Die Renaissance der Beforter Ritter – Zu Besuch beim ältesten Eishockey-Verein Luxemburgs

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Eishockey ist in Luxemburg definitiv eine Randsportart. In Befort ist es allerdings anders. Zum einen, weil es keinen Fußball- oder Basketballverein gibt, zum anderen, weil der IHC Befort große Anstrengungen unternimmt, um die Jugend zu fördern. Zu Besuch bei einem Verein, der durch den Einsatz von einigen freiwilligen Helfern in den letzten Jahren eine außerordentliche Entwicklung durchgemacht hat.

Trotz langer Sommerpause liegt in der Umkleidekabine der Beforter Eisbahn immer noch ein modriger Geruch in der Luft. „Dieses Muffige aus Schweiß und Nässe wird man nicht mehr los, es steckt in der Ausrüstung der Spieler fest“, sagt Jean-Marie Funk. Was für Außenstehende eher als unangenehm wahrgenommen wird, verbindet der Vizepräsident des Beforter Eishockeyklubs mit dem Start in die neue Saison. Die Vorfreude auf die Spielzeit steht ihm sowie der ganzen Mannschaft ins Gesicht geschrieben.

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Das erste Meisterschaftsspiel sollte eigentlich bereits am vergangenen Wochenende stattfinden, wurde dann aber in den März verlegt. So dürfen die Knights die Saison am kommenden Samstag vor heimischem Publikum gegen HYC Herentals 2 eröffnen. Die erste Mannschaft des IHC Befort spielt nun ihre dritte Saison in der ersten belgischen Division. Darüber gibt es noch eine BeNe-Liga, doch die Teams spielen bereits semiprofessionell, und das ist für die Beforter dann allein schon vom Aufwand her nicht mehr zu stemmen.

Gleich auf Platz 2

In der ersten Spielzeit belegten die Knights, wie das Team nun heißt, sofort Platz zwei. „Ich denke, die haben uns unterschätzt“, sagt Carlo Welter, Präsident des IHC Befort, und kann sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Letzte Saison sprang Platz fünf heraus. In dieser Spielzeit wollen die Beforter wieder ganz oben ein Wörtchen mitreden.

Eishockey hat mittlerweile eine knapp 50-jährige Tradition in Befort. „1969 wurde die Eisbahn eingeweiht, im gleichen Jahr wurde der Eishockeyklub gegründet“, erklärt Carlo Welter, Jahrgang 1952, dessen Vater den Verein mitgegründet hat. Heute spielt sein Sohn in der ersten Mannschaft. „Und die nächste Generation rückt schon nach“, freut sich der Präsident und nimmt seinen Enkel auf den Schoß. „Er hat jetzt mit dreieinhalb Jahren seine erste NHL-Mannschaft spielen sehen. Wir waren in Köln, wo die Edmonton Oilers gegen die Kölner Haie gespielt haben.“

Selbstangefertigte Ausrüstung

Welter hat natürlich auch selbst Eishockey gespielt, als Mittelstürmer. Damals haben sie sich die Ausrüstung noch selbst zusammengebastelt. „Mein Bruder war Goalie. Ihm haben wir sogar seine Maske selbst angefertigt“, erinnert sich Carlo Welter, während die erste Mannschaft gerade auf dem Eis trainiert.

Es ist die erste Trainingseinheit der Saison für die Knights. Das Eis ist gerade erst fertig geworden, genau wie die neuen Trikots mitsamt neuem Logo – das übrigens stark an jenes der berühmten Anaheim Mighty Ducks erinnert. Dem ältesten Eishockeyklub des Landes wurde vor einigen Jahren wieder neues Leben eingehaucht. Zuvor war Befort in keiner Meisterschaft mehr vertreten. „Damals haben viele Spieler – auch ich selbst – den Verein verlassen“, erinnert sich Jean-Marie Funk. „Wir wechselten in die Stadt.“

Sportliche Rivalität

In der „Stadt“ spielt der Tornado, der größte Eishockeyklub des Landes und auch der einzige neben Befort. Früher gab es auch mal in Hosingen und Remich einen Verein. Wenn in der Beforter Buvette vom Tornado die Rede ist, wird fast ausschließlich von den „Stater“ gesprochen. Präsident und Vizepräsident machen auch keinen Hehl aus der Rivalität, die zwischen den beiden Vereinen besteht. „Es ist nicht so, dass wir ein schlechtes Verhältnis hätten. Aber natürlich besteht eine Rivalität“, sagt Carlo Welter. „Wir werden für die immer die Dummköpfe von Befort sein und sie für uns immer die Dummköpfe aus der Stadt“, fügt Jean-Marie Funk noch lachend hinzu.

Womöglich ist die Konkurrenz zwischen zwei Teams umso größer, wenn es die zwei einzigen Vereine einer Sportart in einem Land sind. Außerdem lebt der Sport von einem gesunden Konkurrenzkampf. „Es ist doch nur logisch, dass eine Rivalität besteht. Immerhin haben wir fast alle zuvor in der Stadt gespielt“, begründet Eric Wambach, einer der Beforter Spieler und gleichzeitig Kassenwart des Vereins. Er hat das Eishockeyspielen aber weder in Befort noch beim Tornado erlernt, sondern in Remich, als es da noch eine Eisbahn gab. Einer seiner Teamkollegen damals war ein gewisser Andy Schleck. Der hat sich später dann doch für eine andere Sportart entschieden.

Carlo Welter (l.) und Jean-Marie Funk verfolgen das Training der Knights

Tennisball anstelle des Pucks

Wambach, den es nach seiner Zeit in Remich zum Tornado zog, erinnert sich auch noch an seine ersten Spiele in der Jugend gegen Befort. „Damals gab es noch kein Dach über der Eisbahn. Wir mussten manchmal mit einem Tennisball anstatt eines Pucks spielen, weil das Wasser auf dem Eis stand.“ 2011 wurde dann ein Zeltdach über der Eisbahn angebracht. Auch das Verhältnis zwischen Verein und Gemeindesyndikat, dem Betreiber der Eisbahn, hat sich über die Jahre stark verbessert.

In früheren Jahren war es nicht immer so einfach. Man beklagte die zu knappe Eiszeit, die dem Verein gewährt wurde. „Heute können wir uns wirklich nicht beklagen. Es hat sich eine sehr gute und positive Zusammenarbeit entwickelt“, so Welter. Und heute benötigt der Verein über die Woche auch viel Eiszeit. Rund 50 Jugendspieler hat der Verein inzwischen.

Eishockey und Judo

Neben dem Eishockeyverein gibt es noch einen erfolgreichen Judoklub in Befort. Zu den derzeitigen Aushängeschildern zählen unter anderem die Mosr-Zwillinge Anetta und Klara. Deren Bruder und Vater spielen ihrerseits bei den Knights, genau wie die Brüder eines anderen nationalen Judovereins. „Natürlich profitieren wir davon, dass es in Befort keinen Fußball, Basketball oder Handball gibt“, weiß auch der Präsident.

Doch gerade weil es nicht viele Sportvereine im Dorf gibt, ist man sich seiner Verantwortung bewusst. „Da Eishockey mit hohen Materialkosten verbunden ist, stellen wir den Jugendspielern alles zur Verfügung, was sie benötigen. Immerhin wollen Kinder oft mehrere Sportarten ausprobieren, und da ist es nur normal, dass die Eltern nicht gleich eine komplette Ausrüstung kaufen wollen“, sagt Welter. Außerdem erhalten die Mitglieder der Knights eine Jahreskarte für die Eisbahn. Sowohl die Jugend, wie auch die erste Mannschaft wird seit dieser Spielzeit vom US-Amerikaner John Bierchen trainiert, dessen Urgroßeltern aus Luxemburg stammen.

Jugendförderung

Man merkt gleich, dass den Verantwortlichen die Jugendförderung besonders am Herzen liegt. Immerhin kann nur so das langfristige Überleben des Vereins gesichert werden. Für eine erfolgreiche Jugendarbeit ist aber auch eine erste Mannschaft von Bedeutung, in der im Übrigen kein einziger Spieler bezahlt wird. Der Nachwuchs braucht schließlich Vorbilder, zu denen er aufblicken kann.

Das scheint momentan in Befort recht gut zu funktionieren und liegt wohl nicht zuletzt daran, dass sich die Spieler auch mit dem Verein identifizieren. Einige aus der ersten Mannschaft sind zugleich im Vorstand vertreten. „Das bringt dann aber auch mit sich, dass wir bei Heimspielen zusätzliche freiwillige Helfer benötigen, da ein Teil unseres Vorstandes auf dem Eis steht“, so Jean-Marie Funk. Sorgen, von denen andere Vereine nur träumen können.