MotorsportClément Seyler über seinen Sieg im GT4-Championnat – und die Rolle der Familie

Motorsport / Clément Seyler über seinen Sieg im GT4-Championnat – und die Rolle der Familie
Clément Seyler im Aston Martin Vantage GT4 des belgischen Street-Art-Racing-Teams (Foto: privat)

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Wenn man von Luxemburgern im internationalen Motorsport spricht, dann fällt den meisten spontan nur der Name Dylan Pereira ein. Er ist aber nicht der Einzige. Der 20-jährige Clément Seyler absolvierte 2019 im neuen GT4-Championat eine sehr erfolgreiche Saison.

Clément Seyler stammt aus einer Auto- und Autosport-begeisterten Familie. Großvater Albert machte sein Vermögen mit einem Autoteile-Betrieb auf Windhof. Mutter Ombeline bestritt schon vor gut 25 Jahren die Paris-Dakar und Vater Antoine ist im internationalen Rennsportmilieu bekannt wie ein bunter Hund. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Junior im Automobilsport aktiv werden würde.  

Die GT4 European Series fand 2019 zum ersten Mal statt. Sie gilt als Vorbereitungsstufe zu den ebenfalls von SRO (eine Organisation, die sich mit der Promotion von Rennserien beschäftigt) ausgetragenen GT3-Serien: Blancpain GT Series und Intercontinental GT Challenge.

In der GT4-Serie gibt es drei separate Klassierungen: den Silver Cup, den Pro-Am Cup und den AM Cup. Wer wo startet, hängt vom Status des Piloten ab. Die insgesamt zwölf Rennen fanden zumeist im Rahmen der Blancpain GT Series (GT3) auf den bekanntesten europäischen Rennstrecken wie Monza, Zandvoort, Nürburgring und Brands Hatch statt. Die Serie ist von der FIA als internationales Championat anerkannt, an dem eine Vielfalt verschiedener Hersteller teilnehmen, so z.B.  Aston Martin Vantage, Audi R8 LMS, BMW M4, Mercedes-AMG und Porsche 718 Cayman MR, um nur einige zu nennen. 

Clément Seyler bestritt dieses Championat zum ersten Mal, dies in einem neuen Aston Martin Vantage des belgischen Street-Art-Racing-Teams und zusammen mit seinem schweizerischen Teamkollegen Pascal Bachmann. Wir unterhielten uns mit dem für sein junges Alter sehr reifen Rennfahrer.

Tageblatt: Clément, sind Sie eigentlich von sich aus zum Automobilsport gestoßen, oder hat Sie Ihr rennsportbesessener Vater dazu ermutigt?

Clément Seyler: Mein Vater hat mich schon beeinflusst. Er hat mir meinen ersten Kart gekauft, mit dem ich dann auf der Kartingpiste in Monnerich meine ersten Schritte in Sachen Motorsport machte. Bis vor einem guten Jahr bin ich ausschließlich Kart gefahren. Erst 2018 bestritt ich meine ersten fünf Autorennen, um für 2019 eine Rennfahrerlizenz zu erhalten. 

Familie Seyler ist sehr eng mit Autos und Automobilsport verbunden, vereinfacht dies Ihren Weg im internationalen Motorsport?

Die Tatsache, dass mein Vater über so viele Kontakte verfügt, vereinfacht das Ganze schon ungemein. Wenn ich etwas benötige, dann weiß er sofort, an wen es sich zu wenden gilt. Mein Großvater unterstützt mich auch finanziell, was im Motorsport sehr wichtig ist. Obschon meine Familie eigentlich nur bei einem Rennen letztes Jahr vor Ort war, steht sie voll hinter mir und unterstützt mich. Meine Geschwister sind allerdings nicht aktiv. Mein großer Bruder meinte vor kurzem: „Werde du Rennfahrer und ich werde dann dein Manager sein.“

2019 war Ihre erste Saison im Automobilsport, nachdem Sie bislang nur mit dem Kart unterwegs waren. Es reichte sofort zum Titelgewinn. Hat Sie dieser Erfolg überrascht?

Das ist schon beeindruckend. Ganz verrückt, in meinem ersten Jahr im Automobilsport gleich den Titel in der europäischen GT4-Amateurklasse zu schaffen. Mein 54-jähriger Teamkollege Pascal Bachmann und ich haben uns gleich sehr gut verstanden und wir hatten eine perfekte Saison mit neun Podiumsplätzen, davon zwei Siege (Anm. d. Red.: in zwölf Rennen). Als Sahnehäubchen meiner Saison kam noch hinzu, dass ich anlässlich der SRO-Preisverleihung erfuhr, dass ich als Vertreter der GT4-Kategorie zum Botschafter auf Lebenszeit der Sean-Edwards-Foundation ernannt wurde. Es ist wirklich fantastisch, in meinem jungen Alter eine Stiftung vertreten zu dürfen, die sich so aktiv für die Sicherheit im Automobilsport einsetzt. Ich bin der Stiftung und Seans Mutter sehr dankbar. Sie hat mir anvertraut, dass sie in mir viel Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Sohn sieht (Anm. d. Red.: Sean Edwards ist der Sohn des früheren Formel-1-Fahrers Guy Edwards. Er verstarb 2013 als Beifahrer bei einem Unfall während eines Rennfahrertrainings im australischen Queensland Raceway.).  

2019 haben Sie in Frankreich Ihr Abitur gemacht. Wie bringen Sie eigentlich Studium und Autosport unter einen Hut?

Ab September war ich in Paris an der Uni eingeschrieben. Nach gut drei Monaten habe ich mich jedoch dazu entschieden, beim Studium eine Pause einzulegen und mich über die nächsten zwei bis drei Jahre voll auf den Rennsport zu konzentrieren. Es ist unmöglich, 100 Prozent in der Schule und auf der Strecke zu geben. Dies ist jedoch vonnöten, um erfolgreich zu sein. Mein Hauptziel ist es, professioneller Rennfahrer zu werden. Wenn mir dies kurzfristig nicht gelingen sollte, dann werde ich mein Studium erneut aufnehmen und den Rennsport als Hobby weiter betreiben.

Sie hatten immer schon berühmte Driver-Coaches an Ihrer Seite wie z.B. Le-Mans-Sieger Stéphane Ortelli und letztes Jahr bei Aston Martin den belgischen Werksfahrer Maxime Martin. Welche Erfahrungen haben Sie mit ihnen gesammelt?

Maxime Martin hat meine Aktivitäten die ganze Saison über sehr nahe verfolgt. Er war neben Darren Turner auch einer meiner vier Instruktoren an der Aston-Martin-Driver-Academy. Auch der Rennfahrlegende Henri Pescarolo habe ich sehr viel zu verdanken. Mit ihm habe ich sehr viel diskutiert und er hat mir viele Tipps gegeben, insbesondere was die Ausrichtung meiner Karriere betrifft. Unter anderem hat er mir geraten, auf Formel-Autos umzusteigen. Training, sowohl physisch wie auch mental, ist für einen Rennfahrer von großer Bedeutung, deshalb nehme ich auch viermal im Jahr an einem Coaching über eine Woche bei 3-2-1-Perform, einem „Driver Performance Training Center“ in den französischen Pyrenäen, teil. Hier trainieren unter anderem auch die französischen Stars Sébastien Ogier, Pierre Gasly und Esteban Ocon.

Wie kam es eigentlich, dass Sie 2019 bei Aston Martin gefahren sind?

Den ersten Kontakt hat ein Freund der Familie, der mal bei Luxembourg Air Rescue gearbeitet hat, hergestellt. Air Rescue arbeitet zusammen mit Jetcraft und Jetcraft ist der Sponsor des belgischen Aston-Martin-Teams Street Art Racing und dessen Hobby-Rennfahrers Pascal Bachmann aus der Schweiz. Nach dem ersten Kontakt stellten wir fest, dass die Chemie stimmte und so wurden wir uns sehr schnell für die Saison 2019 einig.

2019 waren Sie einer der Teilnehmer an der Aston-Martin-Young-Drivers-Academy. Welche Erfahrungen haben Sie dort gesammelt? 

Ich war einer der 23 Fahrer der Akademie. In dieser haben wir über das ganze Jahr ein strammes Programm in Sachen Simulator-, Fahr-, Sport- und Mentaltraining absolviert. Wir wurden aber auch in PR und Umgang mit den Medien geschult. Ich bin am Schluss unter die ersten drei gekommen. Gewonnen hat ein Engländer, der nun bei Aston Martin Junior-Werksfahrer ist. Ob ich 2020 erneut an der Akademie teilnehmen werde, steht noch nicht fest, da ich noch nicht weiß, wie 2020 mein Programm aussehen wird und ob ich noch bei Aston Martin fahren werde.

Wie hoch sind die Kosten einer GT4-Saison und welchen Betrag müssen Sie als Fahrer selbst aufbringen?

Ein Fahrer muss zwischen 150.000 und 180.000 Euro mit ins Team bringen, um eine GT4-Saison bestreiten zu können. Dazu kommen dann noch alle Reise- und Unterkunftsspesen. Die Kosten für das Coaching und Management müssen auch aus eigener Tasche gestemmt werden. Da kommt schon eine schöne Summe zusammen.

Wie sieht es mit Sponsoren aus Luxemburg aus?

Sponsoren hier in Luxemburg zu finden ist nicht so einfach, dennoch gab es einige kleine Geldgeber, die mich in meiner Debütsaison unterstützt haben und denen ich natürlich für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung herzlich danke. Hauptsponsor des Teams war Jetcraft. Mein persönlicher Hauptsponsor war aber mein Großvater.

Was steht 2020 auf Ihrem Rennfahrerprogramm?

Was die Zukunft betrifft, so bin ich zurzeit offen für alle Rennsportserien, ob dies nun in einem geschlossenen Rennwagen (GT oder Tourenwagen) oder in einem Formelauto ist. Ich habe verschiedene Offerten sowohl von neuen Teams als auch vom Street Art Racing Team. Zurzeit bin ich aber vor allem auf der Suche nach Sponsorengeldern, und dies erweist sich als schwieriger als erwartet.

Clément Seyler (r.) und sein Coach Maxime Martin, einer der Aston-Martin-Werksfahrer
Clément Seyler (r.) und sein Coach Maxime Martin, einer der Aston-Martin-Werksfahrer  Foto: FeNic
josy mersch junior
29. Januar 2020 - 16.35

Und das als Uni Student in Paris ! Der junge Mann aus Goetzingen beweist dass er vielleicht im Automobil Sport ein grosses Zukunfstalent sein könnte ! Wird meiner Meinung nach bis jetzt weder im "Ländchen" noch in der Gemeinde Koerich so wahrgenommen. Allez Clément ! Fahr solange es Spass macht !