F91-Neuzugang und erster Torschütze Adel Bettaieb „will nachlegen“

F91-Neuzugang und erster Torschütze Adel Bettaieb „will nachlegen“

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Der Name Adel Bettaieb könnte in Luxemburg möglicherweise in den kommenden Monaten für Torgarantie stehen. Dass der technisch begabte Angreifer weiß, wo der Kasten steht, hat der 22-Jährige vergangene Woche beim 2:2 in der Champions League gegen den FC Valletta aus Malta bewiesen. Doch Nachlegen ist angesagt – am besten bereits im heutigen Rückspiel (16.Juli, 20 Uhr).

Er war gerade einmal 13 Jahre alt, als es ihn in eine der besten Talentschmieden des Landes zog: Adel Bettaieb hatte nach vier Jahren in Villiers-le-Bel ein goldenes Ticket für das Ausbildungszentrum INF Clairefontaine erhalten. Den kleinen Vorort von Paris ließ er hinter sich, genau wie die Familie, um sich seinen Traum zu ermöglichen. Eine schwere Entscheidung, doch das Ziel war wichtiger. Dort angekommen, wechselte er zu einem prominenteren Verein, dem Red Star. Schule und Fußball waren die beiden einzigen Dinge, mit denen er sich in dieser Zeit beschäftigen musste. „Eine Etappe in meinem Leben, die mich geprägt hat“, erinnert sich der neue Mann im Düdelinger Sturm heute. Daher auch die technische Finesse des 22-jährigen Franzosen.

Aus alten Zeiten

Seit Sonntagabend (14.7.) bereitet sich der Luxemburger Meister in Valletta auf sein Rückspiel vor. Eingecheckt hat die Mannschaft im „Radisson Blu“-Hotel, direkt am Meer. Der Klubvorstand und die Presse haben das Reiseziel gestern in der Mittagsstunde erreicht und wurden gleich von einem sehr gesprächigen Rezeptionisten in Empfang genommen.

Der Hotelangestellte stammt aus Krakau und freute sich noch immer über den Sieg der Düdelinger, „obwohl ich den Namen nie aussprechen kann“, gegen den Ligakonkurrenten Legia Warschau. Doch es war nicht die einzige Parallele zur vergangenen Saison: Wie 2018/19 hatte der F91 auch diesmal auf zwei Köche des „Vinissimo“ zurückgegriffen, die den Spielern gestern Hühnchen serviert haben.  chd

Aus Clairefontaine haben es vor ihm Kylian Mbappé, Hatem Ben Arfa oder Nicolas Anelka bis an die Weltspitze geschafft. Die Wege des ein Jahr jüngeren Superstars von Paris Saint-Germain und Bettaieb kreuzten sich, flüchtig. Der Angreifer gehört dagegen der älteren Generation an, die u.a. Marcus Thuram (Sohn des ehemaligen Weltmeisters Lilian) hervorgebracht hat. „Clairefontaine war die Basis“, resümiert Bettaieb. Mit 15 Jahren wurde er vom SCO Angers entdeckt – und feierte nur ein Jahr später seinen ersten großen Titel: die französische U17-Meisterschaft. Durchsetzen konnte er sich beim aktuellen Ligue-1-Klub später nicht. So wagte er 2018 erstmals den Schritt ins Ausland. Bei La Louvière schlug Bettaieb ein wie eine Bombe und wurde gleich in seiner ersten Saison in der zweiten belgischen Liga Torschützenkönig (18 Treffer).

Nicht entgangen ist dieser Erfolg einem Fädenzieher aus dem Umfeld von Flavio Becca: Sofian Benzouien, ehemaliger Spieler in Düdelingen und noch immer hervorragend vernetzt, nahm Kontakt auf: „Er hat mich letztes Jahr beobachtet. Durch diesen Kontakt bin ich heute hier“, sagt Bettaieb.

Viel Überzeugungsarbeit bedurfte es nicht: „Das komplette Projekt des Klubs und die ganze Organisation rundherum gefallen mir. Dazu gehören auch die Vereine, die dranhängen.“ Gemeint sind Virton oder Kaiserslautern. Mögliche Ziele für die Zukunft. Doch damit will sich der 22-Jährige, der sich im Grenzgebiet niedergelassen hat, derzeit nicht beschäftigen. „Ich weiß heute noch nicht, wie lange ich beim F91 sein werde. Es handelt sich aus meiner Sicht schon um einen sehr guten Verein. Trotzdem will ich mich ja immer verbessern. Ich will mir keine Grenzen setzen und immer höher schauen.“

Viel Aufmerksamkeit erregt habe sein Treffer vergangene Woche noch nicht. Bis auf ein paar Gratulanten aus dem Freundeskreis hielten sich die Reaktionen in Grenzen. „Ich will noch einmal nachlegen“, schmunzelt er. Muss er auch, wenn sich der F91 für die zweite Runde der Champions League qualifizieren will. „Dieser Treffer hat mir eine unbeschreibliche Freude beschert. Das erste Europapokaltor wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben, hoffentlich als erstes einer langen Liste.“

Die ganz große Champions League, von der er als Kind geträumt hat, ist die Qualifikation (noch) nicht. Doch für Bettaieb hat die erste Runde bereits einen besonderen Geschmack hinterlassen: „In meiner noch jungen Karriere bleibt es einer der schönsten Momente. Aber dabei soll es nicht bleiben.“