Auf den Punkt mit Patrick Grettnich: Der Sportdirektor des RFCU Lëtzebuerg im etwas anderen Interview

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Racing-Sportdirektor Patrick Grettnich muss keine Apfeltorten mehr kaufen, hat zu Hause ein fast einmaliges Archiv und will irgendwann einmal politisch aktiv werden.

Tageblatt: Warum nennt man Sie eigentlich „Krini“?
Patrick Grettnich: Dieser Spitzname geht auf meinen Vater zurück. Er begann seine Karriere in Weidingen. Diese Mannschaft wurde damals „d’Binnien“ genannt. Warum, weiß ich auch nicht. Aus „Binni“ wurde „Krini“. Als ich mit 16 Jahren zu meinem ersten Training der Etzella gegangen bin, hat man mir sofort den Spitznamen meines Vaters verpasst.

Zwei Fragen zum Wochenende

Ist die Partie gegen Niederkorn für den Racing im Kampf um die Europa Ligue entscheidend?
Wenn wir nicht gewinnen, dann ist der Zug um Platz vier abgefahren. Am Mittwoch gegen Jeunesse hat man der Mannschaft angesehen, dass sie weiß, um was es geht. Wenn wir genau so auftreten, dann können wir Niederkorn besiegen. Holen wir die drei Punkte und machen danach unseren Job, dann stehen die Chancen groß, dass wir die Saison auf dem vierten Platz abschließen.

Die Partie gegen die Topteams gingen in dieser Saison meistens zuungunsten des Racing aus. Warum?
In der Defensive sind wir mit Sicherheit eine Spitzenmannschaft. Wir stehen sehr gut und lassen nur wenige Chancen zu. In den Begegnungen gegen die Topmannschaften verpassen wir es jedoch in unseren starken Momenten, das entscheidende Tor zu machen und danach unseren Vorsprung zu verteidigen. Dieser fehlende Opportunismus macht derzeit zwischen uns und den besten vier Mannschaften des Landes den Unterschied aus. del

Zwei Racing-Mitglieder standen bei den vergangenen Nationalwahlen auf der ADR-Liste. Wann werden Sie politisch aktiv?
Im Moment habe ich genug um die Ohren. Aber ich bin politisch interessiert und habe bei den vergangenen Gemeindewahlen überlegt, mich aufzustellen. Wenn ich mich dazu entscheide, politisch aktiv zu werden, will ich das auch zu 100 Prozent machen. Das kann ich derzeit nicht gewährleisten. Ich habe noch keine Parteikarte, aber klare Meinungen zu verschiedenen Themen.

Was wurde eigentlich aus der Apfeltorte aus Strassener Zeiten?
Die ist im doppelten Sinne gegessen. Damals hatte ich vor einem Spiel Gäste zu mir nach Hause eingeladen. Ich habe aber vergessen, das Dessert zu servieren. Die Apfeltorte habe ich dann meinen Spielern mitgenommen. Wir haben gegen die Fola gewonnen und deshalb hat sich aus dieser eigentlich einmaligen Aktion ein Aberglaube entwickelt. Im Supermarkt wurde ich von wildfremden Leuten darauf angesprochen, ob ich denn bereits die Apfeltorte besorgt hätte. Ich kann zwar backen, aber die Torte habe ich trotzdem immer gekauft, denn ich wollte meinen Spielern schließlich eine gewisse Qualität liefern. Irgendwann hat sich unser Erfolg nur noch auf die Torte reduziert, dabei steckte sehr viel Arbeit hinter den Resultaten. Deshalb haben wir dann auch mit diesem Ritual aufgehört.

Vermissen Sie nicht ab und zu die Streitgespräche und Provokationen mit Ihrem ehemaligen Trainerkollegen Carlo Weis?
Überhaupt nicht. Unser Verhältnis hat sehr gelitten. Er hat Aussagen gegen die UNA Strassen und mich getätigt, die man nicht macht, wenn man privat eigentlich gut miteinander klarkommt. Irgendwann war das Fass dann übergelaufen und auch dieses Thema war – genau wie die Torte – gegessen.

Ihr Vater Johnny sammelt alle Zeitungsartikel über Sie. Auf welchen sind Sie beide am meisten stolz?
Mittlerweile steht bei mir zu Hause ein großer Schrank, der gefüllt ist mit Ordnern voller Artikel. Ich bin meinem Vater für diese Sammlung und die Arbeit, die er in sie investiert, sehr dankbar. Das sind wertvolle Erinnerungen. Bereits sein Vater hatte eine Artikelsammlung, in der ich sehr oft stöbere. Ich lese dann Berichte über Henri Roemer und Konsorten sowie über meinen Vater, der damals Torschützenkönig war. Die schönsten Artikel über mich sind natürlich die über meine zwei Pokalsiege als Spieler, die Aufstiege mit Strassen und Etzella sowie der Cup-Erfolg im vergangenen Jahr als Trainer mit dem Racing.

Welche Artikel mochten Sie nicht?
Damals wurde über meinen bevorstehenden Wechsel nach Beggen geschrieben und das Angebot von Charleroi, das ich als 16-Jähriger ausgeschlagen habe. Ich war damals vielleicht zu ängstlich. Ich bereue es auch, nicht zum Avenir gegangen zu sein. Mit Beggen hätte ich einige Meistertitel holen können. Auch die Berichte über die verlorenen Endspiele lese ich nicht so gerne.

Sagt Ihnen Ihre Freundin ab und zu, dass Ihr Benehmen auf dem Platz nicht angepasst ist?
Erst am vergangenen Mittwoch nach der 0:1-Niederlage gegen Jeunesse hat sie mich wieder darauf hingewiesen. Ich habe mal wieder die Nerven verloren. Ich bin ein Gefühlsmensch und oft sind die Emotionen zu stark. Das war als Trainer noch schlimmer. Damals wollte ich während zwei Tagen mit keinem reden. An meiner Freundin lasse ich diesen Frust jedoch nicht aus und die emotionalen Ausbrüche bereue ich auch sehr schnell.

Karine Reuter ist die einzige Präsidentin in der BGL Ligue. Spürt man den weiblichen Einfluss beim Racing?
Bei manchen Entscheidungen hat sie einfach diese weibliche Intuition und ein anderes Gespür. Oft macht sie mir dann die Bemerkungen: „Ich habe es dir doch gesagt …“ Die rosa Trikots des Racing waren jedoch nicht ihre Idee. Die hat damals Philippe Ciancanelli, mein Vorgänger als Sportdirektor, eingeführt. Ich finde die Trikots mittlerweile sehr schön. Auch Juventus Turin hat bereits in Rosa gespielt.

Wie ist es, für einen Verein zu arbeiten, der nicht so viele Sympathien besitzt?
Die Vergangenheit unter dem ehemaligen Präsidenten Daniel Masoni hat ihre Spuren hinterlassen. Das Image wurde geschädigt und die Jugendarbeit vernachlässigt. Aber wir befinden uns wieder auf dem Weg zu einem normalen Klub.