane
1. Runde
3:6, 6:7 (1) Hyeon Chung (ATP 58)
Sydney
1. Runde: Bye
2. Runde: 7:6 (5), 6:4 gegen John Millman (ATP 127)
Viertelfinale: 4:6, 4:6 gegen Benoît Paire (ATP 42)
Australian Open
1. Runde 7:5, 6:4, 6:3 gegen Federico Delbonis (ATP 67)
2. Runde 7:5, 6:4, 6:7 (5), 3:6, 6:2, gegen Malek Jaziri (ATP 100)
3. Runde 6:7 (4), 6:4, 5:7, 5:7 gegen Pablo Carreño Busta (ATP 11)
Sofia
1. Runde: Bye
2. Runde: 4:6, 7:6 (5), 7:6 (2) gegen Andreas Seppi (ATP 77)
Viertelfinale: 4:6, 4:6 gegen Marius Copil
Rotterdam
1. Runde 4:6, 6:7 (9) gegen Daniil Medwedew (ATP 57)
Marseille
1. Runde 7:5, 6:3 gegen Sergiy Stakhovski (ATP 118)
2. Runde 6:3, 2:6, 4:6 gegen Nicolas Mahut (ATP 100)
Bilanz: 5 Siege, 6 Niederlagen

(In Klammern die Weltranglistenposition zum Zeitpunkt der Turnierwoche)

Du hast dich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Machst du dir vielleicht in dieser Saison zu viel Druck?
Druck ist immer vorhanden. Aber das ist auch normal. Wenn man seinen Beruf gut ausführen möchte und viel Zeit darin investiert, erhofft man sich ein entsprechendes Resultat. Bleibt dieses aus, dann kommt Unzufriedenheit auf. Genau so ist es bei mir auch. Ich würde aber sagen, dass dies in jedem anderen Beruf auch so der Fall ist. Verspürt man einmal nicht mehr diesen nötigen Druck, dann muss man mit seiner Tätigkeit aufhören.

Nach deinem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres hattest du in einem Interview gesagt, dass du dich manchmal unwohl auf dem Platz fühlst und oft die falschen Entscheidungen triffst. Hat sich dein Gefühl in dieser Hinsicht ein wenig verbessert?
Ja, ich fühle mich nicht mehr so verloren auf dem Platz. Das liegt auch daran, dass ich trotz allem doch einige Partien mehr bestritten habe. Je mehr Begegnungen ich spiele, desto schneller finde ich zu meinem Rhythmus.

In diesem Jahr hast du eine kleine Änderung in der Turnierplanung vorgenommen. 2015 und 2017 hast du um diese Zeit in Dubai aufgeschlagen. 2016 in Acapulco. 2018 stand für dich in dieser Woche eine Wettkampfpause auf dem Programm. Warum?
Mein Trainerteam und ich hatten uns bereits im Vorfeld dazu entschieden, in dieser Saison die drei Turniere in Europa anzugehen. Für mich ist das auch ein wenig stressfreier. Außerdem musste ich in den vergangenen drei Jahren bei diesen Turnieren jeweils eine Erstrunden-Niederlage hinnehmen. Deshalb fiel mir diese Entscheidung auch relativ leicht. Nun werde ich am Sonntag in die USA reisen, um mich bereits auf die Masters-Turniere in Indian Wells (8.-18. März) und Miami (21. März-1.April) vorzubereiten.

Was sind die Erwartungen für die kommenden Aufgaben?
Ich möchte das Vertrauen in mein Spiel mit hartem Training wiederfinden. In den Trainingseinheiten soll trotz der ganzen intensiven Arbeit aber der Spaß nicht zu kurz kommen. Ansonsten wäre es eine coole Sache, wenn ich weiterhin in den Top 32 der Welt bleiben könnte, um somit bei den Grand-Slam-Turnieren gesetzt zu sein. In „Down Under“ hatte mir das nämlich in die Karten gespielt. Aber ich bin mir dessen bewusst, dass ich dafür auch gute Ergebnisse liefern muss. Würde ich bei den Major-Turnieren aber nicht mehr gesetzt sein, wäre dies kein Beinbruch, schließlich hatte ich während meiner ganzen Karriere nicht dieses Privileg.