Arbeit und Selbstvertrauen

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Vor einem Jahr stand Gilles Muller auf Rang 360 der Weltrangliste. Aktuell ist es sicherlich empfehlenswert, sich den Weg der letzten Wochen und Monate des 31-Jährigen vor Augen zu führen.

Innerhalb von drei Tagen besiegte Muller beim ATP-Turnier (1.600.855 Euro) von Rotterdam (Niederlande) die Nummern 20 und 11 der Welt. Muller geht erfahrungsgemäß immer sehr kritisch mit sich um, auch wenn er gewonnen hat und das Match – von außerhalb betrachtet – doch sehr anständig war. „Gilles ist ein Perfektionist: Das ist eine seiner Stärken“, erklärt Mullers Coach Alexandre Lisiecki.

So ist die Aussage nach dem souveränen Zweisatzsieg gegen Grigor Dimitrow speziell einzustufen: „Ich habe ein sehr gutes Match gemacht“, lautete die Analyse des Luxemburger Sportlers des Jahres 2014. Auch sonst fand der FLT-Spieler eigentlich keine negativen Punkte: „Ich bin super gestartet. Vom ersten Schlag an war ich sehr aggressiv. Außerdem habe ich ihm keinen Rhythmus gegeben und es ist mir sehr viel gelungen. Den ersten Satz habe ich souverän abgeschlossen: Das war auch verdient, denn ich war der stärkere Spieler.“

Klagen auf sehr hohem Niveau

Den Beginn des zweiten Satzes, wo Muller etwas mehr Mühe hatte, mit einem „Loch“ seitens des Luxemburgers zu beschreiben, wäre ein Klagen auf sehr hohem Niveau. „Dimitrow hat sein Spiel ein bisschen umgestellt. Aber Gilles hat diese Situation hervorragend gemeistert. ‚C’était très autoritaire’“, so Lisiecki, der diese Phase eher als Anpassung an die neue Taktik des Gegners umschrieb. Ein „richtiges“ Loch könne man sich gegen Topleute nicht erlauben, „sinon ils te sautent dessus“.

So sieht es auch Muller: „Der zweite Durchgang war etwas komplizierter. Ich habe gekämpft, kein Break zu bekommen. Zum Ende des Satzes hin gelingen ihm einige Wunderschläge. Auch wenn ich einen Anflug von Frustration spürte, habe ich die Ruhe bewahrt. Dafür wurde ich meinerseits belohnt, und zwar mit dem glücklichen Netzroller beim 8:8.“

Eine richtige Bewährungsprobe

Auch wenn Lisiecki den Sieg gegen Dimitrow als „grand match“ bezeichnet, so war der Franzose noch mehr beeindruckt vom Sieg gegen Goffin: „Er ist krank, Goffin ist sehr schwer zu spielen: Das war eine richtige Bewährungsprobe. Dieser Sieg hat ihm unglaublich viel Selbstvertrauen gegeben. Das war wohl auch der Grund, warum er gegen Dimitrow solch einen Beginn gezeigt hat.“ Dieses Match kann Muller laut Lisiecki in Zukunft durchaus als „match phare“ heranziehen.

Wenn Alexandre Lisiecki gefragt wird, welche zwei Wörter die letzten anderthalb bis zwei Jahre Gilles Muller am besten charakterisieren würden, lautet die Antwort: „Arbeit und Selbstvertrauen.“ Seit zwei Jahren habe er den Turbo eingelegt und enorm viel gearbeitet, immer den Blick auf das Langfristige gelegt. Und das zahlt sich nun aus: Muller bekommt die Matches, die er so lange verlangt hat: Duelle gegen die Top-Spieler.

Viertelfinale in Rotterdam

Und am heutigen Freitag steht wieder ein solches auf dem Programm: Stan Wawrinka (Schweiz, 8/Nr. 4) heißt der Gegner im Viertelfinale in Rotterdam. „Ich bin sehr gespannt auf dieses Match. Gilles ist in einer guten Ausgangslage“, so Lisiecki.

Wawrinka pflegt einen anderen Spielstil als die beiden vorherigen Gegner: körperlich sehr robust, aggressiv von der Grundlinie mit einer gefährlichen einhändigen Rückhand. Mit seinem Grand-Slam-Titel 2014 in Melbourne hat der Schweizer bewiesen, dass er auch mental sehr stabil geworden ist. Auch wenn er Ende des Jahres 2014 ein wenig auf Formsuche war, stehen 2015 ein Sieg in Chennai – wo er Muller im Viertelfinale ausgeschaltet hatte – und das Halbfinale bei den Australian Open zu Buche.

Mandy Minella (WTA 201) hat ihrerseits als letzte Spielerin den Einzug in die Qualifikation des WTA-Turniers (2.513.000 $) von Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) geschafft: Die FLT-Spielerin trifft heute auf die an fünf gesetzte Julia Görges (Deutschland, 69). Die bisherigen zwei Duelle gingen 2008 und 2010 an die Deutsche.