Mandy Minella: „Lasse mich nie unterkriegen“

Mandy Minella: „Lasse mich nie unterkriegen“

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Seit mehr als zwei Monaten steht für Mandy Minella nicht nur das Tennisspielen im Fokus. Töchterchen Emma erblickte nämlich Ende Oktober das Licht der Welt. Seitdem genießt die frisch gebackene Mutter das jetzige Leben in vollen Zügen, was der 32-Jährigen einfach nur ein gutes Gefühl gibt. Mitte Dezember hat die Spielerin von Tennis Spora aber wieder das Training aufgenommen, um die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison 2018 zu legen. Trotz kurzer Nächte und wenig Schlaf will die FLT-Spielerin so schnell wie möglich wieder zu alter Stärke zurückfinden.

Tageblatt: Die Saison 2018 hat vor knapp zwei Wochen begonnen. Wie ist dies für dich, nach so langer Zeit einmal nicht im Januar auf dem Tennisplatz zu stehen?
Mandy Minella: Ich habe gemischte Gefühle. Es stimmt schon, dass ich ein wenig traurig darüber bin, dass ich den Anfang der Saison verpasse. Ich liebe einfach die Tournee in Australien und fühle mich dort auch sehr wohl. Es ist deshalb nicht von ungefähr, dass ich des Öfteren meinen Saisonauftakt in Down Under bestritt. Diesmal verpasse ich diese Tour. Aber ich habe ja auch einen guten Grund dafür. So kann ich diese wunderschöne Zeit mit meiner Tochter Emma verbringen. Sie gibt mir einfach ein sehr gutes Gefühl und lässt auch ein wenig die „Trauer“ wegen Australien vergessen, weil sie mir keine Zeit dazu lässt (lacht).

Als Profisportler ist man gewohnt, einen stressigen und durchgeplanten Terminkalender zu haben. Jetzt kommen noch die Pflichten einer Mutter hinzu …
Das stimmt. Aber ich nehme dies als Herausforderung an. Im Beruf habe ich mich zu keinem Zeitpunkt unterkriegen lassen. Das werde ich auch weiterhin nicht. Im Sport kann ich zwar eine gewisse Erfahrung aufweisen, im Muttersein noch nicht. Aber Tim (der Ehemann und Trainer von Minella, Anm. d. Red.) und ich sind von Natur aus positive Menschen und werden deshalb auch das zusammen meistern.

Es wird aber nicht so einfach sein, alles unter einen Hut zu bekommen, oder?
Nein, absolut nicht. Ich muss aber zugeben, dass ich es etwas unterschätzt habe, wie viel Energie ein Baby einem abverlangt. Ich hatte zwar von Freundinnen gehört, dass sie sich schon öfters müde fühlen, aber ich konnte mir das nicht so richtig vorstellen. Es kommt auch mal vor, dass ich nachts nur einige Stunden schlafe. Dann werden die Trainingseinheiten natürlich den Umständen angepasst.

Wann hast du das Training wieder aufgenommen?
Mitte Dezember bin ich wieder ins Training eingestiegen. Seit kurzer Zeit stehe ich jetzt aber wieder häufiger auf dem Platz und trainiere auch intensiver. Aber das Ganze ist natürlich nicht so einfach, denn an manchen Tagen fühle ich mich einfach nur müde. Der Körper muss sich erst mal wieder an diese Art der Belastung gewöhnen. Ich arbeite auch wieder daran, Muskeln aufzubauen. Vor allem meine Bauchmuskulatur, die extrem wichtig ist für die Balance, hat schon unter der Schwangerschaft gelitten. Besonders physisch ist noch viel Steigerungspotenzial vorhanden. Das Ballgefühl kam dagegen schnell wieder zurück. In puncto Tennis brauche ich mir also keine Sorgen zu machen.

An welchen Aspekten wirst du in näherer Zukunft arbeiten?
Damit ich konditionell wieder voll auf die Höhe komme, werde ich ab dem 14. Januar während drei Wochen an der Mouratoglou-Akademie trainieren. Der Schwerpunkt wird hier wohl auf die Fitness gelegt. Ich arbeite nämlich mit dem gleichen Konditionstrainer zusammen, der mich auch schon in früheren Jahren betreut hatte. Das ist für mich eine richtig gute Vorbereitung. In Luxemburg ist es nicht immer ganz so einfach, allein in der Halle zu trainieren. An der Côte d’Azur steht mir eine gesamte Trainingsstruktur zur Verfügung.

Hast du dir ein bestimmtes Turnier oder Datum vorgegeben, wo du wieder auf die WTA-Tour zurückkehren möchtest?
Nein. Ich möchte aber Ende Februar oder Anfang März wieder an Turnieren teilnehmen können. Doch ich muss sehen, in welcher Verfassung ich dann bin. Es hat nämlich keinen Sinn, wenn man sich nicht zu 100 Prozent fit fühlt. Ich bin mir auch dessen bewusst, dass die Form wahrscheinlich nicht überragend sein wird. Aber es geht mir darum, Matchpraxis zu sammeln, um so wieder an mein altes Niveau heranzukommen.

Von den Major-Turnieren stehen die US Open ganz oben in meinen Planungen. Was jetzt das zweite Grand-Slam-Turnier betrifft, tendiere ich eher dazu, die French Open zu spielen

Gehst du 2018 mit noch höheren Erwartungen in die Saison als gewohnt? Spürt man vielleicht wegen des Familienzuwachses jetzt mehr Druck?
Hohe Erwartungen habe ich immer. Jedoch setze ich mich dabei nicht allzu sehr unter Druck. Ich habe in meiner Karriere schon alles geschafft, was ich eigentlich erreichen wollte. Von diesem Standpunkt aus kann ich befreit aufspielen. Des Weiteren kann ich aufgrund meines geschützten Rankings acht Turniere, darunter zwei Grand-Slam-Turniere, als Nummer 104 der Weltrangliste bestreiten. Das ist für mich auch aus finanzieller Sicht attraktiv. Jetzt muss man sehen, an welcher Position ich zum Zeitpunkt meines Comebacks stehen werde und wann ich dann Gebrauch von meinem „protected ranking“ mache. Von den Major-Turnieren stehen die US Open ganz oben in meinen Planungen. Was jetzt das zweite Grand-Slam-Turnier betrifft, tendiere ich eher dazu, die French Open zu spielen. Ich fühle mich auf Sand wohler als auf dem Rasen in Wimbledon.

Es liegen insgesamt zwei ereignisreiche Jahre – sportlich wie auch privat – hinter dir. 2016 hattest du sogar mit dem Gedanken gespielt, deine Karriere zu beenden, dann kam der Turniersieg in Bol. Und jetzt bist du auch noch vor kurzem Mutter geworden …
Das ist schon alles unglaublich. In den letzten zwei Jahren habe ich an sich mein bestes Tennis gezeigt. Davor habe ich zwar immer hart trainiert, aber die positiven Resultate blieben teilweise aus. Jetzt kommt ein völlig neuer Lebensabschnitt auf mich zu. Das hätte ich mir vor geraumer Zeit auch noch nicht vorstellen können. Aber ich genieße den Augenblick. Jetzt freue ich mich darauf, mit meiner kleinen Familie noch tolle Momente erleben zu dürfen.