Philippe Gilbert – so wie bei der WM 2012?

Philippe Gilbert – so wie bei der WM 2012?

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RADSPORT - Vier Luxemburger Fahrer nehmen am Sonntag am 49. Amstel Gold Race im holländischen Limburg teil. Die Favoriten aber kommen aus anderen Mannschaften.

Wer nach vier Cauberg-Anstiegen in Berg en Terblijt gewinnen will, muss zuerst den zweimaligen Amstel-Sieger Philippe Gilbert bezwingen.

Geht ohne Druck ins Rennen: Bob Jungels (Bild: Tageblatt-Archiv / Ahmed AlMarzouqi)

Während die Kopfsteinpflaster-Spezialisten eine Ruhepause einlegen, rüsten die Liebhaber der Ardennenkoppen zum Amstel Gold Race, dem ersten von drei Rennen, die innert einer Woche ausgetragen werden. Nach dem Klassiker in Holland folgt am Mittwoch die Flèche Wallonne, die diesmal in Bastogne startet und wie immer auf der Mur de Huy endet. Am Sonntag in acht Tagen findet dann als Höhepunkt Liège-Bastogne-Liège statt, das 2014 seine 100. Austragung feiert.

Mit vier Fahrern ist Luxemburg bei dieser „Trilogie“ sehr gut vertreten. Unser Land steht auch im Palmarès aller drei Rennen (siehe Tageblatt-Samstagausgabe / 19.04.14 / Seite 26), doch zählen die vier Fahrer, die am Start sind, diesmal nicht zu den absoluten Favoriten. Und das aus verschiedenen Gründen.

Ohne Didier

Für das Ag2r-Team startet Ben Gastauer, der zu Diensten seiner beiden Leader Carlos Betancur und Romain Bardet ist. Eine Helferrolle sollte in der Trek-Factory-Mannschaft auch Laurent Didier erfüllen. Wegen eines Knieleidens, das er sich in der Baskenland-Rundfahrt zuzog, musste er aber passen. Mit derselben Verletzung plagt sich übrigens Frankreichs Meister Arthur Vichot herum.

Auch ohne Didier stellt Luxemburg bei den drei Klassikern den größten Teil des Trek-Aufgebots. Neben den Brüdern Frank und Andy Schleck kommt Bob Jungels zum Zuge, der am Cauberg eine interessante Rolle spielen könnte. Die Gesamtdistanz (251 km) ist dem jungen Mann zwar nicht gelegen, doch überraschte er letztes Jahr bei der Clasica San Sebastian auf einer ähnlich hügeligen Strecke (15. Platz).

Andy Schleck, dessen Hauptziel die Tour de France ist, baut seine Form langsam, aber sicher auf. Die Resultate spielten bisher eine Nebenrolle, doch wenn es was werden soll mit der Tour 2014, müsste in der kommenden Woche ein erstes Zwischenhoch anstehen. Schleck junior trainierte in der Woche in Luxemburg eifrig hinter Motoren, doch liegt ihm die „Doyenne“ Liège-Bastogne-Liège, die er 2009 gewann, viel besser als das Rennen im holländischen Limburg.

Überall lauert beim Amstel Gold Race die Gefahr. Andys Bruder Frank, der 2006 (es war übrigens an einem Ostersonntag) gewann, machte im Lauf seiner Karriere mehrere Male Bekanntschaft mit dem harten Boden. Einmal blieb er sogar regungslos liegen und musste in die Klinik transportiert werden. Glücklicherweise war das Stehaufmännchen eine Woche später bei Liège-Bastogne-Liège wieder fit. Frank Schleck, der letztes Jahr wegen seiner Sperre nicht dabei war, dürfte Treks Aushängeschild in Holland sein. Falls er nicht vom Pech verfolgt wird, ist ihm gar ein Spitzenplatz zuzutrauen.

Das Amstel Gold Race 2014 wird wie Vorjahr nicht oben auf dem Cauberg enden, sondern 1,7 km weiter im Rijksweg von Berg en Terblijt. Die Zieleinfahrt des Rennens liegt damit vor der Haustür von Pressechef Bennie Ceulen, der mitverantwortlich dafür war, dass die Region Limburg die Weltmeisterschaft im Herbst 2012 an praktisch derselben Stelle ausrichten durfte.

Offen wie nie zuvor

Die Entscheidung, das Ziel des einzigen holländischen Klassikers im WorldTour-Kalender der UCI vom Gipfel des bekanntesten Anstiegs der Region auf die nichtssagende schnurgerade Straße, die nach Maastricht führt, zu verlegen, stieß nicht bei jedermann auf Verständnis. Dadurch besteht, wie bei anderen Klassikern auch, die Gefahr, dass vielleicht nicht der beste oder spektakulärste Fahrer, sondern der schlaueste den ersten der drei sogenannten Ardennenklassiker gewinnt.

Sowohl die letztjährige Ausgabe mit Roman Kreuziger als Sieger als auch das WM-Rennen 2012 mit Philippe Gilbert als Titelträger aber bewiesen, dass die Strecke weiterhin für „Puncher“ geeignet bleibt. Nach dem letzten der vier Anstiege des Cauberg sind noch 1.700 m bis ins Ziel zu fahren. Und auf diesen 1,7 km bläst der Wind den Fahrern voll ins Gesicht. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass im Cauberg abgehängte Konkurrenten mit vereinten Kräften zur Spitze aufschließen und die Entscheidung in die Zielgerade verlagert wird.

Bei der Weltmeisterschaft konnte Philippe Gilbert ein solches Szenario verhindern. Schon zweimal zuvor hatte der 31-jährige Wallone (geb. am 5. Juli 1982 in Verviers) beim Amstel Gold Race auf dem Cauberg gewonnen, im September 2012 diente die Steigung ihm als Sprungbrett ins Regenbogentrikot. Im letzten Jahr verabschiedete sich Roman Kreuziger 7 km vor dem Ziel von seinen Begleitern und wurde bis Berg en Terblijt nicht wiedergesehen.

Am Sonntag gehören beide Fahrer erneut zum engen Favoritenkreis. Philippe Gilbert, der den Cauberg aus dem Effeff kennt, brachte sich im Laufe der Woche mit einem Sieg beim „Brabantse Pijl“ in Erinnerung.

Kreuziger startet als Leader des Tinkoff-Saxo-Teams. Anwärter auf den Platz ganz oben auf dem Podium gibt es eine ganze Menge. Nie zuvor war das Amstel so offen wie am Ostersonntag …