„Ich mache mir keine Sorgen“: Maxime Chanot über Jetlag, Fehler und seine Zukunft

„Ich mache mir keine Sorgen“: Maxime Chanot über Jetlag, Fehler und seine Zukunft

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Maxime Chanot bestreitet am Donnerstag (14.11.) im EM-Qualifikationsspiel gegen Serbien (20.45 Uhr in Belgrad) seine 40. Partie in dieser Saison. Der Verteidiger von New York City FC geht im Tageblatt-Interview auf schwierige Momente, seine Zukunftspläne und das Duell mit Zlatan Ibrahimovic ein.

Maxime Chanot wurde gestern von seinem Klub New York City FC zum „Defensive Player of the Year“ gewählt. In der abgelaufenen Saison in der amerikanischen Major League Soccer stand er in 31 Spielen auf dem Platz und absolvierte insgesamt 2.790 Spielminuten.

Tageblatt: Seit 2016 reisen Sie von New York nach Europa, um an den Länderspielen mit Luxemburg teilzunehmen. Wie gut haben Sie mittlerweile den Jetlag im Griff?

Maxime Chanot: Ich muss zugeben, dass es am Anfang einfacher war als jetzt. Der Jetlag ist für mich noch immer sehr schwer zu verdauen. Die Zeitumstellung ist die eine Sache. Die meisten Leute vergessen, dass ich sofort nach meiner Ankunft in Europa wieder trainieren und Leistung bringen muss. Noch schwieriger ist es, wenn ich wie Anfang September vier Spiele innerhalb von zwölf Tagen bestreiten muss. Hinzu kommen die Reisen und der Zeitunterschied. Aber ich will mich nicht beklagen und auch keine Ausreden suchen. Es war meine Entscheidung, nach New York zu wechseln und ich wusste, dass es schwer werden würde.

Zuletzt wollte New York City FC Sie nicht freistellen, um früher zu den Länderspielen zu reisen. Ist das ein Problem für Sie?

Ich habe einen Vertrag in New York und es ist normal, dass ich für sie in jedem Spiel auflaufe. Glücklicherweise haben wir einen intelligenten Nationaltrainer, der das versteht und mit dieser Situation umgehen kann. Ich will keine Polemik wegen der Abstellung lostreten, sondern einfach nur das Maximum für New York und Luxemburg geben.

Ende Oktober schied New York trotz einer starken regulären Saison in der ersten Play-off-Runde frühzeitig aus. Wie schwer war dieser Rückschlag zu verdauen?

Es war sehr kompliziert. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und habe zwölf Jahre als Profi hinter mir. Für mich war bisher kein Spiel schwerer zu verkraften als diese Niederlage gegen Toronto. Hinzu kommt, dass ich beim ersten Gegentor einen entscheidenden Fehler gemacht habe. Dieses Ausscheiden nagt auch an mir, weil wir in diesem Jahr mit Los Angeles FC die stärkste Mannschaft der MLS waren. Die Wochen nach der Niederlage im Halbfinale waren hart, aber das gehört eben auch zu einer Karriere als Fußballer.

Auf der einen Seite überzeugten Sie mit starken Leistungen, auf der anderen Seite passieren Ihnen entscheidende Fehler wie in den Spielen gegen Toronto und Portugal. Wie erklären Sie sich diese Lapsus?

Ich spiele nun mal auf einer Position, auf der jeder Fehler bestraft wird. Zudem habe ich meinen eigenen Stil und laufe auch für Mannschaften auf, in denen ein gepflegter Spielaufbau wichtig ist. In New York und in der luxemburgischen Nationalmannschaft wird der Ball selten einfach so nach vorne geschossen. Mein ehemaliger Trainer Patrick Vieira sagte einmal: „Mit diesem Stil werden wir zwar einige Gegentore kassieren, aber auf der anderen Seite werden wir auch viele Tore schießen.“ Es kommt vor, dass ich Fehler mache im Aufbau. Aber man muss auch sehen, wie viele Gegentore ich vorher vereitelt habe. Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen.

Seit fast vier Jahren spielen und leben Sie in New York. Ist ein Wechsel zurück nach Europa derzeit vorstellbar?

Im vergangenen Jahr hatte ich einige sehr reizvolle Angebote aus Europa. Ich habe mich jedoch dazu entschieden, einen weiteren langfristigen Vertrag in New York zu unterschreiben, weil ich den Verein, die Fanbase, die Stadt und die USA mag. Meine Frau und ich fühlen uns wohl. Außerdem will ich endlich einen Titel mit diesem Verein gewinnen. New York City FC ist eine der stärksten Mannschaften der MLS. Bisher sind wir viermal im Halbfinale der Play-offs gescheitert. Das zeigt, dass nicht viel fehlt. Und ich bin auch überzeugt, dass der Kader stark genug ist, um Meister zu werden.

Zlatan Ibrahimovic sagte kürzlich über die US-amerikanische Liga: „Wenn ich bleibe, ist es gut für die MLS, weil die ganze Welt zuschaut. Wenn ich nicht bleibe, dann wird sich niemand daran erinnern, was die MLS überhaupt ist. Das hier ist wie Training für mich.“ Was entgegnen Sie ihm?

Ich will über solche Aussagen nicht zu viele Worte verlieren. Zlatan hat wohl das Gleiche gesagt, als er Frankreich und Italien verlassen hat. Er mag halt, wenn über ihn geredet wird.

Wie war Ihr Duell mit Ibrahimovic auf dem Platz?

Wir haben im Mai gegen ihn und LA Galaxy gespielt und 2:0 gewonnen. Er war mein direkter Gegenspieler. Während 90 Minuten haben wir uns gestritten. Das lag daran, weil wir beide einen solchen Charakter haben.

Das Jahr 2019 endet für die Nationalmannschaft und Sie mit den zwei Duellen gegen Serbien und Portugal. Wie schätzen Sie eure bisherige Leistung ein?

In spielerischer Hinsicht haben wir in diesem Jahr sehr gute Sachen gezeigt. Auf jeder Position sind wir besser geworden. Einige haben Transfers zu besseren Vereinen gemacht, andere sind in Zwischenzeit Profi geworden. In dieser Mannschaft steckt eine Menge Qualität. Das hat man zweimal gegen die Ukraine und einmal gegen Serbien gesehen. Gegen Europameister Portugal haben wir eine stimmige Leistung gezeigt. Die Entwicklung ist bemerkenswert. Ich ziehe meinen Hut vor Luc Holtz, der FLF und der Fußballschule in Monnerich. Die Scouts von Manchester City, die auch für New York arbeiten, sind immer wieder begeistert von unserem Auftreten.

Was fehlt noch, um gegen diese Mannschaften mal eine Überraschung zu schaffen?

Es fehlt vor allem an Erfahrung. Die Mannschaft ist sehr jung, aber auf dem richtigen Weg. Alle luxemburgischen Liebhaber des Fußballs können sich auf die kommenden Jahre freuen. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Spiele gegen die Ukraine und Serbien, würden wir sie in drei bis vier Jahren noch einmal spielen, nicht verlieren würden.

Wie lange wollen Sie der Nationalmannschaft noch erhalten bleiben?

Ich bin jetzt 29, bin noch relativ jung, aber auch nicht mehr der allerjüngste. Ich gehe jedoch davon aus, dass ich noch einige schöne Jahre vor mir habe. Aber im Fußball kann alles sehr schnell gehen. Gegen Serbien und Portugal bin ich auf jeden Fall noch dabei. Was danach kommt, entscheidet der Trainer. Ich habe meine Entscheidung gefällt und will auch weiterhin für Luxemburg auflaufen.

Mit René Hoffmann ist vergangene Woche der langjährige Betreuer der Nationalmannschaft verstorben. Wie hat das Team auf diesen Verlust reagiert?

Leider bin ich erst heute (am 12.11.) aus New York nach Luxemburg gereist und konnte deshalb nicht am Begräbnis teilnehmen. Die Worte fehlen mir, weil er ein sehr respektvoller Mann war, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte. Er war ein Gesicht der Nationalmannschaft und er verdient es, dass wir in den kommenden zwei Spielen Punkte für ihn holen. Wenn man sieht, wie viel Unterstützung seine Familie in diesen schwierigen Momenten von außerhalb bekommen hat, dann sieht man, wie sehr René Hoffmann geliebt und geschätzt wurde.