Kopf des Tages: Gabriel Gatti, der „Radsport-Dinosaurier“

Kopf des Tages: Gabriel Gatti, der „Radsport-Dinosaurier“
Foto: Marcel Nickels

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Mit mittlerweile 78 Jahren wird Gabriel Gatti wohl etwas mehr Zeit zu Hause bei seiner Frau verbringen. Und er wird wohl auch weniger Sorgen haben. Nach 13 Jahren ist das Radsport-Projekt des Differdinger Kontinentalteams definitiv zu Ende. Gatti hatte sich offiziell zwar bereits vor einem Jahr verabschiedet, doch so ganz loslassen konnte dieser „Dinosaurier des Radsports“, wie Jempy Drucker ihn mal im Le Quotidien nannte, dann doch nicht.

Der italienische Einwanderer ist ein Kämpfer und Arbeiter. Vielleicht deshalb, weil er sich zu Hause gegen zehn Geschwister durchsetzen musste. Nachdem er 20 Jahre als Schweißer bei der Arbed tätig gewesen war, wechselte er in die Bofferding-Brauerei, wo er als Kaufmann arbeitete. Nachdem er im Alter von 50 Jahren aufgrund einer vererbten Thalassämie (Erkrankung der roten Blutkörperchen) in Rente gehen musste, legte sich der Vater dreier Töchter keineswegs auf die faule Haut. Er fing an, sich ins Immobiliengeschäft einzuarbeiten – nicht zuletzt aufgrund seiner Beharrlichkeit mit großem Erfolg. Mit der gleichen Unermüdlichkeit ging er dem Radsport nach, seiner großen Leidenschaft.

Als Aktiver war Gatti zwar nur mäßig erfolgreich, doch als Team-Manager erreichte „Gab“ etwas, was vor ihm noch keiner geschafft hatte. Vor 13 Jahren gründete er mit Differdingen das erste luxemburgische Kontinentalteam. Nicht wenige einheimische Radsportler verdanken Gatti ihre Karriere. Allen voran Jempy Drucker, der es vom Kontinentalniveau bis in die WorldTour, die höchste Liga des Profiradsports, geschafft hat. Nicht wenige Athleten baten Gatti auch nach ihrer Zeit bei Differdingen um Rat. Im Idealfall sucht man ihn allerdings nicht unmittelbar nach einem Rennen auf. Da ging mehr als einmal sein italienisches Temperament mit ihm durch. Er lebt seinen Sport halt und geigte auch den Journalisten die Meinung, wenn er das Gefühl hatte, dass seine Differdinger nicht gerecht behandelt wurden. Aber ganz gleich, wie laut er wird, den Respekt vor seinem Gegenüber verliert er nie.

Die traditionelle Drohung, dass er sich aus dem Radsport zurückziehen werde, setzte er vergangenes Jahr definitiv in die Tat um. Da war es jedem klar, dass es für die Differdinger Mannschaft schwer werden würde, zu überleben. Denn er war nicht nur Manager, sondern zugleich Geldgeber seines Teams. Er machte es eben aus Überzeugung. Nun ist das Team Geschichte und „Gab“ hat einen Grund weniger, sich aufzuregen.