Olympia: Zweiter Auftritt von Matthieu Osch

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Von Pascal Gillen

Auch drei Tage nach seinem ersten Auftritt bei Olympischen Spielen herrscht bei Matthieu Osch Zufriedenheit. Viel Zeit, um seine Leistung aus dem Riesenslalom zu feiern, blieb dem 18-Jährigen allerdings nicht. Für Osch steht bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (2.00 Uhr MEZ) der Slalom an.

„Ich hatte ein gutes Feedback. Meine Trainer, meine Freunde und meine Familie waren zufrieden. Das hat mich sehr gefreut.“ Die positiven Eindrücke gilt es nun, in den Slalom mitzunehmen. Der Ettelbrücker hatte aber nicht viel Zeit, sich auf seinen Leistungen auszuruhen. „Zum Feiern hatte ich keine Zeit. Ich habe mich direkt auf den Slalom fokussiert. Die letzten zwei Tage habe ich nur trainiert und mich wieder an die kürzeren Skier gewöhnt.“

„Ich fühle mich super“

Während andere Profis die Zeit nutzten, um sich abzulenken und unter anderem die Hauptstadt Seoul zu besuchen, war Osch dabei, sich für den Slalom in Form zu bringen. „Ein Tag Pause nützt mir nicht viel. Ich fühle mich super und ich habe momentan gute Beine. Außerdem sind die Trainingstage nicht so anstrengend.“ Die Intensität des Trainings wurde gezielt auf den Slalom zurückgeschraubt. Die Zahl der Läufe wurde reduziert, am heutigen Mittwoch werden die letzten Feinheiten getestet. In der Abendzeit von Südkorea wird er dann auch wissen, mit welcher Startnummer er in den Slalom gehen wird. Es werden um die 120 Athleten antreten. „Die Piste ist hier weiterhin in einem Topzustand. Dass ich weiter hinten starten werde, macht kaum was aus.“

Den Kurs des ersten Laufs wird der Trainer von Slalom-Ass Marcel Hirscher stecken. Ob dieser ähnlich schwer wird wie der des Riesenslaloms, bleibt abzuwarten. „Bei der Streckenbesichtigung werden wir dann sehen, ob der Kurs anspruchsvoll wird. Das werden wir erst ziemlich spät sehen.“ Orientieren wird sich Osch wie im Riesenslalom an den Athleten, die vor ihm starten werden. „Es wird interessant werden, wie sich die anderen Athleten schlagen. Danach muss ich aber einfach versuchen, zwei stabile Läufe runterzubringen. Wenn ich das schaffe, bin ich schon zufrieden.“

„Risiko größer“

Statistisch gesehen liegt dem 18-Jährigen der Slalom besser. Für Olympia qualifizierte sich Osch eben auch im Slalom nach einem Sieg und einem zweiten Platz bei Rennen in Belgien. In dieser Saison blieb der Luxemburger fast konstant bei einem Wert unter 60 FIS-Punkten, was im Vergleich zum Riesenslalom niedriger ist. (Die FIS-Punkte sind mit dem Handicap beim Golf zu vergleichen. Berücksichtigt werden unter anderem die Länge der Strecke, das Niveau der Gegner oder der Rückstand zum Erstplatzierten. Die besten im Weltcup haben demnach null FIS-Punkte.)

Betrachtet man allerdings seine Ergebnisse genauer, fällt auf, dass er bei seinen letzten drei Slalomrennen im ersten Durchgang ausschied. „Das Risiko, auszuscheiden, ist im Slalom nun mal höher. Deswegen ist es auch sinnlos, alles zu riskieren, auch wenn wir bei Olympia sind. Es bringt gar nichts, mit der Brechstange zu fahren. Ich will stabil fahren und eben das machen, was ich kann.“

Weniger aufgeregt

Die Erfahrungen aus dem olympischen Riesenslalom geben dem jungen Luxemburger größeres Selbstbewusstsein und Sicherheit. „Am Abend vor dem Riesenslalom war ich schon extrem nervös. Ich weiß jetzt, wie das bei Olympischen Spielen alles abläuft und glaube, dass mir das beim Slalom weiterhelfen kann. Etwas aufgeregt bin ich natürlich trotzdem noch.“

Die Philosophie des Luxemburgers bleibt dieselbe wie beim Wettbewerb zuvor. Ein Ziel von der Platzierung her auszumachen, ist bei dem großen Starterfeld sehr schwer. „Ich hätte beim Riesenslalom auch nicht sagen können, dass ich in die Top 70 oder Top 100 fahren werde. Deswegen möchte ich zwei stabile Läufe runterbringen und dann werden wir sehen, was rauskommt.“

Ablenken konnte sich Osch vorgestern wenigstens ein wenig. Der Luxemburger war im Alpensia Ski Jumping Centre zu Gast bei dem Teamspringen. „Wir haben nur den ersten Durchgang geschaut, weil es danach zu kalt wurde. Es waren nicht so viele Zuschauer da, das hat mich ein wenig überrascht. Aber es war das erste Mal, dass ich Skispringen live gesehen habe, das kannte ich sonst nur aus dem Fernsehen. Insgesamt war das schon ziemlich beeindruckend.“

Für den Slalom sieht der Luxemburger wieder Hirscher als klaren Favoriten. Der Österreicher gewann sechs der acht Slalom-Rennen in dieser Saison, ist dazu bereits mit zwei Goldmedaillen ausgestattet. „Auf dem zweiten Platz sehe ich Henrik Kristoffersen, auf dem dritten Mario Matt. Für Platz eins führt jedenfalls kein Weg an Marcel Hirscher vorbei.“

Bei den Olympischen Spielen 2014 konnte sich der Österreicher Mario Matt noch gegen seinen Landsmann Hirscher behaupten. Kristoffersen vervollständigte damals das Podium. Der entscheidende zweite Durchgang startet am Donnerstag um 5.30 Uhr MEZ.
Die besten 30 starten zuerst, danach folgen die Fahrer ab Platz 31. Eine Besonderheit, die die Fahrer vom Weltcup nicht gewohnt sind. Dort dürfen nur die besten 30 Fahrer starten, der Rest ist ausgeschieden. Für Osch wäre das Erreichen des zweiten Durchgangs bereits ein kleiner Erfolg.