Der Technische Direktor des nationalen Badmintonverbandes: „Der eingeschlagene Weg ist der richtige“

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Seit Januar 2017 ist Frédéric Mawet Technischer Direktor des Luxemburgischen Badmintonverbandes. Im Gespräch mit dem Tageblatt reagierte der Belgier unter anderem auf die unterschiedlichen Kritikpunkte, die seither immer wieder aufkeimen.

Von Ronny Sadler

Tageblatt: Herr Mawet, Beschreiben Sie kurz die ersten Veränderungen, die Sie in der Feluba („Fédération luxembourgeoise de badminton“) vorgenommen haben.
Frédéric Mawet: Wir haben zunächst die Pyramide in den Nationalkadern umkehren müssen. Es gab zu viele Aktive in den Alterskategorien der U15 bis U19, derweil die Basis zu schwach besetzt war. Es ist gelungen, die Trainingsbedingungen der Jüngsten (U9 bis U13) zu verbessern, die Basis zu stärken. Da mehrere Trainer zur Verfügung stehen, können die Einheiten intensiviert und spezifischer gestaltet werden.

Nationaltrainer Hargiono konzentriert sich auf die Senioren und die U19, Adrien Guignard kümmert sich mit Edwin Ekiring, Olga Konon und Quentin Gaspard um die U11 bis U15, während Maurice Niesner und ich die U17 betreuen. Neue Talente werden beim neu geschaffenen Regionaltraining (acht Mal pro Jahr, d. Red.) entdeckt. Geplant sind 2019 zehn Sichtungen sowie einige zusätzliche, intensive Lehrgänge. Mit Robert Mann konnte zudem erstmals ein Luxemburger in die Top 200 der Welt begleitet werden. Er und Mattias Sonderskov haben den Sprung in die COSL-Kader geschafft.

Wie reagieren Sie auf den Wunsch der Vereine, die Kaderspieler ein- bis zweimal pro Woche im Klubtraining dabei zu haben, da ansonsten die Identifikation mit dem Verein verloren geht?
Jugendliche bis 14 oder 15 Jahre können durchaus im Klub trainieren. Danach steigern wir die Qualität des Trainings nochmals, die Einheiten werden spezifischer, individueller und intensiver auf den Spieler angepasst. Ab da sollten keine Einheiten im Kader verpasst werden. Ich bin allerdings bereit – begrenzt, in bestimmten Phasen des Jahres –, den Spielern die Freiheit zu lassen, in ihren Klubs zu trainieren.

Wie viele Spieler besuchen zurzeit das Sportlyçée und wie oft wird trainiert?
Das sind aktuell zehn Spieler, sie trainieren zweimal täglich, außer am Montagmorgen, und kommen insgesamt auf 18 Stunden pro Woche.

Sie arbeiten persönlich mit den öffentlichen Anlaufstellen zusammen. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit den verschiedenen Ansprechpartnern?
Die Reaktionen sind sehr positiv, da wir ein klar definiertes, seriöses Projekt vorlegen. Wir haben Toptrainer eingestellt, wir möchten den Badmintonsport in sämtlichen Facetten fördern, positiver gestalten. Dazu gehört sowohl der Leistungs- wie auch der Freizeit- und Breitensport. Auf Letzteres zielt zum Beispiel unser kürzlich vorgestelltes Projekt ab, das vorsieht, die vielen „Hobbyvereine“ einzuspannen und auch ihnen Veranstaltungen anzubieten.

Ebenso sollen Organisationen, in denen eine Badminton-Sektion besteht, mit ins Boot genommen werden. Und glauben Sie mir, sowohl das Ministerium wie auch Heinz Thews (Technischer Direktor des nationalen Olympischen Komitees, d. Red.) oder das LIHPS (Luxembourg Institute for High Performance in Sports, d. Red.) sind erfreut, uns beim Umsetzen dieser Ideen zu helfen.

Wie sehen Sie die bisherige und weitere Entwicklung von Robert Mann und welcher Jugendspieler ist Ihrer Meinung nach am ehesten geeignet, einen ähnlichen Weg einzuschlagen?
Seine Entwicklung ist absolut positiv. Robert arbeitet professionell und hat das Ziel Tokio 2020 vor Augen, wohlwissend um die Schwere der Aufgabe, denn er müsste in etwa auf Weltranglistenposition 80 vorspringen. Er hat es bisher gut gemacht, aber 2019 werden etliche Topspieler versuchen, sich noch auf den letzten Drücker zu qualifizieren. Doch die Olympischen Spiele sind nicht das einzige Ziel, zunächst strebt er die Europaspiele im Juni in Minsk an.

Von den jetzigen Jugendspielern haben einige das Potenzial, besser als die jetzigen Seniorenspieler zu werden.

Neben dem Sportlichen bewegt sich auch administrativ so manches …
Das stimmt. In den nächsten zwei Monaten sollten die letzten finanziellen Fragen geklärt sein. Wir haben Anträge eingereicht, dass mein Gehalt komplett von staatlichen Gremien übernommen wird (bisher 50 Prozent, d. Red.). Adrien Guignard und eine administrative Mitarbeiterin (im Prinzip Claudine Parisot, d. Red.) sollen für jeweils 20 Stunden eingestellt werden. Sie sehen, auch hier sind wir dabei, die nötigen Strukturen zu schaffen.

Wie reagieren Sie auf die verschiedenen Kritikpunkte gegenüber Ihrer Arbeit? Etliche ehemalige Kaderspieler stehen schließlich nicht mehr zur Verfügung …
Kritik ist völlig normal, wenn man plötzlich seine Komfortzone verlassen soll. Mit wenigen Spielern haben wir nicht mehr geplant, andere haben selbst entschieden, aufzuhören. Unsere Anforderungen deckten sich nicht mit ihren Erwartungen, mit ihrem Werdegang, mit ihrem Berufsleben, was ich durchaus verstehen kann. Dennoch: Der eingeleitete Mentalitätswechsel ist für eine Weiterentwicklung unumgänglich. Vorbild könnte da Spanien sein: Bei nur 5.000 Aktiven haben sie mit Carolina Marin eine Europa-, Welt- und Olympiasiegerin hervorgebracht. In enger Zusammenarbeit mit den Klubs hat der Verband Trainingszentren (z.B. in Madrid und Huelva, d. Red.) mit Topbedingungen geschaffen. Auch für ein kleines Land ist also vieles möglich.

Es wurde auch kritisiert, dass Spieler einen finanziellen Beitrag leisten müssen (50 Prozent der Turnierkosten sowie einen Jahresbeitrag, d. Red.). Erstens ist das anders nicht zu bewältigen, und zweitens sind die Beiträge im Vergleich zu anderen Sportarten doch eher gering. Wenn wir in Zukunft einen „großen“ Sponsor finden sollten, wird sich dies ändern.


Zur Person

Der am 30. Juli 1977 geborene Frédéric Mawet war auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Nummer 22 der Welt im Herrendoppel. Zusammen mit Wouter Claes gewann er acht belgische Meisterschaften und nahm an den Weltmeisterschaften 2001 und 2003 teil. Der zweifache Familienvater wohnt zurzeit in der Nähe von Lüttich, da seine Ehefrau dort berufstätig ist.

Als Trainer brachte er die belgischen Geschwister Yuhan und Lianne Tan zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.