„Einfach unglaublich, so etwas mitzuerleben“

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Ben Gastauer hat bei seiner ersten Tour-Teilnahme mehr als überzeugt. Der 26-Jährige hat großen Anteil am Podiumsplatz seines Kapitäns Jean-Christophe Péraud und am Gewinn der Mannschaftswertung.

Gastauer ist ohne Zweifel eine der Entdeckungen dieser 101. Tour de France.

Die Tour ist vorbei. Welchen Eindruck behältst du von deiner Premiere zurück?

Ben Gastauer: „Es war eine unglaubliche Tour für unsere gesamte Mannschaft und es ist super, ein Teil davon zu sein und zusammen über die Champs Elysées fahren zu können und auf dem Podium zu stehen. Wir hätten uns einen solchen Erfolg nicht einmal erträumt.“

Vincent Lavenu und Julien Jurdie haben vor einigen Tagen gesagt, dass die Mannschaftswertung dein Klassement sei.

B.G.: „Ich war sehr oft der dritte Fahrer, der für diese Wertung zählt, vor allem in den Bergen. Es ist aber nicht nur wegen mir, denn ohne unsere beiden Leader, die immer vorne dabei waren, hätten wir die Teamwertung nicht gewonnen.“

Warst du bislang vielleicht etwas zu bescheiden gewesen? Schließlich bist du eine der Entdeckungen der Tour.

B.G.: „Bis jetzt war es noch nicht oft meine Aufgabe gewesen, bis zum Schluss bei unseren Leadern zu sein. In der Regel habe ich meine Arbeit bereits zu einem früheren Zeitpunkt erledigt gehabt. Aber hier hatte sich die Situation geändert und ich habe bis zum Schluss meine Arbeit verrichtet.“

Warst du dir deiner Fähigkeiten im Vorfeld bewusst?

B.G.: „Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, dass ich bei Bergetappen unter die Top 20 fahren könnte. Jetzt ist mir das gleich mehrere Male gelungen, was nicht schlecht für die Zukunft ist. Das bringt Selbstvertrauen und zusätzliche Motivation.“

Vor allem bist du an keinem Tag eingebrochen. Hattest du wirklich keinen schlechten Tag?

B.G.: „Bislang lagen mir die Rennen von drei Wochen immer ziemlich gut …

… Aber diesmal bist du auf einem höheren Level gefahren als beim Giro oder der Vuelta …

B.G.: „… ja, es ist wahr, dass ich über die drei Wochen gut mitgehalten habe, doch die letzten Tage kam die Müdigkeit dann doch. Und auch wenn ich keinen Einbruch hatte, wurde es Zeit, dass es vorbei ist (lacht).“

Du wolltest die Tour unbedingt erleben. Ist das etwas anderes als der Giro oder die Vuelta?

B.G.: „Die Tour hat etwas Magisches, was dann auch noch vom Erfolg unseres Teams verstärkt wurde. Einfach unglaublich, so etwas mitzuerleben.“

Wie sah die Entwicklung innerhalb der Mannschaft über diese drei Tour-Wochen aus? Schließlich hätte man zu Beginn nicht unbedingt mit einem Podium rechnen können.

B.G.: „Wir hatten uns eigentlich einen Platz unter den Top 10 oder Top 15 erhofft. In der ersten Woche haben wir gekämpft, um an den besten Fahrern dranzubleiben, später, in den Bergen, als unsere beiden Leader immer vorne vertreten waren, wurde uns klar, dass vielleicht doch mehr als nur eine Top-10-Platzierung möglich sein könnte.“

Bist du dir bewusst, welchen Sprung du nach vorne gemacht hast? Schließlich bist du 21. beim größten Radrennen der Welt geworden.

B.G.: „Es freut mich natürlich sehr, ein solches Resultat erzielt zu haben. Die Tour ist immerhin das Radrennen, was jeder sich anschaut. Sich bei diesem Rennen mit den besten Fahrern messen zu können, macht großen Spaß.“

Laut deinem sportlichen Leiter muss dein nächster Schritt sein, Rennen zu gewinnen. Siehst du das auch so?

B.G.: „Ja, durch die Tour hat sich mein Status im Team verändert. Ich weiß jetzt aber noch nicht, wie mein Rennprogramm für den Rest der Saison aussehen wird. Aber ich bin mir sicher, dass ich entweder dieses Jahr oder spätestens nächste Saison die Möglichkeit bekommen werde, bei dem einen oder anderen Rennen auf mich zu fahren. Normalerweise schneide ich bei Rennen mit einem hügeligen Streckenverlauf am besten ab.“

Wird man dich bei der Vuelta sehen?

B.G.: „Ich hoffe nicht (lacht). Ich glaube, dass die Mannschaft für die Vuelta bereits komplett ist. Es wäre auch nicht gut, da ich wirklich müde bin und die Vuelta bereits in drei Wochen beginnt. Das wäre etwas knapp.“

Und die Weltmeisterschaft, würde die dich interessieren?

B.G.: „Das hängt etwas von meinem Rennprogramm ab. Aber natürlich ist es immer eine Ehre, dort starten zu können. Doch nur wenn die Form stimmt, denn es bringt nichts, an den Start zu gehen, wenn man nicht fit ist. Aber andernfalls würde mich die Weltmeisterschaft schon interessieren.“

Die Tour ist jetzt vorbei, geht es nun in Urlaub?

B.G.: „Ich weiß jetzt noch nicht, wann das nächste Rennen ist, aber mit Sicherheit verbringe ich einige Tage ohne Fahrrad zu Hause. In Urlaub fahre ich nicht, da meine Frau arbeiten muss und ich jetzt auch fast vier Wochen unterwegs war. Da tut es auch einmal gut, einfach zu Hause zu bleiben.“

Wirst du die Zeitungen aus den letzten drei Wochen lesen, um das Ganze noch einmal zu erleben?

B.G.: „Es ist so, dass man als Fahrer nicht sofort realisiert, was man erreicht hat. Dazu braucht man einige Tage. Ich werde mir zu Hause sicher einige Artikel anschauen.“