„Ich kann das alles kaum begreifen“

„Ich kann das alles kaum begreifen“
(AFP/Lionel Bonaventure)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Schluss-Etappe der 102. Frankreich-Rundfahrt entschied am Sonntag André Greipel für sich. Der Brite Christopher Froome gewinnt die Tour.

Christopher Froome hat zum zweiten Mal nach 2013 die Tour de France gewonnen. Nach 3360,3 Kilometern verwies der 30 Jahre alte Brite bei der 102. Auflage der Frankreich-Rundfahrt den Kolumbianer Nairo Quintana mit 72 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz. Gesamtdritter wurde der Spanier Alejandro Valverde (+5:25).

Den letzten Tagessieg holte sich der Deutsche André Greipel. Er verwies am Sonntag auf der 21. Etappe beim Massensprint auf den Champs Élysées den Franzosen Bryan Coquard und Alexander Kristoff aus Norwegen auf die Plätze zwei und drei.

Luft nach oben

Nicht zu verstecken braucht sich der Luxemburger Radprofi Bob Jungels. Er landet bei seiner ersten Tour de France am Ende auf Platz 26. In Paris fuhr er als 106 über die Ziellinie.

Der 30 Jahre alte Froome wiederholte nach einem spektakulären Duell mit dem Kolumbianer Nairo Quintana seinen Toursieg von 2013. „Beim ersten Mal ist ein Traum wahr geworden. Jetzt habe ich es wieder geschafft. Ich kann es kaum begreifen“, sagte Brite, der in der Stunde des Triumphes die vielen – unappetitlichen – Anfeindungen abhakte.

„Tausend Tode“

Bis er den Siegerpokal auf dem Podium im Schatten des Arc de Triomphe hochhalten durfte, musste er aber am Vortag auf dem Weg ins Radsport-Mekka L’Alpe d’Huez „tausend Tode“ sterben. Sein hartnäckiger Rivale Quintana hätte Froome beim Showdown fast noch das Gelbe Trikot entrissen.

Mickrige 72 Sekunden Vorsprung hatte der Brite nach über 85 Stunden Fahrzeit vor dem Kletterer aus den Anden nach Paris gerettet. Im Nachhinein erwies sich die Windkanten-Etappe nach Zeeland am zweiten Tag, als Quintana 1:28 Minuten verloren hatte, fast schon als Schlüsselerlebnis.

Tag der Sprinter

Auf Platz drei fuhr der einst des Dopings überführte Routinier Alejandro Valverde (+5:25) aus Quintanas Movistar-Team.
Die Schlussetappe gehörte aber traditionell den Sprintern, und da trat Greipel in die Fußstapfen seines diesmal daheim gebliebenen Landsmannes Marcel Kittel, der 2013 und 2014 ebenfalls in Paris gewann.

Für Greipel war es bereits der insgesamt zehnte Tagessieg, womit er in der deutschen Bestenliste nur noch zwei Erfolge hinter Erik Zabel liegt.

Faustschläge in die Rippen

Für den wie ein Roboter auf dem Rennrad fahrenden Briten und sein Sky-Team war es der Startschuss für einen regelrechten Spießrutenlauf. Froome wurde beleidigt und bespuckt, mit Urin überschüttet, seine Kollegen bekamen Faustschläge in die Rippen. Am Ziel seiner Träume angelangt, zeigte aber wenigstens der in Kenia geborene Froome gute Manieren.

„99,9 Prozent der Fans sind absolut fantastisch. Es sind einige wenige Zuschauer, die das Image beschmutzen“, sagte Froome, der auch das Bergtrikot holte. Der letzte Gesamtsieger, dem dieses Kunststück gelang, war 1970 Eddy Merckx.

Rutschiges Kopfsteinpflaster

Quintana, der am Samstag als Zweiter hinter dem Franzosen Thibaut Pinot die Ziellinie in L’Alpe d’Huez überquert hatte, wurde bester Jungprofi. Der Slowake Peter Sagan holte zum vierten Mal in Serie das Grüne Trikot des Punktbesten.

Das Wetter spielte bei der Triumphfahrt aber nicht mit, Regen begleitete die Fahrer nach Paris. Aus diesem Grund hatte die Organisation kurzfristig entschieden, dass bereits nach der ersten von zehn Passagen auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster von Paris die Gesamtwertung zementiert ist. Dramatische Stürze, wie etwa in der ersten Woche, sollte das Klassement nicht mehr beeinträchtigen.

Der Grand Départ 2016 findet in Le Mont-Saint-Michel statt, wo ein berühmtes Schloss der Normandie steht. Zudem wird es auch eine Etappenankunft in Andorra geben. Die restlichen Etappen werden am 20. Oktober bekanntgegeben.

Lesen Sie auch:

Schüsse bei der Tour de France

Froome vor Tour-Gesamtsieg