„Habe immer 110 Prozent gegeben“

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Arturo Merzario ist eine der schillerndsten Figuren im Motorsport. Der Italiener wurde vor allem dadurch bekannt, dass er Niki Lauda aus dessen brennendem Wrack befreite. Auch auf der Rennstrecke hatte der Mann mit dem Cowboyhut einiges vorzuweisen.

Arturo, Sie sind 1969 durch Ihre Siege und Ihren Berg-Europameistertitel im 2l-Abarth-Prototypen bekannt geworden. Was können Sie uns zu dieser Zeit sagen?

Arturo Merzario: Für mich persönlich war dieser Sieg etwas Besonderes, ich hatte zwar schon mehrere Rennen gewonnen, aber dies war mein erster Europameistertitel. In den 60er-Jahren waren diese Bergrennen und Meisterschaften von hoher Bedeutung für alle Automobilhersteller, da es nur wenige Rennen auf abgeschlossenen Pisten gab. Nach diesem Sieg kam dann der Vertrag mit Ferrari zustande.

1970 kamen Sie zu Ferrari und fuhren den schweren 512S-Prototypen. War dies nicht eine riesige Umstellung?

Sicherlich war es eine Umstellung, es war aber nicht nur das Fahrzeug welches unterschiedliche Fahreigenschaften aufwies. Vielmehr waren es die Mentalität und die Arbeitsweise, die sehr unterschiedlich waren. Bei Abarth herrschte eine österreichische, quasi deutsche Mentalität, alles war bis ins letzte Detail geplant und geregelt. Dies waren riesige Unterschiede im Vergleich zur italienischen Mentalität, wo alles lockerer gehandhabt wurde. Doch nach gut drei Monaten hatte ich mich umgewöhnt. Persönlich jedoch lastete ein sehr großer Druck auf mir, als neuer Pilot im Ferrari-Rennstall schaute die ganze Welt auf mich. Im Hinterkopf ist immer der Gedanke, Monsieur Ferrari hat dich persönlich geholt, 100 Prozent Leistung waren ungenügend, ich fuhr also immer auf 110 Prozent Leistung

1972 gaben Sie dann bei den Roten auch Ihr Formel-1-Debüt. Was können Sie uns zu diesen zwei Jahren sagen? Wie war eigentlich das Verhältnis zu Ihrem Teamkollegen Jacky Ickx?

Nun, Jacky Ickx war ein sehr guter, fantastischer Rennfahrer, aber ein komplizierter, sehr komplizierter Mensch. Im Umgang mit seinen Mitmenschen war er nie locker, jede Bemerkung, auch wenn sie ironisch gemeint war, nahm er immer persönlich, und das mit jedem. Er hatte einen eigensinnigen und starrköpfigen Charakter. Meiner Meinung nach stand er sich deshalb selbst im Weg, was eigentlich schade ist, denn er hatte mehr Talent als Stewart. Persönlich hatte ich ein gutes Verhältnis zu ihm, wir hatten jedoch unterschiedliche Ansichten. Er war nie zufrieden, genauso wie Carlos Reutemann, den ich persönlich „Gaucho triste“ taufte.

1972 gewannen Sie mit Brian Redman im 312 PB die 1.000 km von Spa und mit dem Rallye-Ass Sandro Munari die berühmte Targa Florio in Sizilien. War dieser Targa-Sieg Ihr insgesamt größter Erfolg?

Targa Florio ist ein sehr bedeutendes Rennen für die Konstrukteure, der Sieg dieses Rennens ist vergleichbar mit einem Weltmeistertitel. Es ist ein Prestige, ähnlich wie etwa der Sieg im Indianapolis-Rennen. Jedes Rennen war für mich wichtig. Dabei spielt es keine Rolle ob es ein Sieben- oder Acht-Minuten-Rennen mit fünfzig Runden war, oder Targa Florio mit vier Stunden. Das Risiko und die Schwierigkeiten bleiben immer gleich.

Das ganze Interview mit Arturo Merzario lesen Sie in der Tageblatt-Mittwochausgabe (17. Dezember 2014) sowie als ePaper.