Der neue Centsmeister

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Auf Cents ging vor zwei Wochen eine Ära zu Ende. Der langjährige Präsident
von RM Hamm Benfica, Nico Zinsmeister, trat zurück und übergab die Geschicke des Vereins an Paul Lopes. Das neue 46-jährige Vereinsoberhaupt der Hauptstädter will dem BGL-Ligisten wieder neuen Elan einhauchen und hofft dabei auf die Unterstützung aus dem Viertel.

Tageblatt: Herr Lopes, hätten Sie damit gerechnet, so schnell Präsident von RM Hamm Benfica zu werden?
Paul Lopes: Ich war überrascht, dass es so schnell ging, aber es hatte sich zuletzt angedeutet. Nico Zinsmeister hatte in den vergangenen Jahren schon ein paar Mal davon gesprochen, zurückzutreten. Diesmal hat er es ernst gemeint und das hat man ihm angemerkt.

Was hat Sie schlussendlich dazu bewogen, diese Aufgabe anzunehmen?
Als feststand, dass Zinsmeister aufhören würde, haben wir ihn als Vorstand damit beauftragt, einen Nachfolger zu finden. In einer Vorstandssitzung wurde von zwei Kandidaten gesprochen, Namen wurden aber keine genannt. Ab diesem Moment war ich mir sicher, dass ich kandidieren werde. Bereits seit geraumer Zeit werde ich auf dem Platz von einigen Fans als „zukünftiger Präsident“ begrüßt. Ich spürte die Unterstützung. Die Leute im Verein und meine Familie stehen hinter mir.

Nico Zinsmeister war 19 Jahre lang Präsident von RM Hamm Benfica und trat am 29. April 2018 von diesem Posten zurück.

Was verbindet Sie mit Ihrem Vorgänger?
Nico Zinsmeister wird immer zur Geschichte des Vereins gehören. Er war 19 Jahre Präsident und jeder kennt den Verein mit ihm an der Spitze. Nico hat alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Wir wollen in Zukunft nicht auf ihn verzichten. Er ist nicht mehr Mitglied des Vorstands, hat sich aber bereiterklärt, in verschiedenen Bereichen eine Hand mit anzupacken.

Sie waren einige Jahre nicht mehr im Verein aktiv und sind im vergangenen Jahr als Vizepräsident in den Vorstand zurückgekehrt. Woher kam die neue Motivation?
Ich habe mir aus persönlichen Gründen eine Auszeit genommen. Innerhalb kürzester Zeit erkrankte meine Mutter und mein Vater verstarb. Ich war nicht mehr bei der Sache. Vergangene Saison habe ich mir die Partie am letzten Spieltag zwischen RM Hamm Benfica und Strassen angesehen (1:1, d. Red.). An dem Tag hat das Team den Klassenerhalt geschafft. Nico Zinsmeister konnte meine Begeisterung beobachten und hat mich zwei Tage später gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in den Vorstand zurückzukehren. Wir haben uns getroffen und ich habe ihm geschildert, wie der Verein meiner Ansicht nach funktionieren muss. Nach einem konstruktiven Gespräch habe ich beschlossen, wieder aktiv zu werden.

Welche Ideen sind das?
Wir wollen den Verein dorthin bringen, wo er hingehört. Kurzfristig in die Top drei vorzustoßen wird schwer. Mit den Budgets der Spitzenmannschaften können wir derzeit nicht mithalten. Aber es ist nicht unmöglich, dass wir irgendwann diese Ebene erreichen. In nächster Zeit werden wir versuchen, die Finanzen des Vereins zu verbessern. Wir wollen deutlich mehr Sponsoren finden. Diese sollen aber nicht nur da sein, um die Rechnungen des Klubs zu bezahlen, sondern aktiv am Vereinsleben teilnehmen. Auch die Zahl der Fans wollen wir erhöhen. Derzeit haben wir 200 Dauerkartenbesitzer, mittelfristig sollen es 500 sein. Aber uns ist durchaus bewusst, dass die Anhänger mit dem Erfolg kommen. Als wir vor drei Jahren in der Ehrenpromotion waren, haben wir fast jedes Spiel gewonnen und hatten oft ein volles Haus. Der RM Hamm Benfica soll wieder der Verein der Centser werden. Die Leute aus dem Viertel sollen die Liebe zu ihrem Verein wiederentdecken.

Warum hat es Ihr Klub nie geschafft, die vielen Benfica-Anhänger aus Luxemburg ins Stadion zu bewegen?
Mir haben in der Vergangenheit mehrmals solche Fans gesagt, dass RM Hamm Benfica und Benfica Lissabon nicht der gleiche Verein sind. Wir tragen aber nun mal diesen Namen und wollen die Verbindung zu einem solchen Spitzenverein nicht aufgeben. Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten wieder Gespräche mit den Verantwortlichen aus Lissabon zu suchen, um herauszufinden, in welcher Hinsicht wir zusammenarbeiten können. Ich will aber betonen, dass ich auf keinen Fall die Absicht hege, den Klub „portugiesischer“ zu machen. Ich bin ein glühender Fürsprecher der Integration. Ein Beispiel dafür sind die Durchsagen auf dem Platz, die seit einiger Zeit ausschließlich auf Luxemburgisch gemacht werden.

Bei RM Hamm Benfica hatte man in der Vergangenheit immer den Eindruck, dass der Verein Existenzprobleme bekommen könnte. Wie sieht die Situation derzeit aus?
Wir haben noch immer eines der kleinsten Budgets der Liga (410.000 Euro, d. Red.), aber ich denke, dass sich die Finanzen in Zukunft positiv entwickeln werden. Durch den neuen Vorstand ist ein neuer Elan entstanden. Viele ehemalige Sponsoren des Klubs wollen wieder mitmachen.

Wie soll die Mannschaft in der nächsten Saison aufgestellt werden?
Dan Santos wird uns als Trainer erhalten bleiben. Er hat bereits zwei Offerten von anderen Vereinen abgelehnt. Ronny Souto wird auch noch eine Saison dranhängen. Wie wir die Mannschaft zusammenstellen, hängt von den letzten Spielen dieser Saison ab. Danach werden wir wissen, was wir brauchen. Unsere jungen talentierten Spieler wie Patrik Teixeira und Joël da Mata sind derzeit begehrt. Auch in diesen Fällen muss man abwarten, wie sie sich entscheiden werden. In der nächsten Saison wollen wir auch wieder Jugendspieler in die erste Mannschaft einbinden. In diesem Bereich wird bereits seit Jahren tolle Arbeit geleistet.