„Gesellschafts-Politisch etwas erreichen“

„Gesellschafts-Politisch etwas erreichen“
(Tageblatt-Archiv/Fabrizio Pizzolante)

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Das Nationale Olympischen Komitee COSL versucht mit dem am Mittwoch offiziell vorgestellten „Concept intégré pour le sport au Grand-Duché de Luxembourg“, der nationalen Sportbewegung neue Impulse zu geben.

War vor 52 Jahren mit dem „Livre blanc“ ein punktuelles Ereignis Auslöser zu grundlegenden und prinzipiellen Überlegungen (das spitzensportliche Desaster trotz Rekord-Delegation bei Olympia 1960) den Sport betreffend, so war dies seit 2009 – als die Idee dieses Konzepts geboren wurde – leicht anders: „Wir kamen zur Erkenntnis, dass die Entwicklung stagnierte, Strukturen festgefahren waren. Es gab zwar gute Ansätze, mehr aber nicht. Wir machten uns auf die Suche nach dem Warum und führten eine tiefgreifende Analyse durch“, erklärte COSL-Präsident André Hoffmann gestern auf einer Pressekonferenz.

Remember … 1962

Das sogenannte „Weißbuch des Sports“ 1962 war die Grundlage für eine tiefgreifende Reform des Luxemburger Sports auf allen Ebenen, vom Breiten- bis zum Leistungssport über die Sportstätten; verschiedene Feststellungen haben allerdings auch heute, 52 Jahre später, noch ihre Gültigkeit. Hier einige Auszüge aus Tageblatt-Artikeln vom 21. und 23. Februar 1962, gleich nach der Fertigstellung des Weißbuchs: „Es wurde festgestellt, daß es im Luxemburger Sport an guten Anlagen, Sälen und Sportfeldern fehlt, daß gute Trainer eine Seltenheit sind und daß der Schulsport stiefmütterlich behandelt wird. (…) Es erübrigt sich, die skandalöse Passivität gegenüber Körpererziehung in den Primärschulen hervorzuheben. Das Programm der Mittelschulen sieht nur 1 oder 2 wöchentliche Sportstunden vor. In keinem Lande Europas ist die physische und sportliche Erziehung so vernachlässigt. (…)

Federführend war COSL-Sportdirektor Heinz Thews; im COSL-Verwaltungsrat wurden die Köpfe zusammengesteckt und in einer Arbeitsgruppe wurden gleich auch noch Mitarbeiter des Sportministeriums hinzugezogen. „Dieses Papier ist aber ein Text der Sportbewegung, und von sonst niemandem. Die Hilfe des Sportministeriums war wichtig auf intellektueller Ebene sowie was den Informationszugang anging“, sagte Hoffmann: „Reibungspunkte mit der Politik sind relativ klar erkennbar.“

Wohl wahr, liest man sich durch das in der Druckversion ca. 70 Seiten starke Werk. „Wir wollen damit dem Sportminister ein weiteres Arbeitsutensil in die Hand geben, hinter dem ganz klar der ganze Rückhalt der ganzen Luxemburger Sportbewegung steckt“, führte Hoffmann weiter aus.

Ebenfalls wahr, denn dass die Luxemburger Politik, den aktuellen Sportminister Romain Schneider und seinen Vorgänger ausgeklammert, vom überaus wichtigen Stellenwert des Sports in der Gesellschaft überzeugt werden muss, ist bekannt und wurde an dieser Stelle bereits mehrfach erörtert. „Und wollen wir gesellschaftspolitisch etwas erreichen und durchsetzen, müssen wir halt bei der Politik ansetzen“, so Hoffmann.

In einer ersten Phase stehen nach den Sommerferien denn auch Gespräche mit der Politik an, Termine beim Premier und der zuständigen Parlamentskommission werden angefragt.

Das Tageblatt wird den Sommer über in regelmäßigen Abständen auf Teil-Aspekte des Sportkonzepts eingehen.
Das ganze Dokument ist einsehbar auf der COSL-Internetseite (www.cosl.lu) unter der Rubrik „documents“.