Statistisch belegte Ineffektivität

Statistisch belegte Ineffektivität
(AFP/Franck Fife)

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316 Athleten aus 62 Ländern sind zurzeit vom internationalen Leichtathletik-Verband wegen Dopings gesperrt. Die Statistik eines ineffektiven Anti-Doping-Kampfes.

58 der 316 gesperrten Leichtathleten stammen aus Russland, so eine von Radio Free Europe/Radio Liberty aufgearbeitete Statistik, die sich auf Daten der IAAF beruft. Damit liegt das Land unangefochten auf Platz 1. Auf Platz 2 folgt Indien (34 Athleten), vor Marokko (20), Kenia (18) und der Ukraine (15). Diese fünf Länder machen fast die Hälfte der vom IAAF gesperrten Sportler aus.

Gibt es in diesen Ländern wirklich mehr Betrüger als zum Beispiel in den USA, wo nur fünf Leichtathleten eine Sperre absitzen oder in dem riesigen China, die nur einen gesperrten Leichtathleten zu beklagen haben? Oder aber der Anti-Doping-Kampf in verschiedenen Ländern einfach viel effektiver als in anderen?

Wohl kein Einzelfall

Weder noch! Diese Statistik zeigt bloß auf, wie ineffektiv der weltweite Anti-Doping-Kampf ist. Dass Russland die Statistik im Moment anführt ist nicht weiter verwunderlich. Nachdem ARD-Journalist Hajo Seppelt systematisches Doping in der russischen Leichtathletik aufdeckte, standen die Verantwortlichen unter Zugzwang. Die gedopten Athleten mussten – zu Recht – bestraft werden. Aber dass Russland das einzige Land sein soll, in dem massiv gedopt wird, ist dann doch mehr als unwahrscheinlich.

Ähnliche Enthüllungen in anderen Ländern würde die Zahl der gesperrten Athleten wohl ebenso in die Höhe schießen lassen. Zum anderen ist die Sportwelt noch Lichtjahre von einem einheitlichen Anti-Doping-Kampf entfernt. Nicht nur was das Testen angeht, sondern auch im Bereich der Prävention gibt es von Land zu Land riesige Unterschiede.

Schließlich ist das Vorgehen gegen Doping eine teuere Angelegenheit und gehört nicht gerade zu den Prioritäten eines Staates. Auch das Dopen an sich kann teuer sein, wenn man sicher gehen will, nicht erwischt zu werden.

Die Substanzen und Sperren

Was die Dopingsubstanzen angeht, vertrauten die 316 erwischten Leichtathleten auf Altbewährtes vertraut zu haben. 40 Mal wurde Stanozolol nachgewiesen. Das anabole Steroid wurde bereits 1988 bei Ben Johnson nachgewiesen.

Ein Großteil der Athleten (144) verbüßt eine Sperre von zwei Jahren, während 95 Athleten zwischen drei und fünf Jahre aus dem Verkehr gezogen wurden. Zur Erinnerung: der am 1. Januar 2015 in Kraft getretene Welt-Anti-Doping-Code sieht eine Regelsperre von vier Jahren bei Ersttätern vor.