„Ich lebe einfach dafür“

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Bei vielen Leichtathletik-Events hierzulande ist einem die Stimme, die übers Mikrofon kommt, sehr familiär. Léi Moureaud ist nämlich seit über 20 Jahren der Mann hinter dieser Stimme, der die Zuschauer mit Informationen während einer Laufveranstaltung versorgt. Dies tut er stets mit enormer Leidenschaft und Hingabe für den Sport. Das Tageblatt hat sich mit dem 71-Jährigen über seine Aufgabe unterhalten.

Tageblatt: Léi, weißt du noch, wann es das erste Mal war, wo du ein Rennen am Mikrofon begleitet hast?

Léi Moureaud: Nicht mehr so genau, aber es liegt schon über 20 Jahre zurück. Es begann bei einem Eurocross in Diekirch, wo keiner der sonstigen Sprecher damals zu diesem Moment Zeit hatte. Dort hat mir Marcel Gilles nach meinem ersten Auftritt gesagt, dass ich meinen Job sehr gut erledigt habe. Ich hatte mich damit schon ein wenig bestätigt gefühlt.

Hast du jemals zuvor irgendwelche Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt?

Nein, es war einfach spontan. Das Einzige, was ich mir damals zum Vorsatz genommen hatte, war, dass ich nicht im Fokus stehe, sondern der sportliche Aspekt. Ich bin da, um die Zuschauer zu informieren. Dies schien ich auf Anhieb hinbekommen zu haben. Das war eine meiner größten Sorgen (lacht).

Was macht die Schwierigkeit des Kommentierens aus?

Natürlich lernt man im Laufe der Zeit viele Sachen dazu. Es ist nicht immer einfach, die richtige Balance zwischen allem zu finden. Erzähle ich zu wenig oder zu viel? Aber ich sagte mir auch, dass dies ein anderes Kommentieren als z.B. beim Radio ist. Hier muss der Zuhörer mit anderen Informationen versorgt werden, weil diese nämlich das Event nicht vor eigenen Augen verfolgen können. Hier kann ich den Akzent auf andere Erklärungen setzen. Generell sind die Erwartungen mittlerweile an mich hoch geworden. Ich werde kontaktiert und das war es auch schon fast. Die Organisatoren gehen dann davon aus, dass ich die nötigen Informationen schon alle zusammen habe. Das ist aber nicht immer ganz so einfach.

Was hat sich im Laufe der Jahre für dich verändert?

Es hat sich verständlicherweise vieles im Bereich der Technik verbessert. Aber es ist nicht bei allen Events so, dass dies ohne Probleme funktioniert. Wenn ich spüre, dass meine Stimme durch die Anlage gut klingt, gibt mir das schon eine gewisse Sicherheit. Wenn die Tonqualität jetzt nicht überragend ist, so geht das Gefühl der Sicherheit bei mir ein wenig flöten. Natürlich gibt es immer Unterschiede beim Material. Manchmal muss man bei einem Mikrofon nur auf einen Knopf drücken und die Musik bleibt aus. Das ist natürlich ideal, denn Leichtathletik ist eine spontane Sportart, wo manchmal schnell eine Information an den Mann gebracht werden muss.

Warst du schon bei Events zugegen, bei denen etwas schiefgelaufen ist?

Ich wurde schon zu Laufveranstaltungen gerufen, wo aber kein Mikrofon vor Ort war. Dann wird es auch recht schwierig, Informationen nach draußen zu vermitteln. Ansonsten muss man sich natürlich oft mit Tonproblemen herumplagen. Weitere Herausforderungen sind auch der modernen Technik geschuldet. Mittlerweile erledigen Chips und Computer die Zeitmessung. Jedoch kann auch hier mal was schiefgehen. Es tauchen Namen auf dem Bildschirm auf, den man vor sich hat, die aber eigentlich gar nicht die eigentlichen Gewinner sind. Dann ist es natürlich von Vorteil, sich in dieser Sportart auszukennen. Ein Laie würde hier vielleicht einfach nur die Informationen vermelden, die auf dem Bildschirm stehen. Da muss man schon aufpassen, keine Fehlinformationen weiterzugeben. Ich für meinen Teil schreibe mir stets nach jedem Event die Resultate der Topathleten auf. Somit habe ich einen Überblick davon, welche Zeiten die jeweiligen Läufer imstande sind, zu laufen. So können mögliche Konfusionen aus dem Weg geschafft werden.

Das Ganze ist aber schon ein wenig zeitaufwendig …

Für mich zählen die vielen Stunden nicht, die ich damit verbringe. Ich lebe einfach dafür. Es kann gerne schon einmal vorkommen, dass ich über fünf Stunden ohne Pause am Mikro die Stellung halten muss. Während dieser Zeit darf man auch seine Konzentration nicht verlieren. Deshalb ist es, zumal bei großen Meetings, nicht schlecht, wenn man zu zweit ist.