Für eine Überraschung sorgen

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Für die Résidence Walferdingen lief die Saison 2017/18 bisher absolut nicht wie erhofft. Die Qualifikation schloss das Team um Kapitän Max Schmit auf dem vorletzten Tabellenplatz ab und muss ab Februar folglich um den Klassenerhalt kämpfen. Am Sonntag hat man nun die Chance, im Halbfinale gegen die Etzella die Saison wenigstens noch halbwegs zu retten.

„Nicht einfach“, so bezeichnet Coach Erny Gruskovnjak, der im November das Traineramt von Rainer Kloss übernahm, die letzten Wochen. Für Walferdingen ging es um die Qualifikation fürs Titel-Play-off, doch noch vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im neuen Jahr musste das Team im Training den tödlichen Zusammenbruch seines ehemaligen Profi-Spielers Oladapo Ayuba miterleben. Unter diesen Umständen war es für die junge Mannschaft schwer, sich rein auf das Sportliche zu konzentrieren. Hinzu kam die Unbespielbarkeit der eigenen Halle, deren Parkett durch ein Leck im Dach einen Wasserschaden genommen hatte. Seitdem bestreitet man die Heimspiele in Heffingen.

So kam es, dass die Résidence wegen Spielabsagen im Januar innerhalb von nur 15 Tagen sechs Spiele bestreiten musste, was immerhin ein Drittel der gesamten Qualifikationsphase ist. „Es ist schwer, das alles zu resümieren“, meinte Gruskovnjak. „Der tragische Zwischenfall im Training war enorm heftig, man wünscht keinem, so etwas jemals miterleben zu müssen. Dies zu verarbeiten ist eine andere Sache. Man sagt sich immer, irgendwie wird es schon gehen, doch im Endeffekt merkt man, dass es bei weitem doch nicht so einfach ist. Die Probleme mit der Halle stellen zudem einen enormen Aufwand dar. Man muss Trainingsmöglichkeiten finden, was nicht so einfach ist. Noch einmal ein großes Dankeschön an Heffingen, wo wir die Heimspiele austragen dürfen. Doch trotzdem ist es nicht unsere Halle.“

„Spielplan ist eine Katastrophe“

Über den Spielplan hat der 48-jährige Trainer ebenfalls seine Meinung: „Für mich ist er eine Katstrophe. Es kann immer mal etwas passieren, so dass Spiele verlegt oder nachgeholt werden müssen. Doch der Terminkalender lässt das nicht wirklich zu. Am Sonntag spielen wir unser drittes Spiel innerhalb von drei Wochen, das ist verrückt. Man darf nicht vergessen, dass wir nicht nur morgens zuhause herumsitzen und darauf warten, abends spielen zu dürfen. Einige Spieler stehen um 5 Uhr auf, um arbeiten zu fahren. Im Amateurbereich ist das einfach nicht zu verkraften. Kein Wunder, dass bei einigen die Batterien einfach platt waren. Man muss sich in Zukunft wirklich Gedanken hierzu machen.“

Am Ende verpasste die Résidence die Qualifikation für die Titelgruppe deutlich. Am vergangenen Sonntag unterlag man sogar gegen den direkten Konkurrenten Racing (85:87) und rutschte in der Tabelle auf den vorletzten Platz ab. So befindet sich in Walferdingen seit der letzten Woche mit Chris Flemmings ein neuer Profi-Spieler im Probetraining (siehe unten). „Jalen Nesbitt erfüllte in der Qualifikation nicht immer unsere Erwartungen. Wir befinden uns im Moment in einer schwierigen Situation und auch für ihn ist es nicht einfach, wenn zwei Spieler den ganzen Laden schmeißen müssen. Wir wussten, dass er nicht der 30-Punkte-Werfer ist. Die Zahnräder müssen einfach ineinander greifen. Ich dachte, dass uns der Sieg im Pokalviertelfinale gegen Bartringen vielleicht einen neuen Aufschwung bringen würde. Doch uns fehlte in dieser Saison bisher einfach die nötige Konstanz. So erhoffen wir uns von Flemmings neue Impulse, dass er dem Team einfach mehr helfen kann. Ich bin mir in dieser Hinsicht natürlich auch bewusst, dass er für einen Einsatz im Pokalhalbfinale eine sehr kurze Eingewöhnungszeit hatte.“

Überraschungscoup

Vor zwei Jahren erlebte man bei der Résidence bereits eine ähnliche Situation. Vor dem Pokalhalbfinale waren sie in die Abstiegsgruppe verbannt, in der Coque warfen sie dann jedoch den haushohen Favoriten Steinsel nach einer unvergesslichen Aufholjagd mit 86:75 aus dem Wettbewerb. Auf dem Parkett standen damals neben Kapitän Max Schmit auch bereits Kevin Moura, Oli Vujakovic und Vic Heuschling. Natürlich hätte auch Gruskovnjak nichts gegen einen erneuten Überraschungscoup: „Die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass man die Momente genießen muss, so wie sie gerade kommen. Ich freue mich für den Verein, dass wir im Halbfinale stehen. Endlich konnten wir auch wieder eine komplette Woche über trainieren. Es wäre toll, wenn wir durch so ein Spiel ein Momentum entwickeln könnten. Doch die Situation ist anders als vor zwei Jahren. Das Team muss lernen, an sich zu glauben, gemeinsam zu kämpfen und nicht die Köpfe hängen zu lassen, sobald etwas nicht rundläuft. Natürlich denken die Jungs an die damalige Partie gegen Steinsel, ein Moment, den sie gemeinsam auf dem Parkett mit Ayuba erlebten. Es ist schwierig zu sagen, wie jeder Einzelne hiermit umgehen wird. Es kann einem natürlich auch einen ‚Push‘ geben, spielerisch auf diesen Moment aufzubauen.“

Eine einfache Partie wird das Halbfinale jedenfalls nicht, für den Gegner aus Ettelbrück findet Gruskovnjak auch nur lobende Worte: „Ettelbrück ist für mich momentan die stärkste Mannschaft des Landes. Sie erlebten zuletzt eine beeindruckende Siegesserie, besitzen mächtig Selbstvertrauen. Mein erstes Spiel mit Walferdingen bestritten wir gegen die Etzella. Mit ihrem aggressiven und schnellen Spiel nach vorne haben sie uns phasenweise überrannt. Nach dem Rücktritt von Nelson agieren sie noch mehr als Kollektiv, so können sie diese wichtige Energie, die er aufs Parkett brachte, kompensieren. Langsam sieht man auch, was für eine Arbeit Kreso (Trainer Basic, d. Red) hier geleistet hat.“