FLF-Posten / Gordon Braun: „Ich habe meine Kandidatur gestellt“

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FUSSBALL - Seit über dreieinhalb Jahren wirft der ehemalige Nationalspieler Gordon Braun in seiner Tageblatt-Kolumne „De Gord seet“ einen kritischen Blick auf das, was sich in und um den Luxemburger Fußball so tut. Nie hat der heute 33-Jährige ein Blatt vor den Mund genommen. Das sollte der Sohn des ehemaligen Profis Nico Braun auch am...

Christophe Junker

So kurz vor der Winterpause wollten wir u.a. wissen, ob ein 15:0-Sieg des F91 über Wiltz dem Luxemburger Fußball eher schadet als guttut. Im Laufe des Gesprächs gab Gordon Braun dann preis, dass er für den vakanten Posten im FLF-Verwaltungsrat kandidiert.

Tageblatt: Gordon, welches Fazit der Saison 2010/11 würdest du so kurz vor der Winterpause bislang ziehen?

Gordon Braun: „Der Titel ist längst an den F91 vergeben, das weiß jeder. Sie machen einen ‚cavalier seul‘. Wenigstens bleibt der Kampf um die Plätze zwei und drei wohl bis Saisonende spannend. Ein, zwei Mannschaften werden wohl noch aus dem Pulk der Anwärter wegfallen.“GORDON BRAUN FAKTEN

o Geboren am 25. Juli 1977

o Vater: Ex-Profi Nico Braun

o Vereine: Union, Jeunesse, F91, Jeunesse, F91

o Länderspiele/Tore: 34/1

„T“: Kann in den nächsten Jahren eine Mannschaft wie Jeunesse, die 2009/10 Meister wurde, überhaupt noch mal den Titel gewinnen?

G.B.: „Auch letztes Jahr hatte der F91 das beste Team. Jeunesse hat es verstanden, von den internen Problemen beim F91 zu profitieren. Aufgepasst, sie mussten auch ihre Spiele erst mal gewinnen. Beim 4:0-Sieg über Jeunesse war jedem klar, dass es keine Diskussionen gab, wer die beste Mannschaft hatte.“

„T“: Der F91 hat beim 15:0-Sieg gegen Wiltz Geschichte geschrieben. Wie sehr schadet solch ein Resultat dem Luxemburger Fußball?

G.B.: „Natürlich ist so ein Resultat nicht gut für den Luxemburger Fußball. Aber so was gibt es nicht nur hier. Beispiel Spanien. Auch dort hat vor Kurzem Barcelona ein Meisterschaftsspiel mit 8:0 gewonnen. Und das ist nun wirklich ein ganz anderes Niveau. Das dürfte eigentlich auch nicht vorkommen. Wir müssen sehen, wie das 15:0 zustande kam. Der F91 traf schnell zweimal, ein Wiltzer sah danach Rot und Düdelingen hat dann aus fast jeder Chance ein Tor gemacht. Solche Tage gibt’s.“

BGL Ligue künstlich aufgebläht?

„T“: Ist die BGL Ligue mit 14 Vereinen deiner Meinung nach künstlich aufgebläht?

G.B.: „Im Prinzip habe ich kein Problem mit einer 14er-Meisterschaft. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass ich lieber eine etwas abgespecktere Meisterschaft hätte. Eine Meisterschaft mit 14 Klubs wurde geschaffen, um Luxemburger Spielern eine Plattform zu bieten, um zu spielen. Schaut man sich heute um, sieht man, dass es anders läuft als damals geplant. Es gibt nicht mehr Luxemburger als zuvor. Ich weiß auch, dass wir keine 100.000 Spieler haben … Fakt ist: Wir haben keine 14 Teams, welche die Meisterschaft spannend halten können. In den letzten Jahren stiegen teils Mannschaften auf, die ganz einfach nicht das nötige Niveau hatten.“

„T“: Was würde eine Reduzierung bringen?

G.B.: „Das Niveau würde nicht unbedingt besser werden. Vielleicht wäre mehr Spannung garantiert. So plätschert eine Saison mit zwei, drei Höhepunkten pro Jahr so vor sich hin.“

„T“: Hättest du Vorschläge parat, damit es besser wird?

G.B.: „Das Problem auch bei der FLF ist, dass es alle zwei oder vier Jahre, wenn Wahlen anstehen, auch dort zugeht wie in der Politik. Was zählt ist, den Luxemburger Fußball in ein besseres Licht zu rücken. Und das geht nur, wenn die FLF und die Vereine zusammenarbeiten. Es ist mit Sicherheit nicht alles schlecht, der Stellenwert unseres Fußballs muss besser werden.“

FLF-Posten

„T“: Bei der FLF ist ein Posten im Verwaltungsrat vakant…

G.B.: „… Ich weiß, ich habe meine Kandidatur gestellt.“

„T“: Aha! Warum erst jetzt und nicht schon beim Kongress?

G.B.: „Das wollte ich nicht. Aber als der Posten frei wurde, habe ich mir das ein, zwei Tage lang durch den Kopf gehen lassen. Da ich meiner Trainer-Karriere derzeit auch aus persönlichen Gründen eine kleine Pause verordnet habe, entschloss ich mich dazu, zu kandidieren.“

„T“: Was wäre denn vom Verwaltungsratsmitglied Gordon Braun zu erwarten?

G.B.: „Wenn ich denn gewählt werden sollte, gäbe es mit Sicherheit einige Sachen, die ich intern ansprechen würde. Wie sich zu überlegen, die Nationaldivision irgendwann zu reduzieren. Oder die Jugend zu begeistern. Ich bin aber realistisch genug zu wissen, dass es schwer werden wird, gewählt zu werden.“

„T“: Warum?

G.B.: „Das hängt einerseits mit den anderen Kandidaten zusammen. Andererseits wird der eine oder andere Verein ob meines doch noch recht jungen Alters zurückschrecken. Passe ich als junger alter Spieler, wenn man so will, in den Verwaltungsrat der FLF? ‚Fir mech ass et e Versuch wäert.‘ Es kann auch schwer werden, da ich nicht dafür bekannt bin, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Es wird schwer, aber an Tatendrang fehlt es mir nicht.“

„T“: Könnte dir deine Präsenz im Fernsehen oder deine Kolumne im Tageblatt zum Verhängnis werden?

G.B.: „Das könnte mir in der Tat zum Verhängnis werden. Einige finden meine Ideen gut, andere nicht. Aber warum sollte ich es nicht versuchen?“ 

Verwaltungsrat: 3 Kandidaturen

Nach dem Rücktritt des unterlegenen FLF-Präsidentschaftskandidaten Yves Bourgnon ist ein Platz im Verwaltungsrat des Luxemburger Fußballverbandes vakant. Bis heute hatten die Interessierten Zeit, um via eingeschriebenen Brief ihre Kandidatur bei der FLF einzureichen. Bis gestern waren es drei Kandidaten, die für den Platz im CA kandidieren. Via Briefwahl entscheiden die Luxemburger Klubs, wer das Mandat bis zum FLF-Kongress 2012 ausüben darf.

CJ