„Noch keine Spur von Nervosität“: Bob Bertemes startet in die Leichtathletik-WM

„Noch keine Spur von Nervosität“: Bob Bertemes startet in die Leichtathletik-WM

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Für Bob Bertemes wird es ab heute bei der Leichtathletik-WM in Doha ernst: Der Kugelstoßer startet um 19.40 Uhr in der Gruppe B in den Wettkampf. Würde der Luxemburger wieder an seine Bestweite von 22,22 m herankommen, so könnte sogar der Traum von einer ersten Medaille für Luxemburg bei einer WM in Reichweite liegen. Doch zunächst gilt es für den 26-Jährigen, erst einmal die Qualifikation zu überstehen. Der CAB-Athlet geht wie in letzter Zeit so üblich sehr entspannt und mit großem Selbstvertrauen an diese Aufgabe heran.

Tageblatt: Wie sind Ihre ersten Eindrücke aus Doha?

Bob Bertemes: Ich bin zum ersten Mal in Doha. Alles ist sehr futuristisch. Doch am Morgen bis zum späten Mittag läuft hier alles sehr ruhig ab.

Wie nehmen Sie die schwierigen Witterungsbedingungen wahr?

Ab 17.00 Uhr fängt der Tag eigentlich immer erst an. Es ist schlichtweg einfach zu heiß draußen. Erst in den frühen Abendstunden kühlt es auf „nur“ 32 Grad ab. Deshalb hatten wir auch vor einigen Wochen ein Trainingslager in Belek (Türkei) eingelegt, um mit diesen Bedingungen gut klarzukommen. Dort habe ich auch alles ausgetestet, wie ich mein Training gestalten soll. Bisher verläuft alles nach Plan. Aufpassen muss man jedoch, sich nicht zu erkälten. Überall sind Klimaanlagen. Der Temperaturunterschied ist schon enorm. Sogar im Stadion gibt es eine Klimaanlage. Diese sorgt aber für ideale Wettkampfbedingungen.

Wie verlief Ihre Vorbereitung auf diesen Wettbewerb?

Nach der Coupe du Prince habe ich eine Wettkampfpause eingelegt. Ich konzentrierte mich in den letzten zwei Wochen eher darauf, mich zu erholen und an meiner Technik zu feilen. Das Krafttraining habe ich daher ein wenig bewusst vernachlässigt. Ebenfalls standen viele Stunden beim Physiotherapeuten auf dem Programm. Die Erholung stand ganz klar im Mittelpunkt. Ich bin aber jetzt voll darauf fokussiert, drei gute Würfe in der Qualifikation zu zeigen.

Die WM haben Sie als Ihr Saisonziel angegeben. Wie sieht es derzeit mit der Anspannung aus?

Ehrlich gesagt, ich verspüre bis jetzt gar keine Nervosität. Auch nicht im Training. Dort verläuft bisher alles nach Wunsch. Ich habe zusammen mit den anderen Kugelstoßern trainiert. Nichts von Aufregung. Ich darf mich sowieso nicht wahnsinnig machen, denn sonst wird es schiefgehen (lacht).

Vor zwei Jahren verlief Ihr WM-Auftritt alles andere als nach Wunsch …

Ich möchte es auf jeden Fall besser machen. Ich glaube, dass dies nicht so schwer werden wird (31. von 32 Teilnehmern, 19,10 m, Anm.d.Red.). Damals war ich aber auch nicht gut in Form. Die Voraussetzungen sind in diesem Jahr auf jeden Fall ganz andere. Meine ganze Saison – vor allem die Sommersaison – ist quasi perfekt verlaufen. Ich gehe gestärkt in diesen Wettbewerb hinein. Mental bin ich sicherlich gefestigter, als dies noch vor zwei Jahren in London der Fall war. Diesmal kann ich relativ entspannt diese WM angehen, schließlich habe ich meine Erwartungen bereits erfüllt. Auch wenn es also nicht so richtig gut verlaufen würde, wäre dies kein Beinbruch.

Bei Ihrem letzten Meeting schleuderten Sie die Kugel noch einmal auf 22,17 Meter, also nur fünf Zentimeter hinter Ihrer persönlicher Bestmarke von 22,22 Metern. Nicht unwichtig für die Moral …

Auf jeden Fall. Die Leute haben mich auch bei der Coupe du Prince tatkräftig unterstützt. Das hat mich wirklich gepusht. Für mein Selbstvertrauen war diese Leistung natürlich Gold wert. Es hat mir gezeigt, dass mein Stoß über 22 Meter kein Zufallsprodukt war. Ich habe diese Weite also drauf.

Um sich sicher fürs Finale qualifizieren zu können, ist eine Weite von 20,90 Metern gefordert. Eine Weite, die Sie in diesem Jahr schon mehrmals übertroffen haben …

Das stimmt. Die 20,90 Meter liegen definitiv im Bereich des Möglichen. Klar ist diese Weite noch immer ein Brett, trotzdem habe ich in dieser Saison schon des Öfteren bewiesen, dass ich noch weiter stoßen kann. Aus diesem Grund kann ich gestärkt die Qualifikation angehen. Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, denn es sind nur drei Versuche, die einem zur Verfügung stehen.

Einen kühlen Kopf zu bewahren, ist wohl das A und O für einen erfolgreichen Wettkampf?

Das hat sich in dieser Saison als mein Erfolgsrezept herausgestellt. Verspüre ich nur ein bisschen Aufregung, dann könnte es problematisch werden. Manchmal tendiere ich dazu, ein wenig übereifrig zu sein, weil ich unbedingt an diesem Tag gut stoßen möchte. Es gilt also, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Ihr Coach Khalid Alqawati wird Ihnen bestimmt als Ruhepol zur Seite stehen …

Wir haben ein sehr entspanntes Verhältnis und haben in den letzten Tagen auch viel zusammen gelacht. Die Stimmung ist top. Es gibt absolut keinen Grund, verunsichert zu sein. Der Wettbewerb kann losgehen.

Die Qualifikation wird in zwei verschiedene Gruppen aufgeteilt. Es könnte je nachdem zu einem Zitterspiel werden, wenn man die Qualifikationsweite nicht erreicht hat …

Die erste Gruppe wird um 18.20 Uhr (Luxemburger Zeit) ins Geschehen eingreifen, danach kommt die Gruppe B um 19.40 Uhr zum Einsatz. Das ist schon ein wenig ungewöhnlich. Bei der EM in Berlin 2018 war dies auch schon der Fall. Dort musste ich lange Zeit bangen, ob ich es dann letztendlich ins Finale schaffen würde. Am Ende kam ich als Zwölfter noch mit einem Schrecken davon und qualifizierte mich für die Endrunde. Dies will ich in diesem Jahr auf jeden Fall vermeiden. Deshalb versuche ich, diesen Berlin-Flashback auszublenden.