Mit luxemburgischem Jet zum Papst

Mit luxemburgischem Jet zum Papst
(Reuters/John Sibley)

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FIFA-Präsident Gianni Infantino soll mit einem Privatjet einer Luxemburger Leasinggesellschaft zum Papst geflogen worden sein.

Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA berät nach Schweizer Medienberichten über die Zukunft des immer mehr in die Kritik geratenen Präsidenten Gianni Infantino. Nach Informationen der „SonntagsZeitung“ und des „Tagesanzeigers“ kam es am Sonntag zu einem Treffen der Kommissionsmitglieder Djimrabaye Bourngar aus dem Tschad und Robert Torres aus Guam.

Ob dem Nachfolger von Präsident Joseph Blatter an der FIFA-Spitze eine offizielle Untersuchung durch das Gremium droht, ist offen. „Wir kommentieren das nicht. Wenn es von unserer Seite etwas zu vermelden gäbe, würden wir es mitteilen“, sagte Roman Geiser, der Sprecher der Untersuchungskammer der Ethikkommission, am Sonntagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur. Dass bis Dienstag eine Entscheidung falle, konnte Geiser nicht bestätigen.

Infantino hatte zuletzt Vorwürfe über angebliche unlautere Vorteilsnahme als FIFA-Chef zurückgewiesen. In Medienberichten war dem 46-Jährigen vorgeworfen worden, er habe private Anschaffungen auf FIFA-Kosten getätigt. Dabei soll es hauptsächlich um die unerlaubte Annahme von Geschenken durch Infantino gehen. So schreibt der „Tagesanzeiger“ auch von absurden Spesenabrechnungen für Matratzen von 11.000 Franken (10.000 Euro), die Anstellung von teurem Personal, Chauffeurdienste für Infantinos Frau und teure Flüge im Privatjet.

Reise nach Rom

Vor allem geht es aber um Infantinos Reise zum Papst. Laut Tagesanzeiger sei er nach dem Champions-League-Finale von Ende Mai im Privatjet einer luxemburgischen Leasingfirma (Global Jet Luxembourg) mit seiner Frau und der kranken Mutter nach Rom und später wieder nach Genf geflogen worden sein. Der springende Punkt ist, ob der Besuch beim Papst privater oder offizieller Natur gewesen war. Laut FIFA hätte es sich um eine private Reise gehandelt.

Auch die Frage, wer für die Kosten aufgekommen ist, bleibt umstritten. Laut „Tagesanzeiger“ würde die Flugzeugnummer LX-USM auf Alisher Usmanov, einen Großaktionär von Arsenal, hindeuten. Der Ethikcode der FIFA verbietet aber jede Annahme von Vorteilen aus dem Umfeld von Sponsoren und WM-Veranstaltern. Infantino selbst ließ diese Information heftig dementieren. Er sagte, der Flug sei von Georgy Semenenko, dem Chef des Landwirtschaftsmaschinen-Herstellers Kirov, bezahlt worden. Dies würde der FIFA-Ethikcode erlauben.

Infantino soll der „Bild“-Zeitung gesagt haben: „Ich habe mich in meinem professionellen Leben immer an die ethischen Grundsätze gehalten.“

Von der FIFA hieß es auf dpa-Anfrage, dass Infantino der Ethikkommission für Auskünfte zur Verfügung stehen würde. Bourngar und Torres führen die sogenannten Voruntersuchungen, weil der Chef der Untersuchungskammer der Ethikkommission, Cornel Borbély, als Schweizer eine offizielle Untersuchung nicht leiten darf.