/ Es duftet nach Tour
Es riecht nach Tour de France, wenn die „Flèche Wallonne“ sich am Mittwoch (22.04.15) Richtung „Mur de Huy“ bewegt. Für das besondere Pariser Parfum, das den belgischen Klassiker diesmal umgibt, sind Tour-Direktor Christian Prudhomme und seine Mannschaft verantwortlich, die das Ziel der dritten Etappe der „Grande Boucle“, die am Montag, dem 6. Juli in Antwerpen startet, nach Huy vergaben.
Die Ankunft findet, wie könnte es anders sein, auf der berüchtigten „Mauer“ statt. Zu ersteigen ist der „längste Kilometer des Planeten Velo“, wie es so schön im Fachjargon heißt. Und weil für solch eine Tour-Premiere (noch nie fand eine Ankunft in Huy statt) nichts über eine gute Generalprobe geht, haben sich für die „Flèche Wallonne“ am Mittwoch (22.04.15) mehrere Fahrer einschreiben lassen, die ansonsten nicht besonders heiß auf die „Mauer“ sind.
So sind u.a. dabei der letztjährige Tour-Gewinner Vincenzo Nibali, der sich am Sonntag beim Amstel Gold Race ein erstes Mal mit zufriedenstellendem Ergebnis testete (65. auf 52″), der letztjährige Giro-Sieger Nairo Quintana, der eine interessante Rolle im Schlussanstieg spielen könnte, der Franzose Pierre Rolland, für den Huy kein Zuckerschlecken ist, sowie der Amerikaner Tejay Van Garderen, der seinen BMC-Leader Philippe Gilbert unterstützen will. Auf der offiziellen Startliste steht im Sky-Team auch der Name des Tour-Siegers von 2013, Chris Froome, der eigentlich nur bei Liège-Bastogne-Liège dabei sein sollte.
Bei der ersten Revanche zum Amstel Gold Race (die zweite – Liège-Bastogne-Liège – folgt am Sonntag) sind mit wenigen Ausnahmen fast dieselben Fahrer wie in Holland am Start. Einige Mannschaften wie Cult Energy (mit Alex Kirsch) wurden vom Veranstalter ASO nur für Liège-Bastogne-Liège eingeladen.
Eine Erklärung vielleicht zum Startort. Meistens (32 Mal) wurde die „Flèche“ in Charleroi gestartet, doch beschlossen die Organisatoren letztes Jahr, fortan alle fünf Provinzen der „Région wallonne“ (Brabant wallon, Hainaut, Liège, Namur und Luxembourg) zum Zuge kommen zu lassen. Bastogne (Province de Luxembourg) drängte sich für 2014 förmlich auf, da man eine Verbindung zum Klassiker Liège-Bastogne-Liège herstellen wollte, der zum 100. Mal zur Austragung kam. Dieses Jahr ist Waremme an der Reihe, eine kleine Stadt von 15.000 Einwohnern, die in der „Province de Liège“ liegt.
Trotz neuem Startort ändert sich für die teilnehmenden 25 Mannschaften nicht viel. Alle wissen, wo’s bei der „Flèche“ lang geht. Neu ist allerdings im Schlussteil zwischen der Côte d’Ereffe (16,5 km vor dem Ziel) und dem Fuß der „Mauer“ ein neuer Anstieg („Côte de Chérave“, 1,3 km lang, 8,1% steil), so dass die Erkenntnisse der letzten Jahre keine Allgemeingültigkeit mehr haben könnten.
Als Philippe Gilbert 2011 rund 300 m vor dem Ziel in der „Mur de Huy“ (Länge 1,3 km, durchschnittliche Steigung 9,3 Prozent) zum Angriff ansetzte, hielten fast alle diesen Vorstoß nicht nur für verfrüht, sondern auch für verrückt. Durch des Belgiers unverhoffte Attacke ging den schärfsten Konkurrenten bei der Verfolgung regelrecht die Luft aus.
Joaquim Rodriguez versuchte damals, das Blatt doch noch zu wenden. Nach 200 km in der ungewohnten Aprilhitze fehlte ihm allerdings die Spritzigkeit, um Gilbert gefährlich zu werden. Dieser konnte genauso überlegen und triumphierend ins Ziel fahren wie weiland Kim Kirchen bei seinem Erfolg von 2008.
Nach zwei zweiten Rängen (2010, 2011) machte Rodriguez es 2012 mit einem Sieg oben auf der „Mauer“ besser, ehe er 2013 seinem Mannschaftsgefährten Daniel Moreno zum Erfolg verhalf. Letztes Jahr war „Purito“ nach einem Sturz beim Amstel Gold Race nicht in optimaler Verfassung (Platz 70 auf 4’06“).
Dieses Mal will der Gewinner von zwei Etappen und des Generalklassements der „Vuelta al Pais Vasco“ wieder ganz oben auf dem Podium stehen. Seine schärfsten Rivalen sind Vorjahressieger Alejandro Valverde, Amstel-Gewinner Michal Kwiatkowski, der die beiden letzten „Flèches“ auf den Rängen 5 (2013) und 3 (2014) beendete, Philippe Gilbert und der Ire Daniel Martin.
Wiedergutmachung für Trek?
Und die Luxemburger? Nach dem enttäuschenden Abschneiden des Trek-Teams beim Amstel Gold Race ist bei der „Flèche“ Wiedergutmachung angesagt. Frank Schleck und Laurent Didier wollen dabei ihre Leader Bauke Mollema (letztes Jahr Platz 4) und Julian Arredondo (11. im Jahr 2014) unterstützen. Für Bob Jungels ist die „Flèche“ erst der zweite Test. Vor zwölf Monaten landete er abgeschlagen auf dem 143. Rang (10’07“ Rückstand). Ben Gastauer machte es damals besser. Er klassierte sich als 55. direkt vor Frank Schleck (beide auf 1’51“).
Bei der „Flèche“ erzielten die Schleck-Brüder übrigens mehrere Male Top-Ten-Plätze. Frank Schleck verpasste 2006 nur knapp das Podium (4. Platz). Er klassierte sich 2007 und 2011 auf Rang 7. Andy Schleck stand 2009 in Huy als Zweiter auf dem Treppchen. Ein Jahr später (8.) fuhr er sich ein zweites Mal unter die zehn Ersten. Andys Bezwinger von 2009, Davide Rebellin (43), fährt nach seiner Sperre übrigens immer noch (29. beim Amstel). Sein Team (CCC Sprandi Polkowice) aber wurde nicht von den Organisatoren der „Flèche“ eingeladen. Zu Recht …
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