Olympiasiegerin Douglas spricht von Missbrauch

Olympiasiegerin Douglas spricht von Missbrauch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nun hat auch Gabrielle Douglas ihr Schweigen gebrochen. Die dreimalige Turn-Olympiasiegerin berichtete auf Instagram, dass der frühere Team-Arzt des US-Verbandes auch sie sexuell missbraucht habe. Mindestens 130 Turnerinnen aus den USA haben inzwischen Zivilklagen gegen den inzwischen längst suspendierten Mediziner Lawerence „Larry“ Nassar von der Michigan State University eingereicht, der sich nun vor einem US-Gericht in seiner Heimatstadt verantworten muss.

Als Grund für ihr bisheriges Schweigen nannte „Gabby“ Douglas die Tatsache, dass sie zu einer Gruppe gehörte, die auf „Stillschweigen trainiert war“. Seit vor einem Jahr die Zeitung „Indianapolis Star“ als erste von Misshandlungen junger Turnerinnen berichtete, kommen immer neue Details der perfiden Methoden des Arztes ans Tageslicht.

Mindestens 25 Jahre Haft

Im Zuge der Ermittlungen hatte sich Nassar damit zu rechtfertigen versucht, er habe seine Behandlungen vorgenommen, um „die Beckenmuskulatur der Turnerinnen zu entspannen“. Sein Anwalt Matthew Borgula hatte in den polizeilichen Befragungen behauptet, sein Mandant habe „nie abgestritten, medizinische Techniken zu benutzen, die eine vaginale Penetration einschließen“.

Der 54-jährige Nassar war nach fast zwei Jahrzehnten als Team-Arzt des US-Turnverbandes schon in Jahr 2015 entlassen worden. Im vergangenen Jahr erhobt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Arzt, der in Untersuchungshaft sitzt. Laut der Agentur AP drohen ihm bei einem Schuldgeständnis mindestens 25 Jahre Haft.

Bereits Mitte März war nach den Vorwürfen Steve Penny als Präsident des Turn-Verbandes USA Gymnastics zurückgetreten. Ihm wird vorgeworfen, die Machenschaften des Teamarztes und andere Verfehlungen durch permanentes Wegsehen begünstigt zu haben.

Versetzt und nicht entlassen

Die Übergriffe von Nassar seien nur „die Spitze des Eisberges“, sagte Bill Schuette, der Generalstaatsanwalt von Michigan. Laut „Indystar“ sollen in den letzten 20 Jahren nachweislich 368 Turnerinnen und auch Turner durch ihre Trainer, Betreuer oder Turnzentrum-Inhaber missbraucht worden sein. Viele Taten seien von Offiziellen vertuscht worden.

Aufgeflogene Trainer seien versetzt und nicht entlassen worden. Die Zeitung hatte unter anderem von der sexuellen Belästigung einer Zwölfjährigen durch ihren Olympia-Trainer berichtet, von Nacktfotos sechsjähriger Jungen und regelmäßigem Sex mit Minderjährigen.

Befremden hatte Douglas zuvor mit ihren Kommentaren ausgelöst, wonach sich Frauen zurückhaltend kleiden sollten, um sexuelle Übergriffe zu verhindern. In ihrer Instagram-Nachricht entschuldigte sich Douglas nun für diese Bemerkungen.