Jim Zeimes: 15-jähriger Luxemburger macht sein Debut an der Spitze des Klettersports

Jim Zeimes: 15-jähriger Luxemburger macht sein Debut an der Spitze des Klettersports

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Sportklettern ist als Wettkampfdisziplin erst wenige Jahrzehnte alt und erlebt gerade einen Boom. Der nächste Schritt ist die olympische Premiere 2020. Mit dem überraschenden Sieg des 15-jährigen Jim Zeimes beim European Youth Bouldering Cup im österreichischen Graz feierte die Flera („Fédération luxembourgeoise d’escalade, de randonnée sportive et d’alpinisme“) vor kurzem die Premiere eines Luxemburgers auf dem Podium eines internationalen Wettbewerbes.

Von Chrëscht Beneké

Wohin die sportliche Zukunft des jungen Athleten führen wird, ist noch ungewiss. Allerdings ist dieser Erfolg in einer Nachwuchskategorie höher zu werten als in vielen anderen Sportarten, da die jüngeren und oft leichteren den erfahrenen Seniors schon häufig das Leben schwer gemacht haben.

Die Konkurrenz ist also groß. So wurde die Sportkletterlegende Chris Sharma bereits mit 15 Jahren Vizeweltmeister, der kürzlich in einer alpinen Expedition tödlich verunglückte David Lama gewann den Gesamtweltcup, sobald er als 16-Jähriger bei den Großen mitmischen durfte, und der Überflieger sowie Olympiafavorit Adam Ondra holte sich mit 16 Jahren die Vizeweltmeisterschaft und den Gesamtweltcup.

Im österreichischen Graz hatte Jim Zeimes mit dem erstmaligen Einzug eines Luxemburgers in ein Boulderfinale der IFSC (International Federation of Sport Climbing) bereits sein Ziel erreicht. „Ich stellte mir nicht viele Fragen. Ich hatte viel trainiert, viel mit meinem Trainer im mentalen Bereich gearbeitet“, erinnert sich der Athlet ans Finale zurück, wo es ihm gut gelungen war, sich nach dem Aufwärmen zurückzuziehen, alles um ihn herum auszublenden und innerlich zur Ruhe zu kommen. Mit einem gelungenen ersten Einsatz im Bouldern fiel die Nervosität von ihm ab. Er löste in der Folge auch alle weiteren Probleme.

Überraschende Goldmedaille in Graz

Mit diesem grandiosen Erfolg in Österreich lastete zwei Wochen später plötzlich das Gewicht dieser Goldmedaille auf seinen Schultern. „Ich war unter Druck, da ich ins Finale kommen wollte und das auch irgendwie von mir erwartet wurde, allerdings nicht von meinem Coach“, erklärte Jim Zeimes, nachdem er bei seinem erst dritten „European Youth Cup“ als 25. von 48 weit von seiner vorigen Leistung entfernt geblieben war.

„Ich war gestresst und es war nicht mein Tag“, hackt der junge Sportler den kleinen Rückschlag jedoch nüchtern ab und konzentriert sich seither auf die nun bevorstehenden europäischen Wettbewerbe in der Lead-Variante, dem im Vergleich zum akrobatischen Bouldern bekannteren Vorstiegsklettern an einem Seil.

Seine Leidenschaft für das Klettern hat Jim Zeimes erst vor vier Jahren entdeckt, als er als 11-Jähriger im Rahmen von „Hesper beweegt sech“ verschiedene Sportarten ausprobierte. Das Klettern gefiel ihm am besten: „Es fasziniert mich und es ist einfach ganz anders als zum Beispiel Fußball.“

Stärker im Bouldern als im Lead-Klettern

Auf nationaler Ebene wurde er schnell konkurrenzfähig, so dass er bereits vier Landesmeistertitel im Vorstieg und zwei im Bouldern gesammelt hat. Er schätzt sich selbst stärker im Bouldern als im Lead-Klettern ein, was auch zu seiner Vorliebe für starke Überhänge und dynamische Bewegungen sowie Sprünge passt. Er folgt dabei dem Trend des internationalen Sportkletterns, das sich damit weit von der Vorstellung eines Sportlers, der sich statisch an vertikalen Felswänden hochzieht, entfernt hat.

Konkrete Ziele für seine sportliche Zukunft hat sich Jim Zeimes auch nach dem Erfolg in Graz nicht gesetzt. „Ich will so gut wie möglich klettern und versuchen, zu gewinnen“, lautet sein Anspruch.

Von seinem Verein „Kloter Klub Hesper“ führte sein Weg in die Kletterhalle „L’Escale“ in Arlon zum Team rund um David Lequeux. Dort trainiert er viel mit seinem älteren Nationalmannschaftskollegen Rafael Coronado, der als Junior bereits vierfacher Lead-Landesmeister der Seniors wurde.

Sein Trainingsplan hängt von der schulischen Belastung ab. Seine Schule unterstützt ihn jedoch und hilft ihm, damit er die schulischen Verpflichtungen, einen wöchentlichen Trainingsplan mit zwei Ruhetagen, drei Trainingseinheiten mit dem Trainer und zweimal – wöchentlich nach Plan – Fitness, Lead, Bloc oder Stretching sowie nationale und internationale Wettkämpfe unter einen Hut bekommt.

Arbeit im mentalen Bereich

Für Jim Zeimes unterscheiden sich seine beiden Disziplinen deutlich: „Ich trainiere genauso viel Bloc wie Lead. Lead-Klettern erfordert Ausdauer und mentale Stärke. Man hat nur einen Versuch. Fällt man, ist es vorbei. Beim Bouldern geht es um Kraft, Präzision, Gleichgewicht, Sprungkraft und Koordination.“

Seinen Knackpunkt hat er aber im mentalen Bereich ausgemacht: „Mein Trainer sagte immer zu mir, ich sei stark, aber müsse das auch im Kopf umsetzen. Wenn man an sich zweifelt und nicht selber glaubt, genauso stark oder besser zu sein als die Konkurrenten, wie will man dann jemals einen Wettkampf gewinnen?“

Einen ersten internationalen Jugendwettkampf hat er mittlerweile gewonnen. Im Lead wird es nun bereits Ende Juni beim European Youth Cup im französischen Saint-Pierre-en-Faucigny und vor allem Ende August bei der Jugend-WM im italienischen Arco sowie kurz danach bei den Kontinentalwettkämpfen in allen Disziplinen wieder spannend.