Die wertvollsten Clubs der Welt

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Manchester United ist und bleibt der wertvollste Fußballclub der Welt. Und das, obwohl dem Verein der „richtige“ sportliche Erfolg fehlt. Im viel beachteten Fußball-Ranking, das die Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG gerade zum dritten Mal vorgelegt hat, gelten andere Kriterien als der sportliche Erfolg. KPMG untersucht die Fußballvereine als Unternehmen.

Meister ist Manchester United nicht geworden. Der Club wurde Vizemeister mit einem Rückstand von 19 Punkten auf den lokalen Rivalen City, der mit 100 Zählern einen legendären Rekord aufstellte. Im Ranking der 32 wertvollsten Fußballclubs aber liegt United ungefährdet vorne. In der aktuellen Studie, die der Redaktion vorliegt, wird der Wert des Vereins mit 3,3 Milliarden Euro beziffert.

Manchester United legte im vergangenen Jahr sogar noch um fünf Prozent zu. Auf den Plätzen zwei und drei befinden sich, wie im Vorjahr, Real Madrid (2,9 Milliarden) und der FC Barcelona (2,8 Mrd.). Real Madrid verlor zwei Prozent an Wert, der FC Barcelona legte um ein Prozent zu. Sportlich lief es dabei nicht rund bei United. Im Vergleich zu Real Madrid fehlen die Erfolge. United gewann die Europa League im vergangenen Jahr. Aber der Erfolg in der Champions League ist bereits zehn Jahre her. Und die englische Meisterschaft lässt nach 2013 auch schon fünf Jahre auf sich warten.

Sechs englische Vereine im Top 10

Manchester United ist aber das Beispiel dafür, dass für den Wert einer Fußballmarke andere Faktoren ausschlaggebend sind. Unter den Top-10-Clubs gibt es sechs englische Vereine. Der englische Meister dieser Saison, Manchester City, liegt auf Platz fünf, Arsenal auf Platz sechs, Chelsea auf sieben, Liverpool auf acht und Tottenham Hotspurs auf Rang zehn.

Selbst die von KPMG erstellte Weltrangliste sieht auf den ersten 14 Plätzen nur den Adel der Clubs des Europäischen Fußballverbandes UEFA. Die Wirtschaftsberatung stellt ausschließlich wirtschaftliche Gesichtspunkte in den Vordergrund. Dabei spielen die Fernsehrechte für die Clubs die wichtigste Rolle. Mark Wyatt, bei KPMG zuständig für den Bereich Unternehmensfinanzen (Corporate Finance): „Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen dem sportlichen Erfolg und dem Wert des Unternehmens Fußballclub.“ KPMG hat zwar den sportlichen Erfolg berücksichtigt. Auch der Wert der Mannschaft spielt eine Rolle. Der Wert eines Spielers schlägt sich in der Bilanz nieder. Das ist aber nicht der eigentliche Grund für die Hegemonie der englischen Clubs. Denn Paris Saint-Germain oder spanische Clubs waren in den vergangenen Jahren wesentlich spendabler beim Einkauf von Spielern.

Fernsehrechte

„Der Vorteil englischer Clubs liegt im Wesentlichen bei den Fernsehrechten, die die höchsten der Welt sind“, erklärt das Unternehmen. Die vertraglich vereinbarten Rechte in den Jahren 2016 bis 2019 liegen bei 1,2 Milliarden Euro pro Saison. Das ist 37-mal mehr als die Ligue 1 in Frankreich. Selbst Spanien mit 636 Millionen pro Saison wird da abgehängt.

Das andere Kriterium liegt in den Immobilien der Clubs. In Frankreich gehören die Stadien in der Regel den Gemeinden. Paris SG zum Beispiel wollte das Pariser Prinzenpark-Stadion ausbauen oder gar völlig neu bauen. Die Stadt lehnte ab. In Lille sollte das Stadion nach einem privaten Investor benannt werden. Die Stadt lehnte ab und benannte es nach dem früheren Premierminister und Bürgermeister von Lille, Pierre Mauroy. Die fehlende wirtschaftliche Verwendung benachteiligt französische Clubs im europäischen Konzert.

Das ist in England anders. Die Clubs verfügen fast alle über ihr Stadion und können es verwerten, zum Beispiel den Namen an einen privaten Partner vergeben. In Spanien sind es elf Clubs, in Deutschland acht mit eigenem Stadion. Am auffallendsten dabei die Architektur der Münchner Allianz Arena. Fußballstadien sind mehr als nur ein Sportplatz. Sie sind bewirtschaftete Logen, haben ein oder mehrere Restaurants, können mit Boutiquen ausgerüstet werden, Büros und Einrichtungen für Seminare und Kongresse. Heutige Fußballstadien sind Lebensräume weit über den Fußball hinaus, die Einnahmen für den Club generieren, geht aus der Studie hervor. Ein derartiges privates Projekt ist vor Jahren in Luxemburg zerredet worden.

Mit den Anhängern verbunden

KPMG vergisst bei der Studie nicht die Bedeutung der Fans und der Besucher der Spiele. Der FC Liverpool, der das Endspiel der Champions League mit 1:3 verlor, geht aus der Königsklasse nach Schätzung von Experten dennoch mit Einnahmen von gut 160 Millionen heraus. Und Liverpool darf für die Champions-League-Saison 2019 weiter mit Millionen zusätzlicher Einnahmen aus diesem Wettbewerb rechnen.

Die Clubs sind längst über Mails, SMS, WhatsApp oder Instagram mit ihren Anhängern verbunden. Die großen Stars haben ihre eigenen Facebook- und Twitter-Konten. Die Follower finden sich dort in zweistelligen Millionenzahlen wieder. Selbst hier werden noch Einnahmen erzielt. Ein Club wie Bayern München hält so den Kontakt zu den Fans weltweit. Das ist nicht unwichtig, wird doch in Dubai oder in Abu Dhabi die Bundesliga übertragen. Der FC Liverpool wendet sich mit einer deutsch-sprachigen Website an seine deutschen Anhänger.

Der Profi-Fußball hat sich zu einem Geschäft entwickelt, das mittlerweile von Fußball-Unternehmen betrieben wird. In Frankreich steigen professionelle Investoren in das Geschäft ein. Olympique Marseille gehört heutzutage einem US-Investor, der Millionen in den Club pumpt. Bayern München ist eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft, an der Unternehmen wie Audi Anteile halten. Borussia Dortmund ist an der Börse notiert und unterliegt besonderen Transparenzpflichten. In Frankreich, so KPMG, sei man dabei, dieser Tendenz Rechnung zu tragen. Man wechsele derzeit von der Ära der Familien-Clubs zu professionellen Unternehmen. Wobei in Frankreich letztlich heutzutage nur etwas geschieht, was sich zuvor bereits in England, Spanien und in Deutschland vollzogen hat.