Warten auf die Bestätigung

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Ski Alpin: COSL noch ohne Entscheidung über Olympia-Teilnahme von Matthieu Osch.

Von Pascal Gillen

Mit Matthieu Osch hat Luxemburg wieder einen Alpinen, der sich für die Olympischen Winterspiele qualifiziert hat. Durch gute Resultate in Belgien und Südafrika erreichte der 18- Jährige die vom COSL vorgesehene Norm für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. Nun steht nur noch die Bestätigung des COSL aus.

Als Matthieu Osch den letzten Winter abgeschlossen hatte, entschied er sich, im August nach Südafrika zu fahren, um dort FIS-Punkte zu sammeln. „Ich habe schon von mir erwartet, dass ich dort gute Rennen fahren würde, aber dass ich schon im August die halbe Olympia-Quali in der Tasche hätte, war nicht geplant.“

Osch realisierte zu dem Zeitpunkt, dass in Richtung Pyeongchang 2018 wirklich was drin ist und bestritt zwei Monate später die Hallenrennen in der Snow Valley in Belgien. „Ich kannte die Strecke, das war natürlich ein Vorteil, ich habe dort oft trainiert.“ Im Slalom verpasste er die Olympia-Qualifikation ganz knapp, am nächsten Tag erreichte er die Norm durch einen Sieg im Riesenslalom. „Es ist schwer zu realisieren, aber dass alles so schnell ging ist natürlich optimal.“

Zweimal unter 45 Punkten

Die Norm, die vom COSL vorgeschrieben war, lautete, zweimal unter 45 FIS-Punkte zu fahren. In Südafrika erreichte er 40,52 und in Belgien 44,47 FIS-Punkte. Diese Punkte werden ähnlich wie das Handicap beim Golf ausgerechnet. Dabei geht es unter anderem um die Länge und Schwierigkeit der Strecke, das Niveau der Gegner oder den Rückstand zum Erstplatzierten. Die besten im Weltcup haben null FIS-Punkte. Die nächsten Rennen kann Osch dann mit weniger Druck angehen, lediglich die Bestätigung vom COSL steht dem Luxemburger noch im Weg.

Trotz allem wird sich noch nicht gezielt auf Olympia vorbereitet. „Ich trainiere sowieso so viel, wie ich kann. Ich mache das Programm, das die Schule mir anbietet und warte einfach auf die Entscheidung vom COSL. Ich denke, wenn ich die Starterlaubnis habe, würde ich weniger Rennen fahren.“

Falls es also mit Olympia klappen sollte, würde Osch in Südkorea den Slalom und Riesenslalom fahren. Sportliche Erwartungen halten sich bei dem Luxemburger eher in Grenzen. „Vorne mitzufahren ist natürlich unmöglich. Ich würde mich einfach nur auf die Rennen freuen und mein Bestes geben.“

Erster Olympionike nach Speck

Seit Stefano Speck, der sich 2006 für die Olympischen Winterspiele qualifiziert hatte, aber wegen einer Verletzung nicht teilnehmen konnte, hatte sich kein luxemburgischer Skifahrer mehr für Olympia qualifizieren können. Dass es aber doch Luxemburger im Skisport gibt, beweist vor allem die Familie Osch. Matthieu stand mit drei Jahren zum ersten Mal auf Skiern. Dass es für einen Luxemburger so schnell auf die Piste geht, ist wohl verwunderlich, bei den Oschs aber eher nicht.

Matthieu mit Vater Gilles nach dem Riesenslalom bei den European Youth Olympics in Lillehammer, wo der Sportler viele Erfahrungen sammeln konnte. Foto: Editpress

Sein Vater Gilles war genau wie dessen Bruder Eric bei alpinen Weltmeisterschaften dabei. Spätestens seit der Teilnahme von Eric Osch an den Alpinen Jugend-Weltmeisterschaften 1988 prägt die Familie den luxemburgischen Skisport. 1993 traten die beiden Brüder sogar zusammen bei den Weltmeisterschaften im japanischen Morioka Shizukuishi an, wo mit Marc Girardelli gleich drei Luxemburger an den Start gingen. Genauso viele Athleten stellten damals die Verbände aus Österreich, Norwegen und der Schweiz, für die Franzosen ging sogar nur einer an den Start.

Aber auch Matthieus fünf Jahre älterer Bruder Geoffrey nahm schon an Weltmeisterschaften 2013 in Schladming und 2015 im amerikanischen Beaver Creek teil, hörte 2015 aber wegen seines Studiums mit dem Skifahren auf. „Ich bin mit meinem Onkel oft zu Skistationen gefahren, meistens nach Courchevel“, erinnert sich Matthieu zurück. Sein erstes Rennen fuhr er dann mit acht Jahren.

Erst Volleyball, dann Wintersport

Dass es aber später für eine Karriere im Skisport reichen sollte, war damals noch nicht klar. „Ich habe lange Volleyball gespielt und war auch in Jugend-Nationalteams. Aber als die Idee mit Saalfelden kam, war meine Entscheidung relativ schnell gefallen.“ Das bis dato größte Rennen fuhr Osch im Februar 2016 bei den European Youth Olympics in Lillehammer. Ein 17. Platz im Riesenslalom und ein 25. Platz im Slalom resultierten aus der Reise nach Norwegen, was letztendlich fast eher zweitrangig war. „Ich bin dorthin gefahren, um Erfahrung zu sammeln. Die ganzen Leute aus den verschiedenen Ländern, die Reise dorthin, das war schon alles toll. Nach den Rennen wusste ich aber, dass ich was ändern muss, wenn ich bei den richtigen Spielen mitfahren will.“

Als Osch zurück in Luxemburg war, setzte er sich mit dem COSL zusammen, um sich für die Zukunft zu beraten. Es entstand Kontakt zur KADA, die sich um aktive sowie inaktive Sportler kümmert, um Schule und Sport besser zu koordinieren. „Die haben mir dann das Ski-Gymnasium in Saalfelden empfohlen. Nachdem ich ein wenig überlegt hatte, entschied ich mich, diesen Schritt zu gehen.‘‘ Der Wechsel vom Sportlycée in Luxemburg auf das Bundesgymnasium und Sportrealgymnasium in Saalfelden erfolgte dann zum Anfang des Schuljahres 2016.

In Österreich findet Osch viel bessere Trainingsbedingungen vor, was sich auch in seinen Leistungen widerspiegelt. „Es hängt von der Saison ab. Im September habe ich jeden Tag bis 13 Uhr Schule und drei Mal Krafttraining.“ Ab Oktober ändert sich der Trainingsplan aber doch. Jede zweite Woche trainiert der Luxemburger vier Tage lang und hat einen Tag Schule. Die darauffolgende Woche gilt völlig dem Schulunterricht, wo aber individuell die Physis trainiert werden kann.

Training in Österreich

Ab Dezember wird das Training dann noch mal intensiviert, hinzu kommen die Rennen am Wochenende. In Österreich profitiert Osch von 40 bis 50 Schneetagen mehr als zu seiner Zeit in Luxemburg. Die Entwicklungen sind bei dem 18-Jährigen deutlich sichtbar. Während Osch am Anfang der Saison 2016/ 2017 bis auf ein paar Ausnahmen stets über 100 FIS-Punkte kassierte, stabilisierte sich dieser Wert seit April 2017 auf unter 100 FIS- Punkte. In den eineinhalb Jahren in Österreich benötigte Osch ein Paar Starthilfen, fühlt sich mittlerweile aber rund um wohl. „Am Anfang war es nicht so einfach, ich hatte Probleme mit der Sprache und es ist weit weg von zuhause. Man ist auf einmal komplett auf sich alleine gestellt, aber ich glaube, dass ich mich schnell angepasst habe.“ In Saalfelden wohnt er unter anderem mit einem Belgier, einem Finnen und einem Briten zusammen.

Neben den ganzen Österreichern ist Osch also nicht der einzige Legionär, der den Weg nach Saalfelden gefunden hat. Mal im Weltcup aufzutauchen, schätzt Osch aber eher als unwahrscheinlich ein. „Das Niveau ist sehr hoch und außerdem qualifizieren sich nur die ersten 30 für den zweiten Durchgang. Es ist eher sinnlos, nur einen Durchgang zu fahren. Dann fährt man lieber den Eurocup, bei dem 60 Fahrer in den zweiten Durchgang kommen, obwohl das auch schon sehr schwer ist. Das Niveau wird überall immer besser.“

Ski und Politik

Im Juni des nächsten Jahres wird Osch das Abitur in Österreich abschließen. Was in Zukunft passiert, weiß er aber noch nicht genau. „Es hängt davon ab, ob ich direkt weiterstudieren will oder ob ich mich erst mal komplett dem Skisport widmen werde.“

Sollte Ersteres zutreffen, würde der Luxemburger am liebsten Politikwissenschaften in Grenoble studieren, so wäre zumindest mal die Nähe zu den Bergen gegeben. Ob Osch nun wirklich in Pyeongchang starten wird, liegt in der Hand des COSL. Die Entscheidung soll in den kommenden zwei Wochen fallen. Bis dahin will sich Matthieu Osch noch bei den luxemburgischen Landesmeisterschaften in Adelboden gegen seine Landsleute durchsetzen. Die nationalen Wettbewerbe finden vom 12. bis zum 14. Januar statt und werden im Slalom sowie im Riesenslalom ausgetragen.