Athletenkommissionen im AufschwungInternationaler Trend noch nicht nach Luxemburg übergeschwappt

Athletenkommissionen im Aufschwung / Internationaler Trend noch nicht nach Luxemburg übergeschwappt
 Foto: Tageblatt-Archiv/Jeff Lahr

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Überall auf der Welt schließen sich Sportler zusammen, um für ihre Belange einzutreten. Die Stimme der Sportler weltweit wird lauter. In Luxemburg hinkt man noch etwas hinterher. Das soll sich aber in naher Zukunft ändern.

Etwas überrascht war Alex Goergen darüber, dass ein Journalist mit ihm über die Athletenkommission des Nationalen Olympischen Komitees (COSL) reden wollte. Goergen ist Mitglied des Verwaltungsrates des COSL und Präsident der Athletenkommission, die bereits 1998 gegründet wurde, bislang allerdings eher ein Schattendasein fristet. „Wir sind dafür da, den Sportlern eine Stimme zu geben und ihre Interessen zu vertreten“, sagt Goergen. Dies tut die Kommission, indem sie dem Verwaltungsrat des COSL ihre Meinung zu verschiedenen Dossiers mitteilt. In der Öffentlichkeit steht sie eigentlich nie.

International befinden sich die Gremien, die sich für die Belange der Sportler einsetzen, im Aufwind und bekommen immer größere Beachtung geschenkt. Es ist eine der wenigen positiven Nebenwirkungen des russischen Dopingskandals. Der hat bewirkt, dass einige Sportler die Nase voll hatten vom aktuellen System und anfingen, in den Kommissionen ihre Stimmen zu erheben. Eine Entwicklung, die der ehemalige Schwimmer Goergen begrüßt. Immerhin gebe es ohne Athleten keinen Sport.

Emanzipation der Sportler

In den vergangenen Monaten stand die Athletenkommission der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) gleich mehrmals in den Schlagzeilen. Zum einen aufgrund ihrer ehemaligen Präsidentin Beckie Scott, die sich gegen die Wiederaufnahme Russlands wehrte und Mobbing-Vorwürfe gegen Mitglieder der WADA-Exekutive erhob. Erst vor kurzem trat dann Para-Athletin Victoria Aggar aus der Athletenkommission aus. Sie gab die politischen Machtspielchen und die vielen schlechten Entscheidungen innerhalb der WADA als Grund an.
Die Sportler sind dabei, sich von den Funktionären zu emanzipieren. In den vergangenen Jahren sind sogar unabhängige Athletenvertretungen gegründet worden, wie zum Beispiel „Global Athletes“ oder „Athleten Deutschland“. Beide sind selbstständige Vereinigungen, die weder zu einem Verband noch sonst irgendeiner Sportorganisation gehören. In dieser Entwicklung sieht Goergen allerdings Gefahren. Es werde viel über Unabhängigkeit geredet, doch sei für ihn nicht immer klar, was damit gemeint sei. „Es gilt, aufzupassen. Wenn mit Unabhängigkeit gemeint ist, dass jeder nur noch nach seinen eigenen Interessen schaut, droht der gesamte Sport auseinanderzudriften. Davon hätte keiner etwas“, so der ehemalige Präsident des Düdelinger Schwimmvereins. Solange alle an einem Strang ziehen und im Sinne des Sports arbeiten würden, begrüße er auch die unabhängigen Vereinigungen.

Alex Goergen
Alex Goergen Foto: Tageblatt-Archiv/Jeff Lahr

Herausforderungen in Luxemburg

Goergen verfolgt die Entwicklungen im Weltsport zwar, ein Thema in der COSL-Athletenkommission sind sie allerdings nicht. In Zukunft wird das Gremium um Präsident Goergen etwas mehr zu tun bekommen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) scheint auf die aktuellen Entwicklungen reagieren zu wollen und wird die Athletenkommissionen der Nationalen Olympischen Komitees stärker in die Entscheidungsprozesse einbeziehen. Sie sollen eine zentralere Rolle spielen. „Das bringt mit sich, dass wir uns in Zukunft wesentlich öfter treffen werden“, so Goergen, der die größte Herausforderung seiner Kommission darin sieht, das Konzept der dualen Karriere weiter zu unterstützen und voranzubringen. „Das ist die Basis, damit wir überhaupt Athleten haben, die sich im Hochleistungssport versuchen. Sportler müssen nach ihrer doch kurzen Karriere abgesichert sein. Wir haben zwar keine Entscheidungsgewalt, doch wir setzen uns dafür ein, dass die Sportler möglichst optimale Bedingungen vorfinden.“ Aus dem Grund trifft sich die COSL-Athletenkommission auch regelmäßig mit der luxemburgischen Anti-Doping-Agentur (ALAD). Bereits Goergens Vorgänger Ralf Lentz hatte 2018 erklärt, dass die Sensibilisierung und Präventionsarbeit im Anti-Doping-Bereich eines der Hauptanliegen der Athletenkommision ist.

Klub der Ehemaligen

Dass sich Athletenkommissionen meist aus ehemaligen Sportlern zusammensetzen, ist für Goergen nur logisch. Aktive hätten mit ihrer eigenen Karriere alle Hände voll zu tun und würden oftmals über Monate durch die ganze Welt reisen. Viele Sportler lassen nach ihrer Karriere noch einmal alles Revue passieren und entscheiden sich dann dafür, sich zu engagieren und dafür zu sorgen, dass kommende Generationen bessere Bedingungen vorfinden.

Bislang wurde die COSL-Athletenkommission noch von keinem Sportler aufgesucht, der irgendein Anliegen hatte. „Aber das kann ja noch kommen“, so Goergen. Dem luxemburgischen Sport würde mehr Mitsprache von Aktiven genauso gut tun, wie das auf internationalem Parkett der Fall ist. Die Athletenkommission kann hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Vorausgesetzt, sie tritt aus ihrem Schattendasein heraus.

COSL-Athletenkommission

Alex Goergen (Präsident)
Anne Kremer (Sekretärin)
Laurent Carnol 
Bob Feidt
Carole Hartmann
Tania Karier
Ralf Lentz
Louis Mariutto
Liz May
Marie Muller
Kim Reuland