Karapetian will die 30 knacken

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Aleksandre Karapetian erzielte am vergangenen Mittwoch seinen dritten Dreierpack der Saison (4:2 gegen die Fola). Derzeit führt der Niederkorner Stürmer die Torschützenliste mit 16 Toren an. Im Schnitt erzielte der Deutsch-Armenier 1,45 Treffer pro Spiel. Geht es in den kommenden zwölf Partien so weiter, kann der 30-Jährige als fünfter BGL-Ligue-Spieler überhaupt die 30er-Marke knacken.

Tageblatt: Hattest du nach der langen Pause mit einem solchen Saisonstart gerechnet?
Aleksandre Karapetian: Nein, eigentlich nicht. Die Vorbereitungsspiele waren sehr vielversprechend, aber man konnte nicht damit rechnen, dass wir gegen die Fola ein solch gutes Spiel abliefern würden. Das zeigt, dass die Mannschaft heiß ist und bereit ist für den Titelkampf. Wir sind auf jeder Position doppelt gut besetzt. Dino Ramdedovic befindet sich derzeit in einer herausragenden Form und eine Startelf ohne ihn ist fast undenkbar.

Wie kommst du mit deinem neuen Sturmpartner Mayron de Almeida zurecht?
Er, Emmanuel Françoise und ich sind ein sehr gefährliches Trio, weil wir unberechenbar sind und in jedem Moment ein Spiel kippen können. Mayron hat gegen die Fola einen super Einstand gefeiert. Zu einem tödlichen Pass haben immer nur ein paar Zentimeter gefehlt.

Derzeit stehst du bei 16 Toren. Ist es dein Ziel, in den verbleibenden zwölf Spielen die 30er-Marke zu erreichen?
Vor der Saison war mein Ziel, 20 Treffer zu erzielen. Wenn ich das erreicht habe, bin ich sehr zufrieden. Wenn ich aber an der 30er-Marke knabbern kann, dann werde ich auch alles tun, um sie zu knacken. Ein Spiel ohne Tor ist für mich traurig. Außerdem war ich noch nie Torschützenkönig. Als A-Junior habe ich einmal mit der SV Gonsenheim 22 Tore in der Regionalliga Südwest geschossen. Leider waren noch fünf Spieler besser als ich.

In den letzten 14 Monaten sind dir sogar fünf Dreierpacks gelungen.
Und jetzt will ich mir neue Ziele setzen. Ein Vierer- oder ein Fünferpack ist bei unserer offensiven Spielausrichtung durchaus möglich.

Warum bist du erst in den letzten beiden Jahren zum Topstürmer geworden?
Nach meinem Wechsel von Homburg nach Düdelingen habe ich mich nach meinen ersten beiden Spielen, in denen ich zweimal getroffen habe, verletzt. Als ich für sechs Monate nach Grevenmacher ausgeliehen wurde, habe ich 13-mal getroffen. Rechnet man das auf eine Saison hoch, hätten es am Ende 26 sein können. Nach meiner Rückkehr zum F91 wurde ich oft nach 60 oder 70 Minuten ausgewechselt. Dort hätte ich vielleicht die 30-Tore-Marke knacken können. In Rosport ging es immer um den Abstieg. In einer solchen Situation ist es schwieriger, oft zu treffen.

Erst in der Nachkriegszeit wurden die Torschützen der Nationaldivision (heute: BGL Ligue) erfasst. Seitdem gab es nur vier Spieler, denen das Kunststück gelang, in einer Saison mindestens 30 Tore zu erzielen. Pierre Piskor (damals: D03) war in der Saison 2008/09 der letzte Stürmer, dem dies gelang. Karapetian wäre zudem erst der fünfte Niederkorner Spieler, der sich als Torschützenkönig bezeichnen könnte.

Der 30er-Klub:
François Muller (1956/57, Grevenmacher) 36 Tore
Bert Heger (1968/69, Avenir Beggen) 30 Tore
Markus Krahen (1990/91, Avenir Beggen) 30 Tore
Pierre Piskor (2008/09, Déifferdeng 03) 30 Tore

Progrès-Torschützenkönige:
Henri Fickinger (1952/53, 18 Tore)
Johny Hopp (1976/77, 19 Tore)
Aly May (1978/79, 18 Tore)
Aly May (1980/81, 18 Tore)

US Esch ist einer von zwei Gegnern, gegen die du in dieser Saison noch nicht getroffen hast. Ist das eine zusätzliche Motivation?
Es wäre geil, wenn es mir gelingen würde, gegen jede Mannschaft zu treffen. Aber vor Teams wie der US Esch fürchte ich mich am meisten. Sie haben nicht mehr viel zu verlieren und wir haben uns bereits im Hinspiel gegen sie schwergetan.

„Rückblickend bin ich traurig, dass ich mich nicht für die luxemburgische Nationalmannschaft
entschieden habe.“

Nach zwei Einsätzen wurdest du zuletzt nicht mehr in die armenischen Nationalmannschaft berufen. Wie ist der Stand der Dinge?
Der Verband stellt sich stur. Seit ich im letzten Sommer dem armenischen Spitzenverein Pyunik Erewan eine Absage erteilte, wurde ich nicht mehr berufen. Der Sportdirektor des Klubs ist der Sohn des Verbandspräsidenten. Wenn das die Philosophie ist, dann verzichte ich gerne. Ich habe nie einen Cent verlangt, wollte einfach nur für mein Land spielen. Rückblickend bin ich traurig, dass ich mich nicht für die luxemburgische Nationalmannschaft entschieden habe.

Sind bei dieser Quote auch ausländische Vereine wieder auf dich aufmerksam geworden?
Es gab sehr viele Interessenten in den letzten Monaten. Ich gehe davon aus, dass ich in den nächsten Wochen Klarheit habe. Vereine aus Bahrain, China, den Emiraten und Jordanien sind an mich herangetreten. Fußball kann einem so viel bieten und ich will noch etwas erleben. Ich habe Angst, dass ich mir irgendwann vorwerfen werde, dass ich die Chance, eine andere Kultur zu sehen, nicht ergriffen habe. Auf der anderen Seite kann ich es mir auch vorstellen, die nächsten fünf Jahre in Niederkorn zu verbringen.