Ein funktionierender Profi

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Der FC Metz erlebt in der Ligue 1 eine Talfahrt, mittendrin schafft Chris Philipps den Sprung in den Profikader der "Grenats": Situationsbericht und Zukunftspläne eines 20-Jährigen.

Es sind nun mehr als fünf Wochen her, seit Chris Philipps zum ersten Mal bei Anpfiff einer Partie in der Ligue 1 auf dem Platz stand. In der Hinrunde saß er entweder auf der Ersatzbank oder wurde in die Reservemannschaft degradiert. Eine Entwicklung, die sowohl der Betroffene als auch Trainer Albert Cartier am Dienstag bei einem „Point presse“ im Stade Saint-Symphorien kommentierten: „Es ist der Wettbewerb, also die Spiele, die ihm erlauben, Fortschritte zu machen“, erklärte der Coach. „Seit Beginn des Jahres 2015 hat er neue Verantwortungen übernommen. Und er hat sich seither auch zum Kandidaten für einen Platz in der Startelf entwickelt.“

Danach sah es bekanntlich vor der Winterpause nicht aus. Mit einer Verletzung, Selbstzweifeln und vielen Fragen plagte sich der Luxemburger damals herum, attestierte der Trainer den Journalisten. Dass dieser Knoten nun platzte, verdankt der Sechser einerseits dem Afrika-Cup: Etliche Teamkollegen verpassten den Rückrundenauftakt wegen ihrer Einsätze in der jeweiligen Nationalmannschaft und Philipps rutschte in den Fokus von Cartier.

Andererseits änderte der 20-Jährige (der am 8. März übrigens seinen 21. Geburtstag feiert) seine Situation auch aus eigener Kraft: „Er hat verstanden, wie ein Profi funktioniert“, lobte der Coach: „Il se donne lui-même les moyens de réussir. Même s’il n’y a pas d’entraînement, il est là, se rend aux soins par exemple. Il n’y a pas de jour férié pour l’état d’esprit d’un joueur.“ Nachdem der Trainer den Pressesaal bereits verlassen hatte, bekam Philipps das Wort.

Als gewohnt bescheidener Teamplayer analysierte er die letzte Partie gegen Reims folgendermaßen: „Ich wollte in der Kontinuität meiner vorherigen Leistungen bleiben. Auch wenn ich jedes Mal mehr zeigen möchte, denke ich, dass unser Kollektiv ein gutes Spiel abgeliefert hat. Nur der Sieg hat uns am Ende gefehlt.“

Ein Realist

Er selbst warf sich dabei vor, in der ersten Hälfte zu tief gestanden und einige Ballverluste verschuldet zu haben. Das 4-1-4-1-System vom vergangenen Wochenende kommt ihm dennoch entgegen: „Ich habe bereits mit der Nationalmannschaft auf dieser Position gespielt. Dieser Posten ist wie für mich geschaffen. Ich fühle mich wohl. Meine Rolle ist es, mehr Verantwortung zu übernehmen und zu dirigieren. Dass der Coach mir das zutraut, beweist, dass ich die Qualitäten dafür habe.“ Nicht nur der Trainer, auch seine Mitspieler haben nun ein anderes Auge für den defensiven Mittelfeldspieler: „Ich merke das beim Training, da spiele ich jetzt eine andere Rolle. Auch meine Kollegen haben nun Vertrauen in mich.“

Auf die prekäre Lage vor dem wegweisenden Spiel gegen Evian TG angesprochen, meinte Philipps entschlossen: „Ich bin heute kein Optimist und kein Pessimist. Ich bin ein Realist, und das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass wir diesen 20. Platz verlassen müssen.“

Und was, wenn nicht? Diesen Gedanken schob er am Dienstag erst mal beiseite und versicherte dem Klub, der ihm damals die Möglichkeit geboten hatte, einen professionellen Weg einzuschlagen, die Treue.

(Christelle Diederich/Tageblatt.lu)