Val Langehegermann: fit wie ein Turnschuh

Val Langehegermann: fit wie ein Turnschuh
(Tageblatt/Guido Romaschewsky)

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Seine Stärke war und ist die Vielseitigkeit: Valentin Langehegermann, genannt „Val“, war nicht nur als Radsportler Landesmeister, sondern prägte über viele Jahre auch im Tischtennis die nationale und internationale Szene. Das Tageblatt besuchte ihn wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag.

Wenn am 23. Mai der Tross des 100. Giro d’Italia auf der Königsetappe den Mortirolo, das Stilfser Joch und den Umbrail-Pass überquert, wird auch Val Langehegermann mit seinem Rennrad an der Strecke sein. Er, der noch 2016 an die 9.000 Radkilometer zurückgelegt hat, kennt das Alpenterrain bestens, nicht zuletzt fuhr er fünfmal die Österreich-Rundfahrt und wurde in St. Johann in Tirol 1972 Weltmeister der über 35-Jährigen.

Zur Person:

Geboren am 26.2.1937 in Luxemburg (Limpertsberg); wohnt seit 2011 in Wasserbillig;
Postbeamter i.R.; verheiratet, ein Sohn; Lizenzsportler seit 1952 (Tischtennis) bzw. 1963 (Radsport).

Tischtennis-Palmarès (Auszüge):

Teilnahmen an WM Prag 1963 und Tokio 1983, EM Berlin 1962, Malmö 1964 und Moskau 1984.

Titelgewinne als Veteran: Vizeweltmeister Ü40 Helsinki 1984, Weltmeister Ü65 Yokohama 2004, Weltmeister Ü60 Doppel Luzern 2002,Europameister Ü70 Doppel Porec 2009; Masters Games (Veteranen-Olympiade): Silber (Einzel) und 2x Gold (Doppel u. Mixed) Toronto 1985, Silber (Einzel, Mixed) und Gold (Doppel) Aarhus 1989.

Luxemburger Vizemeister im Einzel 1964, Dritter 1961; Doppel-Landesmeister 1961 mit Marcel Kirpes, Dritter 2003 u. 2004 mit Joël Kox; Mannschaft: 4x Vereins-Landesmeister mit dem DT Remich (1978/79/80/84).

Größte Radsport-Erfolge (Auszüge):

Landesmeister der Amateure im Straßenrennen 1970, Dritter 1968, 1969,1971; Sieger int. Etappenrennen GP Rea, Luxemburg 1967; „Cycliste de l’année/Coupe Républicain“ 1968.

WM-Teilnahmen in Heerlen (NL) 1967, am Nürburgring 1968, in Brünn (CZ) 1969 und Mendrisio (CH) 1970; 5 Mal bei der Österreich-Rundfahrt im Einsatz (1968-1972).

Weltmeister der 35- bis 40-Jährigen in St. Johann/Tirol 1972.

Val freut sich schon auf seine diesjährige Alpen-Tour und zeigt mir sorgfältig zusammengestellte Bildbände und Dokumentationen seiner früheren, aktiven Zeit als Radrennfahrer – das waren vor allem die Jahre 1964-1972 – bis hin zu Fotosammlungen und Zeitungsartikeln seiner Karriere als Tischtennisspieler. Und ergo als Weltenbummler, denn einige seiner größten Erfolge erzielte er im fortgeschrittenen Alter bei Veteranen-Welt- und Europameisterschaften auf allen Kontinenten mit dem kleinen Zelluloid-Ball. „Je oller, je doller“: Der Spruch trifft auf Val hundertprozentig zu.

Beeindruckend museal

Nicht ohne Stolz zeigt mir der frühere Postangestellte seine riesige Sammlung an Pokalen, Medaillen, Urkunden sowie sonstigen Trophäen und Souvenirs; das Zuhause der Familie Langehegermann hat schon einen beeindruckend musealen Charakter.

Ich möchte von Val wissen, wie er damals, in den 50er, 60er Jahren, zu seinen beiden Hauptsportarten gekommen ist – ob er sportliche Eltern hatte. „Wir wohnten auf dem Limpertsberg, und dort war ich bei den ‚Scouten‘, wo wir oft stundenlang Pingpong spielten. Man riet mir, doch im Verein zu spielen, und so bekam ich 1952 meine erste Lizenz, die Nr. 166 – die heute älteste noch gültige Lizenz – beim Club Howald/Bonneweg. Dort blieb ich aber nur ein Jahr und wechselte dann zum Capip, für den ich bis 1976 aktiv war. Mehrere Jahre spielte ich ab 1977 in Remich und später von 1991 bis 2007 in Niederanven, wo ich bis 2005 Präsident war.“

Und woher kam das Radfahrer-Gen? – „Mein Vater war Rennfahrer. Mit ihm ging ich ab 12 Jahren oft gemeinsam fahren, später auch mit meinen Cousins Nico und Sylvère. Meine erste Rennlizenz hatte ich bei den „Rapides Limpertsberg“ 1963, meine ganze anschließende Radkarriere fuhr ich von 1964 bis 1973 beim ACT Kopstal.“

Saisonale Schwerpunkte

Ich frage ihn, wie er das alles unter einen Hut bekommen hat. „Es wurden natürlich saisonale Schwerpunkte gesetzt: Tischtennis mit Meisterschaften über den Winter, ab Frühling und den Sommer über saß ich dann zu quasi 100 Prozent auf dem Rennrad.“ Ob er nie ernsthaft verletzt gewesen sei? „Im Herbst und Winter gab es beim Radverband im INS unter Leitung von Camille Polfer viel allgemeines ‚Culture physique‘-Training. Das hat mir sehr geholfen, über die Jahre verletzungsfrei zu bleiben.“

Mein Blick schweift über die vielen DIN-A4-Blätter mit unzähligen Spitzen- und Top-Ten-Resultaten und ich wüsste gerne von Val, welche seiner Erfolge ihm denn am meisten bedeuten. Ohne zu zögern sagt er: „’D’Championstitelen.‘ Den höchsten Wert haben für mich die Leistungen der früheren Jahre, wie z.B. mein Straßenmeistertitel 1970. Der WM-Titel 1972 in St. Johann und die vier Landesmeisterschaften mit dem DT Remich im Tischtennis bedeuten mir ebenfalls sehr viel. Ach ja, natürlich auch der Doppel-Titel 1961 mit Marcel Kirpes.“

Luxemburgische Fähnchen in Pjöngjang

Und welche besonderen Erlebnisse gab es abseits von Rennstrecken und Tischtennishallen für den „Weltreisenden“ Val Langehegermann? – Starke bleibende Eindrücke hätten bei ihm die Reisen zur TT-WM in Berlin 1962 (als Aktiver) sowie zur WM in Pjöngjang 1979 (als FLTT-Damentrainer) hinterlassen: „Berlin zur Zeit, als gerade die Mauer gebaut wurde, war ein sehr spezielles Erlebnis. Und auch in Nordkorea hatte man sehr gemischte Gefühle: Ein Land mit lauter uniformierten Menschen – aber mit netten Schülern, die alle luxemburgische Fähnchen schwenkten …“, erzählt Val etwas nachdenklich.

Ein Weltenbummler ist Langehegermann immer gewesen, auch in regionalen Gefilden. Er stand bei acht luxemburgischen Vereinen, einem französischen (Manom, zweithöchste Division) sowie vier deutschen Clubs an der Tischtennis-Platte. In Trier spielte er für den TTC Gelb-Rot, und bis heute ist er für die Mannschaft des TTC Grün-Weiß Zewen regelmäßig im Einsatz. Natürlich war Val über die vielen Jahre auch Mitglied diverser nationaler Sportgremien und Verbandskommissionen. Als Trainer des DT Gonderingen war er von 2003-2015 am Aufbau von Nachwuchstalenten beteiligt.

„Ich war Allrounder und Puncher“

Ich frage ihn nach seiner Spielweise und inspiziere seinen Schläger, der eine griffige Seite aufweist, auf der anderen aber einen sog. „toten“ Belag hat. Val erklärt: „Ich bin Defensiv-Spieler, eher abwartend. Durch plötzliches Drehen des Schlägers überrasche ich dann den Gegner mit verändertem Schnitt im Ball.“

Auf alten Holzplatten in seiner Schlägerhülle hat er Taktiken gegen seine wichtigsten Gegner notiert: „Wohl eine Eigenart von mir“, schmunzelt er – um hinzuzufügen: „Die richtige Taktik ist im Sport enorm wichtig. Auch bei den Radrennen habe ich viel Wert darauf gelegt. Dort habe ich jedoch meine Chance immer im Angriff gesucht. Ich war Allrounder und ‚Puncher‘, wie man das im heutigen Rad-Jargon wohl nennen würde.“

„Punch“ hat Val in der Tat, denke ich zum Abschluss unseres Gesprächs – und wünsche ihm für seine weitere Zukunft noch jede Menge davon.