Als Jeff Strasser und sein Pressesprecher emotional wurden

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Stefan Roßkopf darf man getrost als Prototypen eines FCK-Fans bezeichnen – im positiven Sinn. Er fällt auf mit seinen beiden Ohrsteckern, hat als Fan seit 1990 Höhen und Tiefen miterlebt. Und der heutige Pressesprecher des FCK hat im Jahr 2000 auf eine eher unkonventionelle Art und Weise Bekanntschaft mit Jeff Strasser gemacht.

Von unserem Korrespondenten Christophe Junker

Sein Bekanntheitsgrad auf dem „Betze“ war und ist hoch. Denn Stefan Roßkopf verkörpert(e) alles, was einen Anhänger der „Roten Teufel“ ausmacht.

Dauerkartenbesitzer in der Westkurve, natürlich! Sogar immer noch: „Ich bin ein sehr großer Fan des 1. FCK. Ich hatte das Glück, hier zwei deutsche Meisterschaften mitzufeiern, zwei Pokalsiege, Europapokalschlachten, alles. Die Dauerkarte habe ich seit 1990; die habe ich heute noch, obwohl ich sie nicht brauche. Die gebe ich nicht her. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit“, stellt Roßkopf gleich klar.

Stefan Roßkopf

Nach und nach machte er sich (s)einen Namen. Als Mitarbeiter bzw. Herausgeber der Fanzines (englisches Kofferwort aus „Fan“ und „Magazine“) „In Teufels Namen“, „match live“ und „Westside Story“. Er ist zudem einer der Gründer des Fanclubs „Generation Luzifer“.

So kam eins zum anderen. 2003 nahm er als damals 27-Jähriger die Position des Fanbetreuers beim 1. FC Kaiserslautern ein. Seit 2014 ist er Leiter Medien und Kommunikation/Pressesprecher des FCK. In dieser Zeit hat er bereits so einige Trainer der Presse und Öffentlichkeit vorgestellt: Konrad Fünfstück, Tayfun Korkut, Norbert Meier und am vergangenen 27. September Jeff Strasser. Hätte ihm das jemand vor 17 Jahren erzählt …

Sitzblockade in Dublin

Darauf angesprochen, kann niemand den immer noch aktiven Groundhopper unterbrechen: „Das mit Jeff ist schon eine spezielle Sache, eine interessante Geschichte. Wir hatten mal ein Europapokalspiel in Dublin (2000/01 in der 1. Runde des UEFA Cup bei Bohemians Dublin, d. Red.) und nach dem Spiel waren wir Fans unzufrieden und standen vor dem Mannschaftsbus“, fängt Stefan Roßkopf an und vergisst nicht, anzufügen: „Ich war immer ein sehr emotionaler Fan.“

Seine Geschichte fährt er so fort: „Wir haben den Spielern ein paar Sachen zugerufen (Roßkopf grinst). Jeff hat rausgeguckt und uns gesehen. Als Einziger kam er raus. Es gab eine etwas hitzigere Diskussion. Er mit mir, ich mit ihm. Wir haben uns die Meinung gegeigt; es war recht emotional.“

Roßkopf erzählt und erinnert sich, als sei es gestern gewesen. Doch damit nicht genug, denn: „Nach dem nächsten Spiel stand ich wieder in der Fankurve. Jeff kam zu mir, wir haben uns die Hand gegeben und kurz geredet. Ich fand’s toll, dass er so emotional reagiert hat. Das hat mir gezeigt: Dem geht es eben nicht am Arsch vorbei!“

Damit nicht genug: „Nach dem Europapokalspiel in Saloniki (in der 2. Runde, d. Red.) saß ich auf dem Zaun und er hat mir sein Trikot geschenkt. Im Europapokal-Halbfinale in Alaves – man mag’s kaum glauben – hat er mir wieder sein Trikot geschenkt und wir haben uns immer wieder mal getroffen. Ein sehr positiver Kontakt hat sich entwickelt.“

„Emotional und hart“

Zwei Jahre später aber lief Strassers Zeit auf dem Betzenberg ab. Die „Generation Luzifer“ musste was tun. „Wir konnten ihn nicht einfach so gehen lassen. Ein Statement musste her. Wir fragten uns: Was macht ihn aus? Er war emotional, hart, schonte die Gegner nicht. Er ging dahin, wo es wehtut. Und er hat nie die Klappe aufgerissen. Ein ehrlicher Arbeiter. Solche Spieler vergisst du als Fan nicht. In der Einfahrt vom Hof meiner Eltern habe ich dann ein Banner gemalt, auf dem draufstand: ‚Spieler kommen und gehen – Ein Stück Jeff bleibt immer hier.'“

Jeff Strasser wurde am 27. April 2002 mit diesem Banner verabschiedet. Danach wechselte er zum Ligakonkurrenten Borussia Mönchengladbach.

Wie er denn die Nachricht aufgenommen habe, dass Strasser neuer FCK-Trainer würde? „Ich habe mich richtig gefreut. Bereits als er sein Praktikum hier gemacht hat, war schnell klar: Oh, das ist ein Guter; fokussiert, akribisch, gradlinig. Er hat einen Plan. Er ist ein Typ, er passt hierher. Die Leute sehen in ihm, was sie heutzutage sonst manchmal vermissen, nämlich Leidenschaft und Einsatz bis zum Letzten. Jeff gibt den Leuten hier die Hoffnung zurück.“

Ein Sieg am Sonntag gegen Bielefeld und deren Trainer Jeff Saibene würde die Fans in ihrer Meinung bestärken.


Der Graf von Luxemburg

Nicht nur zu Jeff Strassers Ehren wurde ein Plakat gebastelt und hochgehalten. Auch Jeff Saibene kam im vergangenen Frühjahr in diesen Genuss. Am letzten Spieltag der 2. Bundesliga rettete er die Arminia vor dem Abstieg in die Drittklassigkeit.

Nach dem Klassenerhalt in Dresden feierten die Arminia-Fans Trainer Saibene mit einem besonderen Plakat. Die ostwestfälischen Ultras hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Oh Pardon, sind Sie der Graf von Luxemburg?“ hoch. Das war auch der Titel des 68er-Schlager-Hits der dänischen Sängerin Dorthe Kollo.